Immobilien à la Française

Seit jeher im Zentrum Europas, in den kommenden Tagen mit Sicherheit im Herzen der europäischen Fußballanhänger, bleibt Frankreich mit seinen 66 Millionen Einwohnern für viele ein verschlossenes Kapitel im Buch Europa.

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Seit jeher im Zentrum Europas, in den kommenden Tagen mit Sicherheit im Herzen der europäischen Fußballanhänger, bleibt Frankreich mit seinen 66 Millionen Einwohnern für viele ein verschlossenes Kapitel im Buch Europa. Seit dem 5. Jahrhundert einem anderen Kulturkreis zugehörig, unterscheidet uns heute bei fortschreitender Globalisierung hauptsächlich die Sprache.  Zu früheren Zeiten parlierten die herrschenden Schichten in ganz Europa Französisch, was sich heute jedoch nur noch in der internationalen Diplomatie bis in unsere Tage gehalten hat.

Alle anderen Entwicklungen, positive oder negative, vor allem die wirtschaftlichen, unterscheiden sich in der modernen Welt aber nur mehr in Nuancen. Dennoch lohnt es sich, einen Blick auf das Land zu werfen, sind doch die Franzosen für ihre Kreativität in vielen Bereichen bekannt.

In seiner Struktur ist Frankreich extrem zentralistisch, obwohl das viele Regierungen seit Jahrzehnten versuchen auszugleichen. Nach Paris und Umgebung kommt lange nichts, was vor allem seitens der Regionen zu einem getrübten Verhältnis zur Hauptstadt und deren Bewohnern führt, sich aber auch ganz deutlich in den Wirtschaftsabläufen wiederspiegelt.

Investitionen Frankreich

Erstmals seit 2007 lagen die Investitionen in kommerzielle Immobilien letztes Jahr wieder leicht über 25 Milliarden Euro. Mit beinahe 11 Milliarden Euro war vor allem das letzte Quartal 2015 historisch stark. Wie erwartet fielen darauf hin die ersten drei  Monate 2016 mit knapp unter 3 Milliarden Euro relativ verhalten aus. Das entspricht zwar dem langjährigen französischen Investitionsmuster mit einer sehr hohen Investitionstätigkeit gegen Jahresende und einer Flaute zu Jahresbeginn, fällt aber mit 37 Prozent weniger als im Vergleichsquartal 2015 doch eher sehr träge aus. Im Wesentlichen suchen die Investoren nach Alternativen zu Büroimmobilien und meiden Hochrisikoanlagen. Insbesondere Investmentfonds sind aktiv und lassen einen Anstieg der Marktbewegungen erwarten.

Vor allem bei Transaktionen über 200 Millionen Euro machte sich ein starker Rückgang von acht im ersten Quartal 2015 auf zwei im diesjährigen Vergleichszeitraum bemerkbar, was das Gesamtvolumen 2016 bisher deutlich nach unten zieht. Transaktionen im Bereich zwischen 100 und 200 Millionen Euro blieben mit 27 Prozent des Gesamtvolumens annähernd gleich, was bedeutet, dass der Markt 2016 bisher von kleinen und mittleren Aktivitäten beherrscht wird.

Ein spezielles Jahr 

Dieser atypische Markt lässt sich durch das unerwartete Investitionsprofil erklären: Geringe Investitionen in Büroimmobilien, speziell in Paris, vermehrte Aktivitäten auf dem Retailmarkt in den Regionen und den äußeren Pariser Vororten sowie ein signifikanter Anteil an Investitionen im Logistik- und Industriesegment. Ungewöhnlicherweise werden mehr als die Hälfte der Transaktionen aus dem regionalen Frankreich oder der weiteren Umgebung von Paris gemeldet, wo die Quadratmeterpreise und somit die investierten Summen deutlich niederer sind als im Großraum Paris. Nur knapp über 20 Prozent des Investitionsvolumens entfallen im ersten Quartal 2016 auf die Stadt Paris, ein sehr ungewöhnliches Szenario für den französischen Immobilienmarkt.

