Retail Private Reisetätigkeit erholt sich erst ab 2022

Um die Bandbreite der künftigen Wirtschaftsentwicklung, bedingt durch die Pandemie, einzugrenzen, entwirft die WIFO Prognose zwei Szenarien. Eines steht jedoch jetzt schon fest: Privater Konsum und Reiseverkehr werden 2022 in beiden Szenarien geringer sein als vor der Krise.

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Private Reisetätigkeit erholt sich erst ab 2022

Im Öffnungsszenario werden die Einschränkungen im Lauf des Frühjahrs vollständig aufgehoben. Das Lockdownszenario geht dagegen von einer neuerlichen Schließung des Handels und der personennahen Dienstleistungen im April 2021 aus. Im ersten Szenario kommt die Wirtschaft bereits im Frühjahr wieder in Schwung, das BIP dürfte 2021 um 2,3% und 2022 um 4,3% wachsen. Im Lockdownszenario verzögert sich die Erholung, der Zuwachs beträgt 2021 1,5% und 2022 4,7%. Privater Konsum und Reiseverkehr sind auch 2022 noch schwächer als vor der COVID-19-Pandemie. Auf dem Arbeitsmarkt wird die Krise noch längere Zeit sichtbar bleiben.

Die österreichischen Warenexporte und die Sachgütererzeugung waren von den Lockdown-Maßnahmen im Herbst und Winter kaum betroffen und erholten sich bis Jahresende 2020 merklich. Beide Bereiche profitierten maßgeblich von der Erholung der weltweiten Industrieproduktion und des globalen Warenhandels. Diese Entwicklung dürfte sich 2021 fortsetzen, auch wenn sie gegenwärtig von Asien und den USA getrieben wird, und sich in den für den österreichischen Export wichtigen Ländern der Europäischen Union verzögert. 2022 wird sich dieses Muster voraussichtlich umkehren: Während die europäischen Absatzmärkte kräftig wachsen dürften, wird sich die Erholung außerhalb Europas voraussichtlich abschwächen. Auch die Bauwirt schaft litt kaum unter den behördlichen Einschränkungen und dürfte im Prognosezeitraum stetig wachsen.

Hingegen dämpften die Schließungsmaßnahmen im November und Dezember 2020 sowie im I. Quartal 2021 sowohl die Konsumausgaben der privaten Haushalte als auch den Reiseverkehr deutlich, wodurch die Wirtschaftsaktivität in den Bereichen Handel, Gastronomie, Beherbergung und sonstige Dienstleistungen einbrach. Im Fall einer Aufhebung der Einschränkungen im Frühjahr ("Öffnungsszenario") dürfte daher das wirtschaftliche Aktivitätsniveau in diesen Bereichen merklich zunehmen. Im Fall neuerlicher Schließungen ("Lockdownszenario") wird die wirtschaftliche Aktivität im Frühjahr hingegen schwach bleiben und die Erholung erst später einsetzen. Im zweiten Szenario werden der private Konsum, der Reiseverkehr und die Wertschöpfung der betroffenen Wirtschaftsbereiche 2021 daher deutlich schwächer wachsen als im Fall von Lockerungen. 

Nach dem kräftigen Einbruch der Wirtschaftsleistung im Winter rechnen beide Szenarien für 2021 mit einem mäßigen Wachstum, gefolgt von einer kräftigen Erholung im Jahr 2022. Ein neuerlicher Lockdown würde die Wirtschaftsaktivität und damit das BIP-Wachstum 2021 deutlich dämpfen, durch die verzögerte Erholung wäre das Wachstum 2022 allerdings entsprechend kräftiger. Im Öffnungsszenario dürfte die österreichische Wirtschaft 2021 um 2,3% und 2022 um 4,3% wachsen. Im Lockdownszenario beträgt der Zuwachs 2021 1,5% und 2022 4,7%. 

Auf dem Arbeitsmarkt werden die Folgen der COVID-19-Krise noch länger sichtbar sein. Die Beschäftigung dürfte zwar im Prognosezeitraum deutlich steigen, dies geht jedoch nur teilweise auf die Einstellung Arbeitsloser zurück. Im Öffnungsszenario sinkt die Arbeitslosenquote 2021 auf 9,2% und 2022 auf 8,4%, im Lockdownszenario auf 9,3% bzw. 8,5%. 2022 ist sie damit in beiden Szenarien rund einen Prozentpunkt höher als im Vorkrisenjahr 2019. 

Aufgrund eines Anstiegs der Rohstoffpreise nehmen die Verbraucherpreise 2021 und 2022 um jeweils 1,8% zu. Der Inflationsdruck bleibt jedoch aufgrund einer schwachen Lohnentwicklung verhalten. 

Die fiskalpolitischen Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen und Privatpersonen setzen die öffentlichen HEpiaushalte unter Druck. Durch die Erholung der Konjunktur verringert sich der Finanzierungssaldo laut Öffnungsszenario von ‑8,9% (2020) auf ‑7,1% (2021) bzw. ‑3,7% (2022) des BIP, laut Lockdownszenario auf ‑7,7% bzw. ‑4%.

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