In Jahrzehnten denken

Der ImmoFokus Heritage traf den Leiter Esterhazy Immobilien Clemens Biffl im neueröffneten Burgrestaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein zum Gedankenaustausch.

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Der ImmoFokus Heritage traf den Leiter Esterhazy Immobilien Clemens Biffl im neueröffneten Burgrestaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein zum Gedankenaustausch.

Warum treffen wir einander hier im Burgrestaurant Grenadier auf Burg Forchtenstein und nicht in Eisenstadt im Schloss Esterhazy?

Das Restaurant Grenadier ist ein sehr gutes Beispiel, wie wir bei Esterhazy mit alter Bausubstanz umgehen. Vor genau 200 Jahren, anlässlich des Wiener Kongresses 1814/1815, wurde die Burg als einer der ältesten Museumsstandorte Mitteleuropas auf Wunsch des Fürsten Nikolaus II begründet. Zwei dieser Räume sind bis zum heutigen Tag erhalten und werden für Ausstellungen genutzt. Um den gestiegenen Bedürfnissen der vielen Besucher aus dem In- und Ausland gerecht zu werden, war der Neubau eines modern ausgestatteten Restaurants notwendig.

[caption id="attachment_1962" align="aligncenter" width="300"](c) cityfoto (c) cityfoto[/caption]

Welche Rolle spielt die Barrierefreiheit bei den Sanierungen?

Natürlich spielt auch die Frage der Barrierefreiheit bei den Nutzungskonzepten eine wesentliche Rolle. Wenn ich mich so umsehe, dann gibt es viele Museen – egal ob diese privat oder von der Öffentlichen Hand geführt werden – die keine richtige Antwort darauf haben. Wir sind stets darum bemüht,Verbesserungen betreffend die Zugänglichkeit zu machen. Wie man auch hier bei diesem Lokal sieht, ist es an allen Stellen barrierefrei zugänglich – und zwar auf sämtlichen Ebenen.

Was war dabei die größte Heraus­forderung?

Nicht zu stark einzugreifen. Bei diesem Restaurant hatten wir mehrere Wettbewerbsbeiträge, deren Entwürfe den Fokus zu stark auf das Restaurant und den Neubau gelegt haben. Anmerkung: im Absatz kommt zweimal „in Konkurrenz stehen“. Sie wollten sich in ihrem Projekt wiederfinden. Auf der anderen Seite gibt es hier die Burg. Die Burg ist so stark – und sie soll auch so stark bleiben. Das Restaurant ist jetzt erst dazugekommen und darf nicht in direkter Konkurrenz zur Burg stehen. Überspitzt formuliert, das Restaurant muss sich der Burg unterordnen.

Was darf man darunter verstehen?

Im Inneren des Grenadiers definieren Holz und die integrierte raue steinerne Burgmauer die Atmosphäre der klar strukturierten Räume. Die Decke des Gastraumes ist mit Altholz verschalt und erinnert so an historische Räume der Burg. Massive Eiche, die für Sitzbänke und Böden gewählt wurde, verstärkt diesen Charakter. Küche, Service- und Sanitäreinheiten sind mit handgeschlagenen Keramikkacheln verkleidet. Alle verwendeten Oberflächen des Restaurants sind von der historischen Burg abgeleitet.

[caption id="attachment_1963" align="aligncenter" width="300"]SCHLOSS ESTERHÁZY. "Eines unserer Ziele ist zum Beispiel die Stärkung des Schlossbezirkes. Ein Ziel von Esterhàzy ist, Leute ins Zentrum zu bringen, damit auch die Frequenz im Schlossbezirk erhöht wird." (c) Roland Wimmer SCHLOSS ESTERHÁZY. "Eines unserer Ziele ist zum Beispiel die Stärkung des Schlossbezirkes. Ein Ziel von Esterhàzy ist, Leute ins Zentrum zu bringen, damit auch die Frequenz im Schlossbezirk erhöht wird."
(c) Roland Wimmer[/caption]