Die Tendenzen 

Der Haupttrend zu Jahresbeginn liegt in der Diversifikation der Investitionsobjekte, weg von Büroimmobilien hin zu finanziell zugänglicheren alternativen Standorten. Die Investoren meiden hohe Risiken mit subjektiv zu geringen Erträgen mit dem Resultat, dass nur vier Prozent der Transaktionen über 50 Millionen Euro lagen.

Zum großen Teil von diesen Tendenzen verschont, blieb der Retailmarkt im ersten Quartal 2016 stark. Mit Investitionen über einer Milliarde Euro und 37 Prozent Anteil am Gesamtvolumen wurde die beste Performance am Beginn eines Jahres seit dem Jahr 2000 erzielt. Bemerkenswert daran ist, dass die zwei Schlüsselsegmente – High Street Retail und Shoppingcenter – sehr geringe Aktivitäten vorweisen, aufgrund des knappen Angebots und des niederen Niveaus der Renditen. Die Investoren machten sich daher auf die Suche nach Assets, die bisher übergangen wurden, oder nach eher schlichteren Objekten wie Factory-Outlets. Eine Transaktion über 200 Millionen Euro im Factory-Outlet-Segment war der Verkauf des McArthurGlen Portfolios. Alles in allem erlebten im ersten Quartal 2016 die Investitionen in Fachmarktzentren mit ungefähr 400 Millionen Euro eine Renaissance. Das ist mehr, als in den ganzen Jahren 2014 und 2015 zusammen!

Investment in gewerbliche Immobilie in Frankreich pro Quartal    Verteilung der Investments in Volumen der Transaktionen

Im Gegensatz dazu erlebte der Büromarkt den schlechtesten Jahresbeginn seit 2010. Mit Investitionen von nur 1,4 Milliarden Euro verzeichnete man einen Rückgang um 2,5 Milliarden zum Vergleichsquartal des Vorjahres. Außer in regionalen Märkten und im Pariser Sektor La Défense gingen die Investitionsvolumen aller geographischen Sektoren stark zurück. Der Anteil des Pariser Marktes sank weiter und beträgt heute nur mehr 30 Prozent am Gesamtmarkt. Aufgrund mangelnder Objekte in Bestlagen kam es in Paris in diesem Jahr bisher zu keiner Transaktion über 75 Millionen Euro. Es erfolgten keinerlei große außerplanmäßige Verkäufe von Büroimmobilien und die wenigen Abschlüsse der Regionalmärkte summierten sich unter 100 Millionen Euro.

Trends in der geographischen Verteilung der Investitionen

Stark blieb, nach einem hervorragenden vierten Quartal 2015, der Industrie- und Logistiksektor. Mit 450 Millionen Euro, das entspricht 16 Prozent der Gesamtinvestitionen, blieben die Aktivitäten in der Periode auf hohem Niveau. Portfolio-Verkäufe stärkten die Umsätze im Industrielager- und Logistikbereich, in denen zwei Drittel der diesjährigen Investitionen getätigt wurden.

Die Player

Verteilung Käufe und Verkäufe nach Art des InvestorsDiese, in der französischen Investorenlandschaft ungewöhnliche, Verteilung der Zielobjekte zollt der in diesem Quartal dominierenden Rolle der englischen und amerikanischen Investmentfonds Rechnung. Sie waren die Hauptakteure im Markt und für 36 Prozent der Akquisitionen verantwortlich. Obwohl zumeist von allgemeinen Fondmanagern geleitet, widmeten sie ihr Interesse hauptsächlich Retail- und Industrie-Logistikobjekten. Trotzdem tätigen französische Investoren mit 60 Prozent noch immer den Löwenanteil der Transaktionen. Gemeinsam mit institutionellen Anlegern (Versicherungen, Pensionsfonds, offene Retail Fonds) schließen sich vermehrt spezialisierte Immobilieninvestoren zusammen, um sich mit vereinten Kräften auf traditionelle Objekte am Büromarkt zu konzentrieren.

