Positionen & Meinungen Open Space und Home-Office

Ein Kommentar von Jenni Wenkel

Mit der Krise hat sich die Einstellung zum Thema Home-Office positiv verändert. Bleibt die Frage, inwieweit sich diese Arbeitsweise dauerhaft in unser aller Arbeitsalltag integrieren lassen kann. Und welche Auswirkungen sich daraus auf den Flächenbedarf und das soziale Miteinander ergeben.

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Open Space und Home-Office

Ich arbeite in einem der modernsten Bürokomplexe Europas – dem Erste Campus. Als die Erste Group Bank AG mit all ihren Tochtergesellschaften Anfang 2016 an diesen Standort zog, wurde eine völlig neue Arbeitswelt geschaffen. Eine Arbeitswelt, welche die in Europa immer noch vorherrschende Arbeitsweise revolutioniert hat: Open Space, Desk Sharing, Paperless Office, all das wurde implementiert. Es gibt nur noch ein einziges Einzelbüro auf 90.000 Quadratmetern und das ist dem Aufsichtsratsvorsitzenden vorbehalten. Sogar der Vorstand arbeitet im Großraumbüro. Eine Herausforderung auf vielen Ebenen. Für eine Unternehmenskultur und jeden einzelnen Mitarbeiter. Aber es ist auch eine Herausforderung, die verbindet. Denn mittlerweile arbeiten 5.500 Kollegen tagtäglich sehr erfolgreich mit diesem innovativen Konzept. Allein das Thema Home-Office wurde stehts kritisch gesehen. 

Technisch kein Problem

Dann kam das Virus – mit all seinen Abstands- und Hygienevorschriften im Gepäck. Auf einmal war Home-Office verpflichtend. Für alle. Nach dem ersten harten Lockdown im Frühjahr 2020 wurde eine 50/50-Regel eingeführt, die bis heute Bestand hat. Zwei Gruppen. Eine Woche „Office“, eine Woche „Home-Office“. Nur wenige sind permanent vor Ort. Manche Kollegen habe ich daher seit Monaten nicht „gesehen“. Wiederum eine Herausforderung. Technisch war die Umstellung dank einer hervorragenden IT-Abteilung in knapp einer Woche vollzogen. „Teams“ wurde zu unserem neuen Medium. Inhaltlich waren in den meisten Bereichen kaum Auswirkungen auf die Arbeitsleistung zu bemerken. Im Gegenteil. Weniger Wegzeiten, mehr Arbeitszeit. Und so hat sich mit der Krise auch die Einstellung zum Thema Home-Office positiv verändert. Bleibt die Frage, inwieweit sich diese Arbeitsweise dauerhaft in unser aller Arbeitsalltag integrieren lassen kann. Und welche Auswirkungen sich daraus auf den Flächenbedarf und das soziale Miteinander ergeben.

Menschlich eine Herausforderung

Denn nach wie vor ist es erstaunlich zu beobachten, wie unterschiedlich die einzelnen Kollegen mit dieser „Ausnahmesituation“ umgehen. Je nach den jeweiligen Lebensumständen können sich einige sehr gut mit den neuen Gegebenheiten arrangieren, anderen fehlen der inhaltliche Austausch und das soziale Miteinander umso mehr. Es wird die nächste Herausforderung sein, die auf uns zukommt: hier die richtige Mischung zu finden. An unterschiedlichen Konzepten wird momentan intensiv gearbeitet.  

Bis dahin haben wir, zumindest derzeit, eine ganz gute Mischung gefunden. Telefonieren auch mal nur so miteinander, um zu fragen, wie es uns geht. Kommunizieren noch klarer untereinander. Und freuen uns trotzdem schon jetzt, wenn wir dann auch alle mal wieder gemeinsam im Büro sitzen dürfen. Und im Schanigarten.

DI Jenni Wenkel MRICS ist studierte Immobilienökonomin und Vorstandsvorsitzende der RICS in Österreich. Seit  13 Jahren ist sie im Erste Bank Konzern tätig, zuletzt im Bereich CREAM und als Projektleiterin in der Hotelentwicklung.

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