Positionen & Meinungen Kreislaufwirtschaft

Bei der Kreislaufwirtschaft spielen Digitalisierung und BIM eine große Rolle, aber natürlich auch die Themen Innovation, Forschung und Weiterentwicklung. Hubert Wetschnig, CEO der Habau Group und Christian Maier, Leitung Bauwirtschaft bei Habau im Interview.

von 4 Minuten Lesezeit

Kreislaufwirtschaft

Ist Kreislaufwirtschaft ein Thema? Wenn ja, wie wird es umgesetzt? Was sind die aktuell wichtigsten Ansätze, die verfolgt werden?   

Hubert Wetschnig: Für uns als Habau Group ist die Kreislaufwirtschaft – sprich ein schonender, effizienter und somit nachhaltiger Umgang mit sämtlichen Ressourcen im gesamten Bauprozess – ebenso ein fixer Bestandteil unserer Unternehmenskultur wie die kontinuierliche Verbesserung unserer wertschöpfenden Prozesse. Einerseits sind wir hierbei stolz darauf, auf unsere jahrzehntelange Erfahrung in der Baurestmassenaufbereitung verweisen zu können. Andererseits können wir auf unser umfassendes Know-how zugreifen, was den nachhaltigen Lebenszyklusbetrachtung von Immobilien (ÖGNI) sowie den modellbasierten ökologischen Fußabdruck betrifft. Aktuell sind Themen rund um die Ökobilanz von z. B. Betonstahl, Recyclinganteil von Asphaltmischgut und Transportleistungen bereits bei ausgewählten öffentlichen Ausschreibungen Bestandteil der Bestbieterermittlung.    

Warum ist Kreislaufwirtschaft so wichtig? 

Christian Maier, Leitung Bauwirtschaft, Habau: Mit Bauaktivitäten gehen stets Veränderungen in der Umwelt einher. Wir als Habau Group sind uns dieser großen ökologischen Verantwortung bewusst und setzen uns bereits in der Angebotsphase – im Rahmen der vertraglichen Möglichkeiten – nicht nur damit auseinander was, sondern auch wie wir bauen und dabei mit der Natur und Umwelt umgehen.    

Welche Rolle spielt Digitalisierung/BIM? 

Digitalisierung und BIM spielen hierbei eine große Rolle, aber natürlich auch die Themen Innovation, Forschung und Weiterentwicklung. Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie entwickeln wir beispielsweise laufend unsere Standards rund um unsere BIM-Prozesse im Hoch- und Tiefbau weiter. Generell verfolgen wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette das Ziel, die Bauprozesse digitaler abzuwickeln, Synergien besser zu nutzen und folglich auch jegliche Art von Verschwendung auf ein Minimum zu reduzieren. Damit gewährleisten wir auch weiterhin eine effiziente, qualitativ hochwertige, flexible und termintreue Projektabwicklung.

„Generell verfolgen wir entlang der gesamten Wertschöpfungskette das Ziel, die Bauprozesse digitaler abzuwickeln, Synergien besser zu nutzen und folglich auch jegliche Art von Verschwendung auf ein Minimum zu reduzieren.“

Wie wird sich die Kreislaufwirtschaft in den nächsten fünf/zehn Jahren entwickeln/verändern? 

Zum einen werden in den kommenden Jahren die Vorgaben der Politik, wie z. B. Green Deal, die 17 Ziele für eine nachhaltige Zukunft der UN etc., verstärkt in Ausschreibungen, Richtlinien, Förderungen usw. Eingang finden. Zum anderen verdeutlicht die aktuelle Situation im Zusammenhang mit der teilweise stark eingeschränkten Materialverfügbarkeiten relevanter Bauprodukte, dass nicht bloß ein Umdenken einsetzen muss, sondern bereits ein dringender Handlungsbedarf auf europäischer Ebene gegeben ist. Wir sind überzeugt, dass hierbei neben dem Grundansatz der Kreislaufwirtschaft auch der Fokus auf neue nachhaltige Baustoffe gelegt werden muss. Hierbei muss es uns gelingen, innerhalb der EU unsere Stärken zu bündeln und unsere Abhängigkeiten außerhalb der EU zu reduzieren; allerdings gilt es auch, Partnerschaften und Kooperationen zu forcieren.  

„Neben der Kreislaufwirtschaft muss auch der Fokus auf neue nachhaltige Baustoffe gelegt werden.“

Welche Materialien können überhaupt wiederverwertet werden? 

Grundsätzlich gibt es viele Materialien, die für eine Wiederverwertung geeignet sind. Es liegt primär in der Verantwortung des Auftraggebers des jeweiligen Abbruchvorhabens, hier die richtigen Entscheidungen vorab zu treffen bzw. sich auch frühzeitig durch Expertinnen und Experten beraten zu lassen. Möchte er beispielsweise Türen, Fenster, Holzträger usw. für eine Weiterverwendung gewinnen bzw. diese zurückhalten, dann muss dies auch in dieser Art und Weise in die Ausschreibung Eingang finden. Erfolgt die Vergabe eines Abbruchs unter dem Titel „Abbruch und Wegschaffen“ entstehen bereits durch den bloßen Willen des Auftraggebers Abfälle, welche dann auch zu entsorgen sind. Nach Beauftragung stellen rein die Herstellung von Recyclingbaustoffen und Wiederverwendung von Aushub hier Ausnahmen dar.

Verwandte Artikel