Wohnen International Fast 381.000 Neubauwohnungen 2021 in Deutschland genehmigt

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland so viele Neubauwohnungen genehmigt worden wie seit über 20 Jahren nicht. Die zuständigen Baubehörden erteilten in knapp 381.000 Fällen eine Genehmigung, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte.

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Fast 381.000 Neubauwohnungen 2021 in Deutschland genehmigt

Während der Bauverband HDB 2022 mit einer schwachen Entwicklung rechnet, fordert die IG Bau bei Regierungsplänen Vorrang für den Wohnungsbau. "Denn es gibt viele Menschen, die aus der Ukraine flüchten. Und darunter wahrscheinlich auch viele, die dauerhaft bei uns bleiben werden", sagte Gewerkschaftschef Robert Feiger. Die Ampelkoalition von SPD, Grünen und FDP will dafür sorgen, dass pro Jahr 400.000 Wohnungen gebaut werden und will dafür die Baugenehmigungs- und Planungsprozesse vereinfachen.

Problematisch ist seit längerem, dass mehr Bauten genehmigt werden als dann tatsächlich auch gebaut werden. So erwarten die Bauverbände HDB und ZDB, dass heuer rund 320.000 Wohnungen fertiggestellt werden, nach rund 310.000 im abgelaufenen Jahr. Allein 2020 lag die Zahl der Baugenehmigungen aber bei fast 369.000. Dieser sogenannte Bauüberhang nehme seit Jahren zu, bestätigte das Statistikamt. Politiker klagen in diesem Zusammenhang über Spekulation mit Grundstücken. Demnach werden Baugenehmigungen oftmals nur beantragt, um die Grundstücke dann teurer verkaufen zu können.

Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) verwies darauf, dass die Nachfrage nach Wohnraum im Jahresverlauf nachgelassen habe - zum einen wegen des Auslaufens der Baukindergeldförderung Ende März und zum anderen wegen Materialengpässe und dadurch höhere Baupreise, sagte HDB-Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller. Vor allem wegen der "durch die aktuelle politische Lage derzeit wieder stark anziehenden Preise bei Baumaterialien befürchten wir, dass sich die schwache Entwicklung 2022 fortsetzen wird".

IG Bau-Chef Feiger mahnte jedoch, der Nachholbedarf beim Wohnungsneubau sei schon jetzt enorm. "Daher brauchen wir auch in diesem Jahr wieder einen Superlativ bei den Baugenehmigungen." Notwendig seien Genehmigungen vor allem für mehr Dachaufstockungen von Wohnhäusern, für On-Top-Etagen auf Geschäftshäusern, auf Büro- und Verwaltungskomplexen, auf Parkhäusern und Einkaufsmärkten.

Die Zahl der Baugenehmigungen kletterte im vergangenen Jahr deutschlandweit bei Einfamilienhäusern um 0,9 Prozent, bei Mehrfamilienhäusern um 2,2 Prozent. Bei Zweifamilienhäusern gab es einen starken Anstieg von mehr als einem Viertel.

Die Bundesbank warnte jüngst erneut vor Preisübertreibungen auf dem Immobilienmarkt, die sich im vergangenen Jahr noch verstärkt hätten. In den deutschen Städten würden die Wohnimmobilienpreise 2021 mittlerweile zwischen 15 und 40 Prozent über dem gerechtfertigten Niveau liegen. (apa/reuters)

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