Positionen & Meinungen Das Bestellerprinzip in Deutschland

Ein Kommentar von Gunther Maier

Es überrascht wenig, dass die meisten Makler auf die Frage, wie sie auf die neue Situation reagieren werden, antworten, dass sie den Anteil des Verkäufers an der Kommission auf den Verkaufspreis aufschlagen und sie so wiederum dem Käufer bzw. Mieter aufbürden wollen. Am Ende des Tages zahlt eben immer der Endverbraucher.

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Das Bestellerprinzip in Deutschland

Vor einigen Wochen sah ich eine interessante Präsentation über die erwarteten Auswirkungen des Bestellerprinzips für Immobilienmakler in Deutschland. Stephan Kippes von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtlingen-Geislingen berichtete über die Ergebnisse einer entsprechenden Umfrage unter rund 1.300 Maklern in Deutschland. Dabei kamen einige recht interessante Ergebnisse zum Vorschein. 

Wenig überraschend ist, dass die Makler mit der neuen Regelung mehrheitlich keine Freude haben. Denn mehr als die Hälfte von ihnen verrechnete bisher die Gebühr dem Käufer bzw. Mieter und muss daher das Geschäftsmodell anpassen. 59 Prozent der Befragten erwarten für sich von der Neuregelung primär einen Nachteil, nur 22 Prozent einen Vorteil. Ebenso wenig überrascht, dass die meisten Makler auf die Frage, wie sie auf die neue Situation reagieren werden, antworten, dass sie den Anteil des Verkäufers an der Kommission auf den Verkaufspreis aufschlagen und sie so wiederum dem Käufer bzw. Mieter aufbürden wollen. Am Ende des Tages zahlt eben immer der Endverbraucher. 

Befragungsergebnisse überraschen

Überraschender sind einige andere Antworten auf diese Frage, bei der übrigens Mehrfachantworten zugelassen waren, sodass sich die Prozentanteile auf über 100 Prozent summieren. Während 31 Prozent meinen, so weiter machen zu können wie bisher, sehen 9 Prozent ihr Geschäft vor dem Aus. 92 Prozent davon begründen die erwartete Schließung ihres Geschäfts ausdrücklich mit der neuen gesetzlichen Regelung. Ein großer Teil jener, die nicht die Flinte ins Korn werfen wollen, sehen für sich Nachholbedarf. 27 Prozent der Befragten wollen ihre Qualifikation verbessern, und je 15 Prozent attraktivere Angebote entwickeln bzw. ihr Unternehmen besser promoten.

Erwartungen der Makler

Recht aufschlussreich sind auch die Antworten auf die Frage nach den Erwartungen der Makler für ihre Branche (auch hier waren Mehrfachantworten möglich). Fast zwei Drittel sehen ihre Leistung anscheinend eher skeptisch und erwarten, dass die Eigentümer ihre Immobilien vermehrt selbst vermarkten werden. Über 50 Prozent sehen in der neuen Regelung eine klarere Rollenverteilung und erwarten daher weniger Feilschen um die Höhe der Kommission. Ein großer Anteil (43 Prozent) erhofft sich einen Rückgang des Konkurrenzdrucks durch eine erwartete Marktbereinigung. Dass es vor allem die schwarzen Schafe sind, die ausscheiden sollen, zeigt sich daran, dass 43 Prozent der befragten Makler einen Anstieg der Kundenzufriedenheit erwarten und gar 53 Prozent eine Verbesserung des Images der Maklerzunft.

Univ. Prof. Dr. Gunther Maier: Modul Universität Wien (MU). Gründer des Forschungsinstituts für Raum- und Immobilienwirtschaft an der WU Wien und Vizepräsident der European Real Estate Society.

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