Esterházy hat mit dieser Vorgehensweise schon viel positive Erfahrung. Ein gutes Beispiel sind die Büroräumlichkeiten für die Esterhazy Betriebe GmbH im Zentrum von Eisenstadt. Das von Architekt Johann Henrici Ende des 18. Jahrhunderts errichtete Gebäude wurde in enger Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt zu einem modernen Bürohaus umgestaltet. Alle strengen Auflagen des Denkmalschutzes wurden eingehalten. Dennoch spricht der 1790 gebaute Komplex mit nunmehr über 1.500 Quadratmetern Nutzfläche eine unverkennbar moderne Formensprache. Kompromisslos modern hingegen ist das neue Weingut Esterhazy: Da die Räumlichkeiten des 350 Jahre alten Traditionsweingutes im Schloss heutigen Ansprüchen nicht mehr genügten, war ein Neubau die logische Konsequenz. Es kommt immer auf die Nutzung an. Dass der behutsame Umgang mit alter Bausubstanz nicht gerade kostengünstig ist, liegt auf der Hand. Allein der Neubau des Restaurants auf Burg Forchtenstein hat sich mit einem Investitionsvolumen von 2,3 Millionen Euro zu Buche geschlagen.

[caption id="attachment_1966" align="alignright" width="300"]ALTE BAUSUBSTANZ. Im Inneren des Grenadiers definieren Holz und die integrierte raue steinerne Burgmauer die Atmosphäre der klar strukturierten Räume. Die Decke des Gastraumes ist mit Altholz verschalt und erinnert so an historische Räume der Burg. ALTE BAUSUBSTANZ. Im Inneren des Grenadiers definieren Holz und die integrierte raue steinerne Burgmauer die Atmosphäre der klar strukturierten Räume. Die Decke des Gastraumes ist mit Altholz verschalt und erinnert so an historische Räume der Burg.[/caption] [caption id="attachment_1964" align="alignleft" width="205"](c) cityfoto (c) cityfoto[/caption]

Das kann aber der normale Burgbetrieb ja kaum einspielen?

Die gute Ertragslage der Stiftungen - der ordentliche Betriebsgewinn lag im Forst-, Landwirtschafts- und Naturmanagement-bereich bei rund 7,6 Millionen Euro und für den Bereich Immobilien bei 4,2 Millionen Euro - erlaubte es auch 2014 wieder, namhafte Mittel in die Stärkung der Wirtschaftsbetriebe und in die Substanz der großen historischen Denkmäler zu investieren. Seit Bestehen der Stiftungen sind rund 32 Millionen Euro in die Erhaltung und Adaptierung rund um die historischen Denkmäler wie Burg Forchtenstein, das Schloss Esterhazy in Eisenstadt oder den Steinbruch St. Margarethen geflossen - rund 11 Millionen Euro davon in die Erhaltung und Adaptierung rund um das Schloss Esterhazy.

Das heißt, der größte Teil des erwirtschafteten Gewinnes wird reinvestiert?

Alles, was von den Wirtschaftsbetrieben erwirtschaftet wird, dient dem Erhalt der wertvollen historischen Baudenkmäler und Bauwerke. Dazu zählen neben der Burg Forchtenstein die Schlösser in Eisenstadt und Lackenbach sowie die Ruine Landsee. Außerdem Meierhöfe, alte Wohnhäuser, aber auch kulturelle Aufführungsstätten wie der Steinbruch in St. Margarethen. Daneben gilt der Erforschung, Aufarbeitung, Restaurierung und Konservierung der bedeutenden Esterhazy‘schen Sammlungen das größte Engagement. Die Rendite steht nicht unmittelbar im Fokus. Wir sind jetzt gerade dabei, neue Konzepte zu entwickeln, und haben schon ein konkretes Projekt am Sulzhof in St. Margarethen. Das war früher ein Esterhazy-Meierhof und wird jetzt zu einer Ferienliegenschaft für 23 Parzellen, die wir versuchen, über die grüne Schiene mit „Selbsternte“ – das Leben am Land und in der Ruhe – zu attraktivieren. Hier muss man natürlich langfristig denken, denn für sämtliche Infrastrukturmaßnahmen, die man hier am Anfang setzt, braucht man schon einen langen Atem, um das auch bis zum Schluss durchzuhalten. Bei Esterhazy ist das aber - Gott sei Dank - möglich.

