Balance zwischen Erbe und Modernität

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Kulturtourismus boomt in Österreich. Von 131,9 Millionen Nächtigungen pro Jahr bezeichnet sich im Winter jeder zweite Besucher als Kulturtourist, im Sommer immerhin jeder achte. Die österreichische Kulturpolitik unterstützt den Besucherstrom durch den Erhalt des kulturellen Erbes, denn immerhin werden dabei volkswirtschaftliche Effekte generiert.

Nach Österreich reist man der Kultur wegen. Das bestätigt sich allein schon durch die Zahlen der Besucher-Hotspots. So besuchten im Jahr 2014 rund 3 Millionen Menschen das prächtige Schloss Schönbrunn, das auch auf der Welterbeliste der UNESCO zu finden ist und anno dazu mal Kaiserin Maria Theresia als Sommersitz diente. 2.5 Millionen flanieren durch den dazugehörigen Tiergarten im Park, den ältesten noch bestehenden Zoo der Welt. Auch das Salzburger Wahrzeichen, die Festung Hohensalzburg, und das Wiener Belvedere von Prinz Eugen von Savoyen besuchten im Jahr 2014 je 1 Million Gäste. „Das ruhmreiche Kulturerbe Österreichs generiert wichtige volkswirtschaftliche Effekte, ist Wertschöpfungs- und Beschäftigungsmotor sowie wichtige Zukunftsinvestition“, sagt Elisabeth Udolf-Strobl, Leiterin der Sektion Tourismus und historische Objekte des österreichischen Bundesministeriums (BMWFJ).

Der Kulturtourismus bietet einem kleinen Land wie Österreich, das seinen Wettbewerbsvorteil konsequent pflegt, mannigfache Vorteile. Die Reisen finden saisonal unabhängig statt und sind krisenresistent. Zusätzlich sind Kulturtouristen in entspannter und großzügiger Stimmung. Sie geben pro Kopf und Tag 167 Euro aus, 42 Euro mehr als der Durchschnitt der Reisenden. Billigangebote und der Trend zu Qualitätstourismus unterstützen das.

[caption id="attachment_1925" align="aligncenter" width="300"]SCHLOSS HOF. In Schloss, Garten und Gutshof des Schloss Hof in Niederösterreich tauchen Besucher in die Welt des Barock. (c) Herta Hurnaus SCHLOSS HOF. In Schloss, Garten und Gutshof des Schloss Hof in Niederösterreich tauchen Besucher in die Welt des Barock.
(c) Herta Hurnaus[/caption]

Eine Strategie mit vielen Säulen

Kulturerbe und Tourismus gehören in Österreich schon aus Tradition untrennbar zusammen. Den Ruf als Land des kulturellen Erbes hat man sich erarbeitet. Die ruhmreiche und prächtige Habsburger Geschichte bietet dazu unzählige Anknüpfungspunkte. So setzt folgerichtig die Tourismusstrategie des Bundesministeriums neben den Alpen und der Donauregion aus vier Gründen bei Kultur und Städten an.

Historische Sehenswürdigkeiten sind zentrale Imageträger und Teil der nationalen Identität des Landes.

Österreich verfügt durch sein einzigartiges kulturelles Erbe über einen unschätzbaren Wettbewerbsvorteil, der im Tourismusmarketing eingesetzt wird. Kulturtourismus hat österreichweite, aber vor allem regionale Bedeutung: Lokale Festspiele, Veranstaltungen und historische Sehenswürdigkeiten entwickeln sich immer mehr zu Tourismusmagneten.

Kultur lockt Gäste aus den Fernmärkten an: Bereits jeder zehnte Kultururlauber stammt aus den USA, China, Japan oder dem Arabischen Raum, Tendenz steigend.

[caption id="attachment_1926" align="aligncenter" width="300"]HOFBURG INNSBRUCK. Die kaiserliche Hofburg in Innsbruck wurde von den Habsburgern errichtet, war Residenz und lockt mit Prunkräumen Jahr für Jahr Touristen aus aller Welt an. (c) Friedl Murauer HOFBURG INNSBRUCK. Die kaiserliche Hofburg in Innsbruck wurde von den Habsburgern errichtet, war Residenz und lockt mit Prunkräumen Jahr für Jahr Touristen aus aller Welt an.
(c) Friedl Murauer[/caption]

Attraktiv durch zeitgemäße Förderinitiativen

Um wichtige volkswirtschaftliche Einnahmequellen zu unterstützen, betreibt das Ministerium für Wirtschaft, Familie und Jugend fünf Initiativen, die auch Modernität und Attraktivität in das kulturelle Erbe bringen. So verfolgt die Initiative „Imperial Austria“ als Dachmarke führender Leitbetriebe das Ziel, zwischen authentischem Bewahren des Erbes und zeitgemäßer Präsentation eine Balance herzustellen. Virtuell und multimedial präsentiert die zweite Initiative namens „Welt der Habsburger“ die mehr als 600-jährige bewegte Geschichte der Habsburger. Der Zusammenschluss „Creative Austria“ ergänzt das klischeehafte Österreichbild um moderne und zeitgenössische Aspekte. Indirekte Förderung findet seit 2011 statt, indem der „Filmstandort Austria“ gezielt Filme fördert und damit seither bereits 31 Millionen Euro Wertschöpfung generieren konnte. Zu guter Letzt startete heuer das Markenkonzept der Österreich Werbung mit dem Kulturthema „Österreich. Treffpunkt Europas“. Ausgehend vom Europäischen Song Contest, den Conchita Wurst moderierte, wird speziell Musik gefördert.

