Commerzialbank-Konkurs zieht weite Kreise

Das Nachrichtenmagazin „profil“ zitiert in seiner aktuellen Ausgabe aus einer Liste von 373 Gläubigern, die Forderungen im Konkursverfahren der Commerzialbank Mattersburg angemeldet haben (Stand Ende April 2021). Darauf finden sich auch 18 gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, die zusammen rund 114 Millionen Euro einfordern,

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Neben der größten Gläubigerin Einlagensicherung Austria (488,7 Millionen Euro) und bekannten Namen wie Frequentis (30,78 Millionen) und Barracuda (33,7 Millionen Euro) finden sich darauf 18 gemeinnützige Wohnbaugesellschaften, die zusammen rund 114 Millionen Euro einfordern, weiters zehn burgenländische Gemeinden mit zusammen 3,9 Millionen Euro. Auch vier Banken und eine Versicherung haben eingemeldet. Die Bank für Tirol und Vorarlberg macht zehn Millionen Euro geltend, die Bausparkasse Wüstenrot und die Raika Althofen jeweils rund sechs Millionen, die Allianz Investmentbank drei Millionen und die Wüstenrot Versicherung 9,9 Millionen Euro.

Unter den Geschädigten finden sich darüber hinaus ein Industrieller und Kunstmäzen (insgesamt 1,2 Millionen Euro), ein ehemaliger Profi-Fußballer (1,66 Millionen), die Ärztekammer Niederösterreich (2,15 Millionen Euro), der Pensionistenverband Österreich (Landesorganisation Burgenland, 82.700 Euro) und die burgenländische Landesgruppe des österreichischen Städtebundes (199.700 Euro). Die Arbeiterkammer Burgenland hatte insgesamt 403.448 Euro bei der Commerzialbank veranlagt, abzüglich der Entschädigung durch die Einlagensicherung macht sie nun 303.448 Euro im Konkurs geltend. Auch die Wirtschaftskammer-Organisation ist betroffen: Der Pensionsfonds der Wirtschaftskammer Österreich fordert 32.000 Euro, der Fachverband der Stein- und keramischen Industrie 308.080 Euro, ein dem Fachverband nahestehender Verein noch einmal 120.800 Euro. Hinzu kommen Wiener Hauseigentümergemeinschaften, lokale Wasserverbände, Kleingartenvereine, zwei örtliche Pfarrkichen (144.000 Euro), die HochschülerInnenschaft der TU Graz (205.000 Euro) und auch eine Partei, die es so nicht mehr gibt: Das „Team Stronach für Österreich in Liquidation“ macht im Mattersburg-Konkurs exakt 182.491,84 Euro geltend.

Mit Stand Ende April dieses Jahres hatten die Gläubiger insgesamt 806 Millionen Euro an Forderungen angemeldet, wovon die Masseverwalter der Kanzlei Kosch & Partner 611 Millionen Euro anerkannt hatten. Die Verwertung der Masse ist noch nicht abgeschlossen, zuletzt lagen aber jedenfalls 122,4 Millionen Euro auf den Massekonten. Da die Einlagensicherung Austria die einzige Gläubigerin ersten Ranges ist, werden die übrigen Gläubiger im Konkursverfahren wohl leer ausgehen.

Die politischen Reaktionen liessen nicht lange auf sich warten. Die größten Verluste sind bei der SPÖ-geführten Sozialbau AG mit knapp 90 Millionen Euro und der GESIBA, die sich im Besitz der Stadt Wien befindet, mit rund 34 Millionen Euro veranlagten Geldern zu verbuchen, betont etwa VP-Wien Wohnbausprecher Peter Sittler in einer Aussendung, „Wieso die beiden Wohnbauträger so viel Geld bei einer kleinen Regionalbank im Burgenland veranlagt haben, bleibt weiterhin unklar. Die SPÖ hat die lückenlose Aufklärung mehrfach verweigert, sogar ein von uns beantragter Sonderwohnbauausschuss wurde abgelehnt."

Insbesondere rund um die zuständige Aufsichtsbehörde der gemeinnützigen Wohnbauvereinigungen stellen sich viele offene Fragen. „Wir fragen uns, welche Rolle hat die MA 50 als zuständige Aufsichtsbehörde gespielt hat und weshalb sie immer noch untätig geblieben ist. Stadträtin Gaal muss rasch für Aufklärung in ihrem Wohnbau-Ressort sorgen“, so Sittler.