Auch wenn die Zeichen immer mehr auf geldpolitische Wende stehen, die früher oder später zu einer spürbaren Verteuerung der Immobilienfinanzierungskosten führen könnten, befinden sich die variablen Kreditzinsen auf einem Rekordtief (Infina-Kredit-Index-Stichprobe: 0,62 Prozent). Darüber hinaus begünstige der Immobilienboom derzeit noch Kreditvergaben. Und auch der Anstieg der Wohnimmobilienpreise im Euroraum beschleunigt sich laut Eurostat weiter.
„Das mittlerweile bereits lange anhaltende Niedrigzinsniveau führt zu interessanten Marktentwicklungen. Während einige Kreditinstitute stark auf variabel verzinste Kredite bzw. nur kurz laufende Fixzinssätze setzen, nimmt das Angebot bei sehr langfristigen Fixzinssätzen weiter zu. So bieten heute bereits einige Kreditinstitute Fixzinssätze von bis zu 30 Jahren und vereinzelt sogar darüber hinaus. Gerade bei dieser zweiten Kategorie ist festzustellen, dass diese dann teilweise variabel verzinste Kredite als Beimischung zu Fixzinskrediten vergeben, um das Zinsänderungsrisiko beim Kreditnehmer so niedrig wie möglich zu halten“, so Peter Hrubec, Prokurist bei Infina, zu aktuellen Trends.
Eine „Normalisierung“ des Zinsgefüges komme nicht von heute auf
morgen, so Infina. Das sei ein langfristiger Prozess und allzu große Sprünge wären nicht zu erwarten. Doch ein schrittweiser EZB-Leitzinsanstieg
von derzeit null auf vielleicht 1,5 bis 2 % bis zum Jahr 2030 würde
ausreichen, um die Immobilienhausse abzubremsen. Schließlich wären
selbst noch im zweiten Quartal 2021 39,3 % der neu vergebenen
Wohnbaukredite in Österreich variabel verzinst (vgl. mit 63,5 % im
Jahr 2016). Die unter Zinsaspekten jedoch gute Nachricht wären die
höchsten Staatsschulden, die entwickelte Staaten in Friedenszeiten je
aufgebaut hätten. Die Fed, EZB, Bank of England und Bank of Japan
nähmen darauf entsprechend Rücksicht, was ihre
Zinsanhebungsspielräume stark begrenze. Ansonsten würden die
Notenbanken selbst enorme Wertverluste in ihren Anleiheportfolios
riskieren.