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Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe. Diesen Ausspruch von Khalil Gibran hat sich Hermann Rauter zum Lebensmotto gemacht.

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Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe. Diesen Ausspruch von Khalil Gibran hat sich Hermann Rauter zum Lebensmotto gemacht.

Wer viel Geld hat, hat Angst, sein Geld zu verlieren. Diese Angst ist viel schrecklicher als kein Geld zu haben, dafür aber ein Ziel vor Augen“, Hermann Rauter.

„Mir ist auf einmal bewusst geworden, dass ich nur dem Geld nachlaufe“, so Rauter. „Dafür ist mir mein Leben aber zu schade. Da muss es mehr geben. Dieser Gedanke war auf einmal da.“ Rauter zog die Konsequenzen und drosselte den „Kaufmann“ Rauter. „Ich habe weniger gearbeitet, mich zurückgenommen und habe mir mehr Zeit für die Familie genommen.“ Dies ging eineinhalb Jahre gut. „Ich habe es durchgehalten und eineinhalb Jahre weniger gearbeitet. Aber ist das sinnvoll? Eine Fähigkeit zu haben und diese nicht zu nutzen? Nein. Das geht nicht.“

[caption id="attachment_2417" align="aligncenter" width="300"](c) Wolfgang Simlinger (c) Wolfgang Simlinger[/caption]

Aus diesem Gedanken heraus ist dann HerzTraum Immobilien entstanden. „Hier kann ich meinen „Kaufmann“ voll ausleben, meine Fähigkeiten für andere einsetzen“, so Rauter. „Mit HerzTraum kann ich das.“ Rauter stieg wieder voll in das Business ein. Mit dem einzigen Unterschied, dass die Hälfte des Projektgewinns für karitative Zwecke aufgewendet wird.

Doch das Geld einfach an eine Hilfsorganisation zu spenden, das war Rauter, dem Mitbegründer und -eigentümer von Firmen wie Online Hausverwaltung oder Vienna Immobilien, der sich auf die Entwicklung hochwertiger Wohnungen in Wiens guten Lagen spezialisiert hat und aktuell die Residenz Zögernitz revitalisiert - zu wenig. „Für mich gab es drei Kriterien: Die Verwaltungskosten müssen schlank gehalten werden, das Geld zu 100 Prozent bei den Projekten ankommen, es muss Kindern geholfen werden – und diese Hilfe muss nachhaltig sein.“ Rauter hat sich einige Projekte angesehen. „Darunter waren die Stiftung Kindertraum oder der Sterntalerhof“. Bald habe er gemerkt, etwas Eigenes machen zu müssen. Die Idee für die Privatstiftung PeopleShare war geboren.

Kinder auf der Flucht

Aktuell engagiert sich PeopleShare in der türk-ischen Stadt Kilis. „Kilis liegt nur 8 Kilometer von der syrischen Grenze entfernt und ist erster Zufluchtsort syrischer Bürgerkriegsflüchtlinge.“ Laut Malteser International sind über 1,1 Millionen syrische Flüchtlinge in der Türkei registriert, inoffiziell wird von den Hilfsorganisationen bereits von über 1,5 Millionen Flüchtlingen gesprochen. „Mehr als die Hälfte der Vertriebenen sind Kinder“, so Rauter. „Vielen von ihnen sind schreckliche Dinge widerfahren. Sie haben Situationen erlebt, die wir uns in unseren schlimmsten Albträumen nicht vorstellen können. Ich glaube, es gibt nichts Schrecklicheres als Kinder auf der Flucht. Diese Kinder haben weder ein Zuhause noch Zugang zu Bildung. Dinge, die für Kinder hier bei uns selbstverständlich sind.“

