Infrastruktur Brennerbasistunnel wird offenbar um rund eine Milliarde Euro teurer

Wegen Inflation - Ursprünglich rund 9,6 Mrd. Euro angenommen

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Brennerbasistunnel wird offenbar um rund eine Milliarde Euro teurer

Der voraussichtlich im Jahr 2032 in Betrieb gehende Brennerbasistunnel (BBT) wird offenbar um rund eine Milliarde Euro teurer. Nach einer "umfassenden Analyse" wurden die Gesamtprojektkosten von der Brennerbasistunnelgesellschaft (BBT SE) auf rund 10,5 Milliarden Euro geschätzt, hieß es am Mittwoch in einer Aussendung. Bisher war man von rund 9,6 Milliarden Euro ausgegangen.

Die nunmehr eingetretene erhöhte Kostenschätzung bzw. die "Anpassung", wie es die BBT SE formulierte, sei im Wesentlichen auf die eingetretene Inflationsentwicklung, zum Beispiel Preissteigerungen im Energiesektor und Teuerung der Baustoffe, zurückzuführen, wurde betont. Die geschätzten Gesamtkosten setzen sich aus den Errichtungskosten von 8,54 Milliarden Euro, prognostizierten Kosten für Risiken in Höhe von 1,092 Milliarden Euro und 903 Millionen Euro für die wahrscheinliche zukünftige Inflation der noch anfallenden Kosten zusammen.

Die neu berechnete Gesamtkostenschätzung wurde vom Aufsichtsrat der BBT SE kürzlich genehmigt. Die Beantragung der erforderlichen Fördermittel bei den jeweiligen nationalen Förderstellen in Österreich und Italien sei eingeleitet worden, so die Verantwortlichen. Die EU-Förderung laufe weiter.

Italien und Österreich erhalten von der Europäischen Union eine Kofinanzierung in Höhe von 50 Prozent für die Planungs- und Erkundungsarbeiten und in Höhe von 40 Prozent für die Baumaßnahmen. Bisher hatte die EU eine Kofinanzierung von insgesamt rund 1,6 Milliarden Euro zugesichert. Eine Entscheidung für die Kofinanzierung für die Kosten ab dem 1. Juli 2023 werde im Sommer diesen Jahres erwartet.

Gebaut wird an dem Mammutprojekt schon eine lange Zeit. Am 30. Juni 2006 war der symbolische Spatenstich erfolgt, im August 2007 begannen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt des Erkundungsstollens zwischen Aicha und Mauls in Südtirol. Anfang April war der Zuschlag für das letzte noch verbliebene Baulos erteilt worden: Die Arbeiten am Baulos "H53 Pfons-Brenner" werden für die Summe von 959 Millionen Euro von einer Arbeitsgemeinschaft bestehend aus der Porr Bau GmbH, Marti GmbH Österreich und der Marti Tunnel AG Schweiz durchgeführt.

Vom insgesamt 230 Kilometer langen Tunnelsystem des Brennerbasistunnels sind bisher 157 Tunnelkilometer vorgetrieben, davon 60 Kilometer für den Haupttunnel, 55 Kilometer für den Erkundungsstollen und 42 Kilometer für Zufahrts-, Rettungs- und Logistiktunnel. Der BBT verläuft auf 55 Kilometern zwischen Innsbruck und dem Südtiroler Franzensfeste und gilt als Kernelement der neuen Bahnverbindung von München bis Verona. Nach Fertigstellung wird der flach verlaufende Eisenbahntunnel nach Angaben der ÖBB mit 64 Kilometern "die längste unterirdische Eisenbahnverbindung der Welt" sein. Der Tunnel bildet zudem ein Kernstück des TEN-V Kernnetzkorridors Skandinavien-Mittelmeer. Das Datum für die Fertigstellung hatte sich in den vergangenen Jahren nach hinten verschoben und ist nun für 2032 avisiert. Stetig bemängelt wurde auch, dass in Bezug auf die Zulaufstrecken, vor allem im Norden, zu wenig weitergehe.

Nicht zuletzt mithilfe des Brennerbasistunnels und einer damit einhergehenden Verlagerung des Gütertransports auf die Schiene hoffen die politisch Verantwortlichen in Tirol und Österreich, die überbordende Belastung der Bevölkerung durch den Transitverkehr in den Griff zu bekommen. Schwere, lange Güterzüge bis zu 2.000 Tonnen könnten im BBT etwa mit dann nur einer Lok abgewickelt werden - bisher seien zwei bis drei Loks für 800 Tonnen Züge durch Steigungen erforderlich. Die Fahrzeit soll sich für Güterzüge von einer Stunde und 45 Minuten auf 35 Minuten verringern.

Auch für die Fahrgäste verspricht der Brennerbasistunnel nach Angaben der Verantwortlichen viele Vorteile. Die Fahrzeit München - Verona werde wahrscheinlich nur vier Stunden betragen, statt derzeit fünfeinhalb. Jene von Innsbruck nach Bozen reduziere sich um rund 70 Minuten auf eine Stunde. Und die Fahrzeit von Innsbruck nach Franzensfeste wird dank BBT 20 bis 25 Minuten statt bisher 80 ausmachen. (apa)

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