Der Ausblick 

Der verhaltene Jahresbeginn wird allgemein mehr als Atempause nach den ausgezeichneten Jahreszahlen des Vorjahres  denn als Rückgang der Investitionsaktivität gesehen. In Anbetracht der anstehenden Transaktionen und des Volumens der zum Verkauf vorgesehenen Objekte besteht kein Zweifel, dass der Markt in den kommenden Monaten anziehen wird. Auch spiegelt sich der ungewöhnliche Verlauf des ersten Quartals im qualitativ niederen Angebotsprofil des Marktes wieder. Dies wird sich in den weiteren Monaten jedoch wieder verbessern, bestehen die zum Verkauf vorgemerkten Transaktionen doch nicht nur aus großen Büroobjekten, sondern auch aus Retail-Facilities und großen gemischten Portfolios.

Immer mehr Verkäufer nutzen die Lage, um hohe Kapitalgewinne zu realisieren. Es wird erwartet, dass die Erträge sich festfahren, zumal die Risiken merklich gestiegen sind und die Zinsen auf Kapital mittelfristig in Europa nicht steigen werden. Die unsichere Situation der französischen und der internationalen Wirtschaft kombiniert mit nur schwachen Aussichten auf steigende Mieten deuten auf ein nahendes Ende der Hochpreisperiode für Immobilien hin.

Angebot und Nachfrage werden sich in einer ausgewogeneren Situation wiederfinden, die beruhigend auf jene Investoren wirken wird, die sich berechtigterweise begonnen haben, über den überhitzten Markt Sorgen zu machen. Die Engagements in Immobilien bleiben hoch und die Bereitschaft, weiter zu investieren, ist groß. Diversifizierung weg von der Büroimmobilie wird den Markt weiter antreiben, aber die Investoren haben ihre Marktbewertungen angepasst und zahlen nicht mehr jeden geforderten Preis für angebotene Objekte. Sie wollen das Risiko abgegolten bekommen.

Für Investitionen in Immobilien durch Unternehmen war 2015 ein weiteres Boomjahr. Mit 29 Mrd. Euro lag die eingesetzte Investitionssumme in Frankreich nach Angaben der Bank BNP Paribas um 4% höher als 2014. Etwa drei Viertel der Summe entfielen auf die Region der Hauptstadt Paris (Ile-de-France). Vor allem wurde in Büroimmobilien investiert, die einen Anteil von 61 Prozent hatten, an zweiter Stelle folgten vom Handel genutzte Gebäude mit 17 Prozent. Eine Mehrheit von 63 Prozent der Investoren in Frankreich kamen aus dem Inland. Bezogen auf Büros im Raum Paris stellt das Immobilienunternehmen CBRE fest, dass vor allem kleinere Einheiten bis 5.000 qm gefragt waren, während die Nachfrage nach großen Büroobjekten deutlich zurückging. Durch den guten Gesamtabsatz war das Angebot an Flächen Anfang 2016 um rund 3 Prozent niedriger als ein Jahr zuvor, die Leerstandsquote von Büros in der Ile-de-France lag am 1. Jänner 2016 bei 6,9 Prozent. Die Quadratmeterpreise sind im Durchschnitt weitgehend stabil.

Investment Frankreich


Was bringt die Fußball-Europameisterschaft?

In der zweiten Juniwoche beginnt- seit langem auch wieder für die österreichische Auswahl - die Fußball-Europameisterschaft in zehn Städten Frankreichs. Insgesamt 2,5 Millionen Zuschauer werden 51 Spiele an 31 Tagen live in den Stadien erleben, geschätzte 150 Millionen Fußballfans im Schnitt pro Spiel am Fernseher und weitere Millionen an den vielen Public-Viewing Standorten in ganz Europa.

Das in Limoges ansässige „Centre de Droit et d’Économie du Sport“ hat versucht, eine gesamtwirtschaftliche Kosten-Nutzen-Rechnung für die Veranstaltungsorte und ganz Frankreich zu erstellen:

Im Vorfeld der Spiele wurden ca. 1,7 Milliarden Euro in die zehn Stadien -vier davon wurden komplett neu errichtet - investiert, wovon 780  Millionen der EM direkt zugerechnet werden. Werden die Gewinne aus den Ausgaben der Besucher und jene der Organisatoren plus die Gewinne durch Investitionen in die Infrastruktur addiert, bleibt, so erhoffen sich die Franzosen, ein Plus von 2,8 Milliarden Euro. Davon werden 1,27 Milliarden von Teilnehmern aus dem Ausland erbracht. Hauptnutznießer werden die zehn Gastgeberstädte sein.