Zur Strategie gehören selbstverständlich Investionen dazu, die direkt den Wert von Gebäuden erhalten. So finanziert das Wirtschaftsministerium laufend Sanierungen und Erneuerungen. Nur zwei Beispiele: Zwischen 1999 und 2005 wurde in der Grafischen Sammlung Albertina der Altbestand generalsaniert und ein Zubau für Studiengebäude, Tiefspeicher und Wechselausstellungshalle mit 57 Millionen Euro unterstützt. Für das moderne 21er-Haus in der Nähe des Hauptbahnhofes flossen 11,3 Millionen Euro für die erste Bauphase. Das Ministerium verwaltet 111 Liegenschaften sowie 390 Objekte im ganzen Land. Warum lohnen sich diese Investitionen? „Österreichs Kultur ist eine der drei Säulen in der Tourismusstrategie des Bundes. Städte- und Kulturtourismus haben eine wichtige „Türöffnerfunktion“. So sind Städte die erste Anlaufstelle für unsere Gäste und davon profitieren auch umliegende Regionen“, weiß Sektionsleiterin Elisabeth Udolf-Strobl. Damit das so bleibt, gilt es eine attraktive Balance zwischen Tradition und Moderne, Erbe und Zukunft sowie Vergangenheit und Gegenwart zu halten.


Die beliebtesten Ziele von österreichischen Kultur­touristen 2014

  • Schloss Schönbrunn – 3 Millionen
  • Tiergarten Schönbrunn – 2,5 Millionen
  • Belvedere – 1 Million
  • Festung Hohensalzburg – 1 Million
  • Basilika Mariazell - 700.000
  • Hofburg/Kaiserappartements,
  • Sisi Museum und Silberkammer – 670.000

Wer wirklich von Investitionen in Kulturtourismus profitiert

Wenn das Ministerium in Restaurierung, Erhalt und Revitalisierung von historischen Gebäuden investiert, wird deutlich mehr als ein Gebäude oder Areal gefördert. Tourismus generiert Umwegrentabilität. Sowohl die umliegende Wirtschaft als auch der Standort erfahren eine Aufwertung. Am stärksten profitieren Wirtschaftszweige wie Hotellerie und Gastronomie, aber auch Baugewerbe, Energieversorger sowie der umliegende Einzelhandel.

Kurz gesagt: Es werden wichtige volkswirtschaftliche Effekte ausgelöst, die Beschäftigung und Wertschöpfung antreiben.


WOHER KOMMEN UNSERE GÄSTE?

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VERTEILUNG DER NÄCHTIGUNGEN NACH BUNDESLÄNDERN

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Culture is the main reason to travel to Austria. This is confirmed by the numbers in visitor hotspots: In 2014, around 3 million people visited Schönbrunn Palace. 2.5 million took a stroll in the associated zoo in the park. Also the Hohensalzburg Fortress and the Belvedere in Vienna were visited by one million guests each last year.

The glorious Austrian cultural heritage is generating important economic effects. “It is a motor for creating value as well as jobs and it is an important investment into the future,“ says Elisabeth Udolf-Strobl, head of the tourism and historical objects section of the Austrian economy ministry BMWFJ. Cultural tourists come throughout the year and even in times of crisis. Additionally they are more relaxed. On average they spend 167 Euros per person per day, 42 Euros more than the average traveller.

Therefore, the federal ministry is focussing its tourism strategy not only on the Alps and the Danube region but also on culture and cities. The main four reasons are:
  • Historical sights are central images and part of the national identity
  • Austria’s cultural heritage is an invaluable competitive advantage used in tourism marketing.
  • Cultural tourism is important on a national but particularly on a regional level: local festivals, events and historical sights are attracting more and more tourists.
  • Culture is attracting more and more guests from far away: already one in ten culture tourists are from the USA, China, Japan or the Arabic region.

Increasing historical attractiveness

The BMWFJ has started five initiatives to add modern elements to the cultural heritage and increase its attractiveness. As an umbrella brand for leading companies, the “Imperial Austria” initiative aims to create a balance between authentic preservation of the heritage and up-to-date presentation. The second initiative “World of Habsburgs” presents the over 600-year history of the dynasty virtually and via a multimedia approach. “Creative Austria” is adding modern aspects to the clichée-like image of Austria. Since 2011 the “Filming location Austria” was able to generate 31 Mio. Euro added value. Lastly, there is the brand concept of “Austria Tourism” with the cultural topic “Austria - Europe’s Meeting Point”, particularly promoting music. Of course the strategy includes investments directly maintaining the value of buildings. The economy ministry is continuously financing renovations and renewals in the 111 properties and 390 objects it is managing in total throughout the country.

“Austria’s culture is an important pillar in the federal tourism strategy,” says Udolf-Strobl. “In order to sustain this trend, an attractive balance between tradition and modernity, heritage and future as well as past and present has to be upheld.”