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Das von PeopleShare unterstützte Projekt geht auf Mahmoud Dahi zurück. Mahmoud Dahi engagiert sich seit 2012 für syrische Flüchtlinge an der türkisch-syrischen Grenze. Mit Hilfe von Freunden wurde - ohne Unterstützung von staatlichen Stellen - ein privates Waisenhaus und ein inoffizielles, provisorisches Flüchtlingslager errichtet. Bis Ende Jänner 2015 hat Mahmoud Dahi damit bis zu 700 Flüchtlingen vorübergehend ein Zuhause geboten. Danach änderte sich die Situation schlagartig, als das Camp – aufgrund eines neuen türkischen Gesetzes – dem Erdboden gleichgemacht wurde. Einmal mehr reagierte Dahi sofort, bringt mit Unterstützung von PeopleShare die Familien zum Teil in offiziellen Flüchtlingslagern unter, zum Teil in Notunterkünften und gemieteten Wohnungen. Allerdings sind die Bedingungen vor Ort alles andere als ideal, es fehlt an fast allem. „Dort erlebt man die größte Traurigkeit, gleichzeitig aber auch die größte Erfüllung“, berichtet Rauter sichtlich berührt. „Da kommen dann Demut und Dankbarkeit.“

„Dass aber eines klar ist. Wir bauen keine Sozialwohnungen. Wir bauen Luxuswohnungen. Mir ist es wichtig, dass ich am Markt die gleiche Qualität wie meine Mitbewerber anbiete. Meine Aktivitäten mit HerzTraum sollen die Kaufentscheidung nicht beeinflussen.“ Dass mit dem Kauf einer HerzTraum-Immobilie ein positives Gefühl einhergehen kann, will Rauter nicht bestreiten. Hin und wieder rufe ihn ein Interessent an und spreche ihn aktiv auf seine HerzTraum Aktivitäten an. „Da ist das Gespräch dann schnell auf einer anderen Ebene.“ Alle aktuellen Projekte werden noch abgewickelt, alle kommenden „… werden über HerzTraum Immobilien abgewickelt. Aus den Gewinnen von Casino Zögernitz werden rund 250.000 Euro in unsere Hilfsprojekte fließen.“

Frauen reagieren unglaublich emotionalIMG_5436

Ob sich die Kollegenschaft das Maul zerreißt oder nicht, ist Rauter egal. „Der hat immer schon einen leichten Knall gehabt, jetzt hat es ihn aber total erwischt. Das ist mir aber egal. Natürlich klopfen mir die einen oder anderen anerkennend auf die Schulter. Frauen reagieren unglaublich emotional. Bei den Männern ist das Streben nach Geld und noch mehr Geld tiefer verankert.“

„In der Entwicklungshilfe wird meiner Meinung nach vieles falsch gemacht“, ist Rauter überzeugt. „Ich kann Hunger mit Lebensmitteln bekämpfen, ich kann aber Hunger auch bekämpfen, indem ich die Bevölkerung in die Lage versetze, selbst Lebensmittel anzubauen.

Wir müssen helfen sie aus der Abhängigkeit zu führen.“

Hilfe zur Selbsthilfe

So habe man in Syrien eine Frauenwerkstätte errichtet, in der Puppen und Teddybären aus Handarbeit produziert werden. „Das sind ganz spezielle Kuscheltiere. Teddybären, denen teilweise Gliedmaßen fehlen. Jedes Teil trägt ein kleines Täschchen mit dem Namen der Mutter und die Geschichte ihrer Familie. Diese werden den Frauen abgekauft – damit helfen wir ihnen aus der Abhängigkeit.“ Rauter will mit seinen Aktivitäten, wie er sagt, „Menschen berühren“.

[caption id="attachment_2421" align="aligncenter" width="300"](c) Wolfgang Simlinger, (c) Wolfgang Simlinger,[/caption]

Denn Menschen kann man nicht „überzeugen“ helfen zu wollen. „Jeder muss selbst draufkommen. Der Wunsch zu helfen ist da, er ist nur allzu oft verschüttet und muss freigelegt werden. Man kann nur einen Weg zeigen – auf den Rest muss jeder selbst draufkommen. Geld zu erwirtschaften, das hat jetzt richtig Sinn. Es ist eine ganz andere Motivation, wenn man der Welt etwas weitergeben, wenn man Wirtschaftlichkeit mit Menschlichkeit verbinden kann.“

Quelle: cityfoto
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