Diese Zahlen entstehen durch einfache Multiplikation der verfügbaren Platze in den Stadien. Rund 2,4 Millionen werden die Spiele in den Stadien verfolgen. Die durchschnittlichen Ausgaben der Fans pro Spieltagverteilen sie, wie folgt: 100 Euro lassen sich ortsansässige Besucher, die 6 Prozent der Live-Zuschauer stellen, einen Matchbesuch kosten. Der größte Teil der Besucher, 53 Prozent, kommt aus anderen französischen Städten und gibt 190 Euro aus. 38 Prozent der Anreisenden kommen aus dem Ausland und werden auf Ausgaben von ca. 500 Euro pro Matchbesuch taxiert, übertroffen nur von 4 Prozent VIPs, die ein Spieltag 1.500 Euro kostet. Weiters kommen noch geschätzte 550 Millionen an Einnahmen durch Ausgaben der Public-Viewing Besucher hinzu.

Bleibt nur zu wünschen, dass die französischen Experten mit Ihren Kalkulationen richtig liegen und satte Gewinne eingefahren werden, hängt doch das Damoklesschwert in Form von ausufernden Kosten für Sicherheit über der Grande Nation.


Büroimmobilien Geographische Verteilung der Vermietung

Obwohl es in Frankreich abseits von Paris weitere sechs Ballungsräume mit über einer Million Einwohnern und vier mit über einer halben Million Einwohnern gibt, spielt sich der Büroimmobilienmarkt überwiegend in der Agglomeration Paris, der Region Ile-de-France, ab. Die Quadratmetermieten in Bestlagen sind dort mit 500 - 775 Euro pro Jahr mindestens doppelt so hoch, beinahe dreifach, wie im Großraum Lyon, der immerhin auch 2,3 Millionen Franzosen beheimatet und in dem Mieten bis zu 270 Euro pro Jahr bezahlt werden, ähnlich denen in Marseille. Die Spitzenmieten in den anderen großen Ballungsräumen Bordeaux, Lille, Toulouse und Nizza liegen unter 200 Euro pro Quadratmeter und Jahr.

Ile de France 

Office NeuvermietungenDie Übernahmen im ersten Quartal 2016 summierten sich auf 494.600 Quadratmeter, womit das Quartal zwar um 19 Prozent über dem Vergleichszeitraum des Vorjahres liegt, aber immer noch 11 Prozent unter dem Durchschnitt der letzten Dekade. Insgesamt 16 Abschlüsse über 5.000 Quadratmeter zeigten einen positiven Trend nach einem ruhigen Vorjahr. Ebenfalls stark gefragt waren Büroflächen unter 1.000 Quadratmetern, die mit acht Prozent über dem langjährigen Durchschnitt einen eindrucksvollen Start ins neue Jahr hinlegten. Die Flächen von 1.000 bis 5.000 Quadratmeter blieben hingegen elf Prozent unter dem zehnjährigen Schnitt zurück.

Die Nutzer von Büroimmobilien sind extrem vorsichtig bei ihren Entscheidungen, neue Büros zu beziehen, und bevorzugen in vielen Fällen, bestehende Verträge neu zu verhandeln. Die Vermieter waren oftmals bereit, bessere Konditionen anzubieten. Der aktivste Sektor war Paris Centre West, der trotz beschränktem Angebot die beste Performance seit 2007 vorweisen konnte. Im Gegensatz dazu waren die Aktivitäten im Süden von Paris sehr verhalten. Das Viertel La Défense vermeldet mit bereits vier Transaktionen über 5.000 Quadratmeter - im Vergleich zu sieben im ganzen letzten Jahr - ein exzellentes erstes Quartal 2016 und liegt mit 70.000 Quadratmetern Neuvergabe beinahe doppelt so hoch wie der langjährige Schnitt. Im Bereich bis 3.000 Quadratmeter war die Gegend mittlerer Westen stark. Die Übernahmeaktivitäten am inneren und äußeren Rand waren eher schwach.

