Positionen & Meinungen Bullshit? Bullshit!

Haben Sie schon einmal Bullshit-Bingo gespielt? Bestimmt kennen Sie das – eine kleine Matrix befüllt mit dem ständigen Schmäh der Kollegen und wer zuerst eine ganze Reihe senkrecht, waagrecht oder diagonal voll hat, hat gewonnen.

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Bullshit? Bullshit!

Als ich noch im angloamerikanischen Kontext tätig war, waren die Aussagen „… boost the business“ und „hit the ground running“ die absoluten Spitzenreiter.  

Nach der Durststrecke im Home-Office gibt es endlich das Bullshit-Bingo-Thema schlechthin: Nachhaltigkeit und ESG! Es ist nicht nur ein steter Quell, sondern bietet auch eine unendliche Bandbreite für neue Plattitüden. Der amerikanische Philosoph Harry Frankfurt beschreibt in seinem Standardwerk „On Bullshit“, dass Bullshit eben nicht lügen sei – sondern die Indifferenz gegenüber der Wahrheit – und dabei der Bezug zur Wahrheit schlicht wurscht ist. Durch Bullshit möchte man hochtrabend daherkommen, nervt dabei aber die gebildete Gemeinde. Googeln Sie bitte mal „Investition“, „ESG“ und „Nachhaltigkeit“ im österreichischen Kontext. Es ist sehr unterhaltsam, das eine oder andere Alphatier dabei zu beobachten, wie das eigene grandiose Wirken als nachhaltiges und ESG-konformes Rebellentum verkauft wird.

Greenwashing

Womit wir beim nächsten Begriff wären. Grünfärberei ist die große Schwester des vorher Beschriebenen und wird gerne betrieben, um seinen Produkten oder Aktivitäten eine geschönte positive öffentliche Wahrnehmung zu verschaffen. Das geht bei der Nachhaltigkeit auch nicht ohne ordentlichen Bullshit ab und kann sich, vermehrt im Rahmen der ESG-Faktoren, bei korrekter Anwendung derselben, auf längere Sicht als peinliche Mogelpackung herausstellen. Im Grunde ist Greenwashing sinnlos, die Nachhaltigkeitsgemeinde in Österreich wird immer größer und professioneller.  

Zum Schluss zitiere ich mal direkt aus dem Buch van der Leyen: „Und der Herr sprach: Siehe, der Immobilienwirtschaft geht es zu gut. So will ich ihnen eine Plage schicken, um sie zu prüfen. Und die Plage hieß EU-Taxonomie.“ Sobald die Masse der Adressaten verstanden hat, worum es tatsächlich geht, wird man sich nicht mehr verstecken können. Spätestens bei der wirtschaftlichen Betrachtung von Immobilieninvestitionen wird im Rahmen der Finanzierung näher hingeschaut. Wer die Weisheit „Money talks and Bullshit walks“ kennt, weiß, dass der eine oder andere Sünder dann möglicherweise Buße tun und seinen Bullshit relativieren werden muss.  

Somit sind wir am Ende doch wieder beim Thema Immobilien­finanzierung.

Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei  Phorus Management und Gründungsvorsitzender der  AREAMA – Austrian Real Estate Asset Management  Association.

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