Eines unserer Ziele ist zum Beispiel die Stärkung des Schlossbezirkes. Ein Ziel von Esterhazy ist, Leute ins Zentrum zu bringen, damit auch die Frequenz im Schlossbezirk erhöht wird.

[caption id="attachment_1965" align="alignright" width="300"]Grenadier Grenadier[/caption]

Viele Immobilienmanager sind Juristen. Sie hingegen sind Architekt. Ticken Architekten anders als Juristen?

Ja, ganz anders. Ich denke auch, dass ein Jurist ein anderer Bauherr ist als ein Architekt. Ich bin mir nicht sicher, ob es auch für jeden Architekten angenehm ist, mit einem Architekten als Auftraggeber zusammenzuarbeiten, weil er auf ganz andere Dinge schaut. Ich habe zwar noch keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber man merkt, dass der Zugang anders ist. Ich habe schon die Aussage bei diesem Restaurant gehört, dass es drei Architekten gäbe, und ich meinte dann: Ich kenne aber nur zwei. Zur Antwort bekam ich dann: Der dritte sind ja Sie. Ich bemühe mich aber, mich nicht allzu sehr in den Entwurf einzumischen.

Man muss einfach über den Tellerrand hinausschauen. Man muss sich auch ansehen, wie sich Eisenstadt, wie sich die Region entwickelt, welches Tourismus- und Flächenangebot es gibt und woran es in Eisenstadt mangelt. Ich bin jedenfalls draufgekommen, dass viele Interessen der Stadt Eisenstadt und der Stadtentwicklung mit unseren ident sind.

Woran mangelt es in Eisenstadt?

Was auf jeden Fall fehlt, ist ein Beherbergungsbetrieb, der mehrere Betten aufnehmen kann. Für unsere Klassik-Formate im Schloss Esterhazy oder größere Kongresse ein wesentlicher Hemmschuh. Wir könnten viel mehr und größere Kongresse bzw. Veranstaltungen im Schloss haben, wenn wir dazu die Bettenkapazität hätten. Derzeit sieht es dahingehend in Eisenstadt leider ziemlich mager aus.

[caption id="attachment_1967" align="aligncenter" width="300"](c) Andreas Hafenscher (c) Andreas Hafenscher[/caption]

We are meeting Clemens Biffl, head of Esterhazy Immobilien, in the new Castle Restaurant Grenadier in Forchtenstein.

He chose the location because it is “a good example how we at Esterhazy handle historic structures”. The castle was turned into a museum in 1814/1815 and two of those rooms can still be visited today. “The large number of visitors made it necessary to add a new, modern restaurant”, says Biffl.

The biggest challenge was “not to interfere too much”, notes Biffl. The exaggerated concept: “The restaurant has to yield to the castle.” This means that the interior of the Grenadier is dominated by wood and the integrated rough castle wall. Old wood used for the ceiling, massive oak benches and floors reminds guests of historic rooms in the castle.

Esterhazy has followed this approach successfully several times. For example for the Esterhazy Betriebe GmbH office spaces in the centre of Eisenstadt for which an 18th century building was modernised under supervision by the Federal Monuments Office. The new winery Esterházy, on the other hand, is modern without compromises. “It all depends on the utilisation”, notes Biffl. He adds the careful handling of historic structures “is not cheap”. Money for the preservation of historic sites like Forchtenstein Castle, Lackenbach Castle, Esterházy Palace in Eisenstadt, the quarry in St. Margarethen, the Landsee Castle Ruins, as well as old farming and residential estates comes from foundations. Those, in turn, are financed by income from forest, agriculture and nature management and real estate. “All profits generated by the enterprises is used for the preservation”, confirms Biffl. “The rate of return is not our focus”.

One of the current projects is the Sulzhof St. Margarethen, which has been converted to a vacation residence with 23 plots and a self-gardening concept.”

Other than most real estate managers Biffl is not a lawyer but an architect. He is “not sure whether every architect enjoys working with another architect as the contractor. I haven’t had any bad experiences but you can see that the ways of thinking differ completely.”

Asked what is missing in Eisenstadt, Biffl points out there are too few rooms available to house larger congresses or other events.

Quelle: cityfoto
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