Vermietung 12Monate Vermietung 12Monate_2

Das Büroangebot im Raum Paris ist auf niederstem Niveau seit zehn Jahren. Anfang April standen 3,8 Millionen Quadratmeter am Markt zur Verfügung. Die Leerstandsrate von 6,8 Prozent setzt ihren Abwärtstrend fort und befindet sich nun wieder auf dem Niveau von 2013. Die einzelnen Sektoren der Ile de France unterscheiden sich teilweise recht deutlich. Während in den Trendbezirken (City, Centre West, La Défense) das Angebot zurückgeht und die Leerstandsraten entsprechend sinken, ist die Nachfrage nach Büroraum am inneren und äußeren Rand sowie im mittleren Westen verhalten.

Der Anteil an neuen und renovierten Büroimmobilien geht zurück, die Projektentwickler verhalten sich sehr vorsichtig und versuchen vor Baubeginn möglichst viele Vorvermietungen abzuschließen. Speziell bei Objekten über 5.000 Quadratmetern und in den Peripheriemärkten wird versucht, Fertigstellungen nach hinten zu verschieben.

Durchschnittl gewichtete Meite nach Immostat Sektor

Die Mieten zu Jahresbeginn verhalten sich im Großen und Ganzen stabil. Vereinzelt reduzieren Vermieter ihre Quadratmeterpreise leicht. Die Höchstmieten in Centre West und im mittleren Westen bleiben stark und stabil bei 720 Euro und 460 Euro netto pro Quadratmeter und Jahr, während in der aufsteigenden Gegend La Defénse ein Mietanstieg um acht Prozent beobachtet wird, was in Spitzenmieten über 500 Euro pro Quadratmeter resultiert.

Für die unmittelbare Zukunft wird ein Anstieg der Angebotsknappheit am Markt und eine verstärkte Nachfrage nach Büros unter 1.000 Quadratmetern erwartet, speziell im hochaktiven Paris Centre West kommt das Angebot zunehmend unter Druck. Dies sollte vermehrt Entwicklern in den zentralen Bezirken Möglichkeiten eröffnen. Ebenso stehen zahlreiche großflächige Transaktionen vor dem Abschluss, sodass sich im Gesamtjahr Neuübernahmen über 2,2 Millionen Quadratmetern realisieren lassen sollten. Also mehr als 2015.

Büromarkt Frankreich

Büromarkt Frankreich_2

Industrie- und Logistikimmobilien 

Industrie und LogistikEin gutes erstes Quartal, es zählt zu den besten seit 2008, wird von den Industrie- und Logistikimmobilien gemeldet. Nach dem Rekordjahr 2015 liegen die Zahlen für das erste Quartal mit 723.000 übernommenen Quadratmetern zwar 10 Prozent unter denen des Vorjahres, lassen aber klar einen weiteren positiven Verlauf für die restlichen Monate des aktuellen Jahres erkennen. Die primären Zentren Paris und Lyon, die in diesem Quartal zusammen die Hälfte aller Neuübernahmen vermeldeten, führen den Markt an, wobei die Region Paris besonders hervorragt, da viele existierende Logistiker ihre Flächen vielfach vergrößerten. Handelsketten schlossen große schlüsselfertige Übernahmen von Lagerhäusern ab, drei davon mit Flächen über 50.000 Quadratmetern - 59.100 Quadratmeter Carrefour, 67.300 Intermarché und 54.000 Leclerc  -machten alleine 41 Prozent des Neuübernahmevolumens der Region aus.

Die unsichere und schwache wirtschaftliche Gesamtlage bildet den Hintergrund des lebhaften Logistikmarktes. Bei geringer Wirtschaftswachstumsrate von prognostizierten 1,3 Prozent bildet der private Konsum das Rückgrat des Wachstums. Wie in vielen Ländern spiegelt sich der Anstieg des Internethandels, in Frankreich wuchs dieser im Jahr 2015 um über 14 Prozent, in der Errichtung neuer Logistikzentren wieder. Der Preisdruck im Lebensmittelhandel lässt die großen Ketten ihre Logistikkosten überdenken und reorganisieren.

