Flott und attraktiv

Quartierentwicklung in den Bundesländern - ein Rundblick

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In Wien laufen mit der Seestadt Aspern, dem Hauptbahnhof-Areal und dem Gebiet rund um Viertel Zwei Großprojekte, die die Stadt noch in den nächsten Jahren beschäftigen werden. Aber auch in den Landeshauptstädten gibt es ansehnliche Bauvorhaben.

Im Süden Österreichs ist man derzeit sehr engagiert. „Am Sektor Wohnbau sind derzeit sicherlich die Bebauung der Reininghausgründe und das Projekt ,Eggenberge‘ im Westen von Graz sowie der ,Pfauengarten‘ im Zentrum die spannendsten Projekte“, erzählt der Grazer Immobilientreuhänder Gerald Gollenz. Die Reininghausgründe werden einen längeren Zeitraum in Anspruch nehmen, es sollen mehrere tausend Wohnungen errichtet werden.

Die Eggenberge mit rund 130 Einheiten werden in den nächsten zwei Jahren realisiert, der Pfauengarten steht mit dem 1. Bauabschnitt schon im Rohbau. Am Bürosektor, so Gollenz weiter, gebe es derzeit nur den Styria Tower als nennenswertes Projekt zu erwähnen. Die von PORR errichtete neue Unternehmenszentrale des Medienhauses Styria soll gegen Ende des Jahres fertiggestellt werden. Gollenz weiß aber auch um die Herausforderungen des Immobilienmarktes in der Hauptstadt der Grünen Mark: „Die Reininghausgründe sind leider nicht mehr so spannend wie geplant, aus dem neuen geplanten multifunktionalen Stadtteil wird wohl nur ein Wohnstadtteil werden. Die Eggenberge sind architektonisch und auch funktionell sehr durchdacht, ob die angesetzten Preise in dieser Höhe erreicht werden, bleibt abzuwarten. Der Pfauengarten ist derzeit sicher das absolute Top-Projekt am Wohnbausektor in Graz.“

Der Büromarkt ist leider nach wie vor mehr als unzufriedenstellend, berichtet Gollenz weiter, deshalb gebe es auch keine neuen Projekte, der Styria Tower decke nur den Eigenbedarf des Konzerns. 

Grüne Stadt in Graz

Dafür hatte Soravia im Frühjahr mit der Fertigstellung der „Green City Graz“ gepunktet: Die Tochterfirma ifa übergab Anfang April 60 Wohnungen im Niedrigenergiestandard an Mieter. Auf dem ehemaligen Leykam-Gelände in Graz Webling entstanden in Zusammenarbeit mit der steirischen Landesregierung 60 geförderte Wohnungen. Die Green City soll dabei den künftigen Mietern auf einer Gesamtnutzfläche von rund 4.100 Quadratmetern kostengünstige Wohnungen zwischen 54 Quadratmeter und 90 Quadratmeter bieten. Im Zuge der Generalsanierung nach Niedrigenergiestandard wurde der neue Wohnpark an die Fernwärme angeschlossen und mit einer solaren Warmwasseraufbereitung ausgestattet.

Die Region rund um das Schloss St. Martin (Kehlberg) erhält mit der „Green City Graz“ einen wichtigen Impuls als Wohngebiet, heißt es bei Soravia. Denn die Anbindung an das öffentliche Verkehrs- und Straßennetz bietet den Bewohnern zusätzliche Vorteile. So erreicht man in nur 15 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln den Grazer Hauptbahnhof und die Innenstadt. Shopping-, Freizeit- und Gesundheitsangebote gibt es sozusagen in einem Paket.