Vermietungstrends in Frankreich Vergleich Vermietungen Q1 jeden Jahres in Frankreichs Hauptmarkten

Im Raum Paris, der größten Konsumentenagglomeration in Frankreich, war nach einer Steigerung von 33 Prozent im ersten Quartal des Vorjahres auch zu Beginn dieses Jahres sehr rege Aktivität zu verzeichnen. Von 241.500 abgeschlossenen Quadratmetern entfielen die Hälfte auf Logistikanbieter, davon alleine 31.200 Quadratmeter für UPS. Etwas mehr als die Hälfte der Transaktionen spielten sich geographisch am äußeren Rand der Metropole ab.

Mieten Retail in FrankreichDie Rhone-Alps Region vermeldet nach einem schwächelnden Jahresbeginn bessere Zahlen gegen Ende des ersten Quartals. Auch hier zählen die großen Lebensmittelhändler zu den tonangebenden Spielern am Markt. Ebenso auch im nördlichen Frankreich und der Mitte, wo ein 47.000 Quadratmeter Projekt von Simastock die Zahlen stützte. Verhalten hingegen der Süden mit Marseille.

Das Gesamtangebot an verfügbaren Flächen in Frankreich betrug zum 1. April 2016 ungefähr 3 Millionen Quadratmeter. Ein Rückgang um 3 Prozent, bemerkbar vor allem im Norden und der Gegend von Paris, wo mit 1,3 Millionen Quadratmetern 8 Prozent weniger verfügbarer Raum gemeldet wurde.

Retail

Die 12 Pariser ITZsIn Paris ist ein heißer Kampf um die Bestlagen entstanden. Ein neues Gesetz „Le Loi Macron“ – siehe Kasten – mischt die Karten im Spiel um den ersten Platz beim Kunden neu. Fast alle großen innerstädtischen Neuinvestitionen finden in den sogenannten ITZs statt. Durch die neuen Öffnungsmöglichkeiten gewinnen auch Shoppingcenter im innerstädtischen Bereich wieder stark an Bedeutung. Dies führt zu noch stärkerem, sogar teilweise spektakulärem Ansteigen der Mieten in den nun angesagten Zonen, wo hingegen B-Lagen im Interesse verlieren, was zu Rückgängen in Abschlüssen und Stagnation im Wert führt. Genaue Werte in Zahlen lassen sich zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht bestimmen, das neue Gesetz ist noch zu kurz in Kraft und in vielen Geschäften erst in Umsetzung. Die Geschäftsleute in den boomenden Bereichen, die ja immer schon High Street-Lagen waren, erwarten sich aber nochmals Umsatzsteigerungen bis zu 20 Prozent. Der Run auf die ITZs hat, soviel lässt sich jetzt schon sagen, die Durchschnittsmieten für ganz Paris im Retail-Bereich im Schnitt um fast zehn Prozent gehoben – und die waren ja bekanntlich vorher bereits recht beachtlich – auf zurzeit 1.391 Euro pro Quadratmeter und Jahr. In den absoluten Spitzenlagen wird beinahe bis zum Zwanzigfachen bezahlt.

Durchschnittl gewichtete Mieten nach Immostat SektorDer Wirtschaftsausblick für 2016 ist für die Retailer erfreulich aufgrund guter Aussichten für den privaten Konsum. Allerdings werden nicht alle Standorte davon profitieren. Zahlreiche in- und ausländische Marken planen heuer den Einstieg in den Pariser Markt und werden die Aktivitäten zusätzlich antreiben.


Le Loi Macron –neue Regeln

Der ehemalige Investmentbanker Emmanuel Macron, Minister für Wirtschaft, Industrie und Digitales, legte nach einem Jahr im Amt einen umfangreichen Gesetzesentwurf vor, der die französische Wirtschaft aus der Stagnation führen soll.

Das Gesetz für Wachstum, Aktivität und wirtschaftliche Chancengleichheit wurde 2015 eingeführt und beinhaltet neben einer Vielzahl von Änderungen und Regelungen eine Neuregelung der Arbeitszeiten an Sonntagen und Abenden während der Woche. Gleichzeitig wurden sogenannte ITZs (Internationale Tourismuszonen) geschaffen, für die Sonderregelungen gelten. In der Praxis bedeutet das, dass Geschäfte an 12 Sonntagen im Jahr offen halten dürfen im Vergleich zu bisher fünf. Retailer in den ITZs dürfen unter der Voraussetzung einer Abmachung mit den Angestellten jeden Sonntag und während der Woche bis Mitternacht geöffnet bleiben.

Alleine in Paris wurden 12 ITZs geschaffen, wovon sich die Wirtschaft und speziell die Einzelhändler und innerstädtischen Shoppingcenter deutliche Umsatzsteigerungen versprechen. Die Standortfrage für Retailer lautet nun: In einer ITZ oder nicht?


 Wohnbau - Immobilien 

Der Wohnungsbau ist 2016 Motor für die Genesung der französischen Bauwirtschaft. Im Jahr 2015 wurden rund 123.000 neue Wohneinheiten verkauft, 13,6 Prozent mehr als 2014. Vor allem das Engagement privater Käufer hat sich infolge der günstigeren Finanzierungsbedingungen erhöht. Mit einer gewissen Verzögerung spiegeln sich die Verkäufe auch in der Bautätigkeit wieder. Immerhin war 2015 bereits ein Anstieg bei den erteilten Baugenehmigungen um 1,8 Prozent und der Bauaufnahmen um 0,3 Prozent zu beobachten nach einem mehrjährigen Rückgang. In den drei Monaten Dezember 2015 bis Februar 2016 stieg die Zahl der Bauaufnahmen im Wohnungsbau im Jahresvergleich bereits um 3,6 Prozent, für das Gesamtjahr 2016 rechnet der Verband der französischen Bauindustrie FFB mit einem Plus von 5,5 Prozent der Bauaufnahmen.

Die Finanzierung eines Eigenheims ist in Frankreich derzeit sehr günstig. Nicht nur ist der durchschnittliche Zinssatz für Immobilienkredite im Frühjahr 2016 auf einen historischen Tiefstand von knapp unter 2 Prozent (1,97 Prozent im März 2016) gesunken. Zusätzlich wurde zum 1. Jänner 2016 die öffentliche Förderung durch zinslose Darlehen deutlich ausgeweitet. Fortan können diese Prêts à Taux Zéro (PTZ+) bis zu 40 Prozent der Kosten für den Erwerb einer neuen Immobilie oder notwendige Arbeiten im Bestand beim Kauf eines älteren Objekts abdecken - bislang wurden nur 18 bis 26 Prozent der Kosten gefördert. Damit erhält ein insgesamt größerer Personenkreis Zugang zum Immobilienmarkt - der FFB geht von etwa 35.000 bis 40.000 zusätzlichen Wohnungskäufen aus. Die gesunkenen Energiepreise schaffen in vielen Budgets privater Haushalte zusätzlichen Spielraum für die Investition in Wohneigentum.

Die niedrigen Zinssätze haben bereits 2015 zu einem enormen Anstieg der Nachfrage nach Immobilienkrediten geführt. Mit einem Volumen von 200 Milliarden Euro erreichten sie ein noch nie dagewesenes Volumen. Auch wenn ein erheblicher Teil von 37 Prozent auf neu ausgehandelte Verträge entfällt, die bestehende Kredite ersetzen (circa 75 Milliarden Euro), ist eine deutliche Belebung des Marktgeschehens zu beobachten, die mit einiger Verzögerung auf die Bautätigkeit durchschlagen wird. Noch in den Kinderschuhen steckt die partizipative Finanzierung durch das sogenannte Crowdfunding. Aber auch diese hat den Immobilienmarkt entdeckt, der 2015 immerhin rund 25 Prozent der gesamten erhobenen Mittel auf sich vereinen konnte (circa 38 Millionen Euro). Diese Anlagen richten sich in der Regel an Unternehmen, die in den Bau von Gebäuden investieren wollen. Die Hauspreise waren wie die Mieten 2015 trotz der anziehenden Nachfrage stabil.

[caption id="attachment_7284" align="alignnone" width="410"]Arc de Triomphe in Paris, France Arc de Triomphe in Paris, France[/caption]