In Klagenfurt ist man ebenfalls fleißig, zumindest was die Konzeptgestaltung betrifft. Alle zehn Jahre muss Klagenfurt seine Vorstellungen über die Entwicklung der Stadt in einem Bericht festhalten. Am nächsten Stadtentwicklungskonzept wird bereits intensiv gearbeitet, das Motto lautet 2020+. Bezirk für Bezirk wird die Stadt analysiert, es wird untersucht, wo und welche Infrastruktur notwendig ist. Bürgerbeteiligung ist auch in der Stadt am Wörthersee ein wichtiger Bestandteil. Erste Ergebnisse sollen noch im Laufe des Jahres präsentiert werden. Vorgestellt wurde bereits jetzt ein aktuelles Bauprojekt in der Lichtenfelsgasse.

Mit einem urbanen Bauprojekt bekommt die Stadtentwicklung in der Marktgegend einen tollen Impuls, sind sich die Beteiligten sicher: Ordinationen, (betreubarer) Wohnraum, Geschäftslokale und mehr als 200 längst geforderte Tiefgaragenplätze für Kunden und Bewohner der Innenstadt sollen in der Lichtenfelsgasse – der Querverbindung zwischen Benediktinerplatz und Kolpinggasse – entstehen. „Das Bauprojekt Lichtenfelsgasse hat nichts mit dem vieldiskutierten und umstrittenen Tiefgaragenprojekt zu tun, das vor ein paar Jahren im Gespräch war und viele verunsichert hat“, erklärt die Klagenfurter Vizebürgermeisterin Maria-Luise Mathiaschitz.

Konkret umfasst das Projekt ebenerdig eine Geschäftsfläche für ein Unternehmen, das mit seinen Waren den Benediktinermarkt jedoch nicht konkurrenzieren darf. „Eine Lebensmittelkette ist ausgeschlossen“, so Mathiaschitz weiter. Geplant ist ein Geschäft für medizinischen Bedarf. In den oberen Etagen sollen Ordinationen und Wohnungen angesiedelt werden – ein Teil der Wohnungen würde sich für betreubares Wohnen eignen. Im Zuge des Bauprojektes soll auch eine Tiefgarage mit etwa 200 Plätzen entstehen. Eine begrüßenswerte Initiative, wie es heißt. Denn: Die Innenstadt benötigt leistbare Parkplätze. Baubeginn soll 2015 sein. 

Alles ist Seestadt

Auch im Westen des Landes ist von baulichem Stillstand nichts zu merken. Obwohl: Viel Neues ist nicht zu melden. In Bregenz, berichtet Ambros Hiller von Hiller Immobilien, ist die „Seestadt“ in aller Munde. Wie, wann und in welcher Form das Projekt realisiert werden soll, ist jedoch immer noch ein großes Fragezeichen. Denn obwohl immer von einem baldigen Baubeginn gesprochen wird, sei noch nichts dergleichen zu erkennen, erzählt Hiller weiter: „Meiner Meinung nach muss nach wie vor die große Hausaufgabe – eine gute Verkehrslösung – zuerst gemacht werden.“

In Innsbruck will Pema heuer auf knapp 19.000 Quadratmeter Fläche ein multifunktionales Geschäfts-, Büro- und Wohngebäude am Areal Amraserstraße 2-4 errichten. Das P2 genannte Bauprojekt befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Areal von „Headline“, in das die Tiroler Tageszeitung jüngst übersiedelt ist. Für den neuen Innsbrucker Stadtteil am Frachtenbahnhof soll das Gebäude Identifikationspunkt und Stadtteilzentrum sein, heißt es bei Pema.

In Salzburg geht es in Sachen gewerbliche Neuprojekte flott voran, erzählt Wolfgang Maislinger von Hölzl & Hubner Immobilien: Die im Bau bzw. in der Genehmigungsphase befindlichen Projekte haben ein Flächenausmaß von ca. 40.000 Quadratmeter. „Der größte Flächenanteil daraus sind Bürohäuser und Hotelprojekte mit einem Realisierungszeitraum für die nächsten zwei Jahre“, so Maislinger.

Aktuelle Projekte aus diesem Fundus sind beispielsweise die Erweiterung SCA Alpenstraße (Fertigstellung 2015), der Competence Park Salzburg mit über 20.000 Quadratmeter Gewerbeflächen (zum Großteil fertiggestellt), das im Sommer fertiggestellte Büroprojekt im Stadtteil Maxglan sowie weitere Büro- und Hotelprojekte, die ab Jahresende begonnen werden. „Die im vergangenen und heurigen Jahr fertiggestellten Büroneubauten konnten zum Großteil bereits sehr gut vermietet werden“, erzählt der Salzburger Immobilienexperte: Die Leerstandrate bei Büroflächen liege in Salzburg unter 5 Prozent und damit im Vergleich zu anderen Städten auf sehr niedrigem Niveau.

Schwierig sind in der Vermietung Büroflächen von Gebäuden, die 15 bis 20 Jahren alt sind, und noch keinem technischen Relaunch unterzogen wurden, weiß Maislinger. 

Tatkraft in Ober- und Niederösterreich

Etwas weiter östlich, in der oberösterreichischen Landeshauptstadt, bleibt im wahrsten Sinne des Wortes kein Stein auf dem anderen. Dank des „örtlichen Entwicklungskonzepts für die Stadt Linz“ wird derzeit an Stadtentwicklungs- und Bauprojekten quer durch alle Branchen gearbeitet. Kaum eine Stadt hat in den vergangenen Jahren ihr äußeres Erscheinungsbild daher auch so verändert wie Linz, heißt es nicht ohne Stolz. Zu den vielen Bau- und Entwicklungsvorhaben zählen unter anderem der Neubau der Anton Bruckner Privatuniversität, der Ausbau der Eissporthalle, mehrere Schul-Neubauprojekte, unzählige Wohnhaus-Anlagen, aber auch umfassende Investitionen in Straßenbau und öffentlichen Verkehr.

Einen Masterplan hat man auch in Niederösterreichs Landeshauptstadt St. Pölten. Dieses „St. Pölten 2020“ genannte Konvolut, das 2012 evaluiert wurde, hat sich vor allem die Innenstadt-Entwicklung zum Ziel gesetzt. Konkret wurden „Zukunftsentwürfe“ entwickelt, die der jüngsten Landeshauptstadt der Alpenrepublik Auftrieb geben sollen. Im Mittelpunkt steht dabei die
kontinuierliche Weiterentwicklung der innerstädtischen Viertel wie Domplatz, Landhausviertel, Bahnhof, Landesklinikum und diverse Schulbauten. Aber auch Wohn- und Gewerbebauten sowie die notwendigen infrastrukturellen Maßnahmen werden im Masterplan erfasst. Bei konkreten Projekten in St. Pölten fallen Immobilientreuhänder Georg Edlauer zwei Einkaufszentren ein, „die einzigen Projekte, die schon realisiert werden oder vor der Realisierung stehen.“

Ein weiteres Wohn- und Gewerbeprojekt „in der Innenstadt ist derzeit noch in der Pipeline, es ist also zu früh, etwas Konkretes dazu zu sagen“, so Edlauer.

Eisenstädter Wille

In Eisenstadt blickt man sogar noch weiter voraus: STEP 2030 nennen die Burgenländer ihren Masterplan, zu dem im Juni ein erster Zwischenbericht vorgelegt wurde. Siedlungsentwicklung und Baukultur sind dabei ein zentrales Element.

Was sich die Eisenstädter wünschen: Die Stadt soll langsam und geregelt wachsen. Maßvolle Siedlungs- und Widmungspolitik mit bedachter Neuaufschließung sowie sorgsamer Umgang mit Umwidmungen, damit Zersiedelung eingedämmt wird, stehen auf der Wunschliste. Deshalb soll das Stadtzentrum revitalisiert werden – nach dem Motto: Zuerst Bestehendes nützen, bevor zersiedelt wird. Kurzum: Eisenstadt soll bunt, beweglich, innovativ, grün und attraktiv für Alt und Jung sein.

Quelle: asset-one
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