Investoren suchen verzweifelt Projekte

Volle Taschen. Die MIPIM hat es bestätigt. Mangels Alternativen rücken Sekundärstädte und Spezialimmobilien wie Logistik- und Hotelimmobilien immer mehr in den Anlegerfokus.

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Volle Taschen. Die MIPIM hat es bestätigt. Mangels Alternativen rücken Sekundärstädte und Spezialimmobilien wie Logistik- und Hotelimmobilien immer mehr in den Anlegerfokus.

Wie auch in den vergangenen Jahren zeigt Veranstalter Reed MIDEM einmal mehr, dass die MIPIM mit rund 19.000 Teilnehmern aus etwa 90 Ländern zu Recht als wichtigste Plattform der internationalen Immobilienbranche bezeichnet wird und „toute la branche“ alljährlich Anfang des Jahres erwartungsvoll nach Cannes blickt. Österreich ist diesbezüglich keine Ausnahme und mit der Präsenz von 26 Ausstellern am - von der Wiener Immobilien-Marketing Agentur pia.pink organisierten - Gemeinschaftsstand AUSTRIA auf Expansionskurs.

[caption id="attachment_853" align="alignleft" width="300"](c) ImmoFokus (c) ImmoFokus[/caption]

Gemeinsam statt einsam

In einem immer stärker wettbewerbsorientierten Markt schließen sich Städte und Stadtverwaltungen überall in der Welt mit ihren Nachbarn zusammen, um sich gemeinsam zu vermarkten und gemeinsame Strategien zu entwickeln - insbesondere im Hinblick auf die Transportinfrastruktur. In dieser neuen Welt der städtischen Allianzen präsentierten sich auch mehrere britische Städte wie Liverpool und Manchester gemeinsam mit ihren Nachbarn.

Auch die Region rund um die Städte Leeds und Birmingham ist auf der Suche nach Investoren. Einigen Städten scheint nichts zu teuer, um sich in Szene zu setzen. Istanbul zeigte in einem eigenen Zelt vor den Messehallen ein atemberaubendes fast 100 Quadratmeter großes interaktives Stadtmodell. Die Stadt steht vor großen Herausforderungen. Aktuell gibt es in Istanbul und seinen Vororten 40 Großprojekte, die auf der Suche nach Investoren sind. Ibrahim Caglar, Präsident der Istanbuler Handelskammer, spricht von rund 28 Milliarden Euro Investment, die benötigt würden.

Direkt mit Entscheidungsträgern reden

Auch Grand Paris präsentierte sich auf der MIPIM mit dem Ziel, internationale Investoren zu gewinnen. „Nicht hier zu sein, wäre die Botschaft an die Welt, dass wir nichts anzubieten haben“, kommentierte Chiara Corazza, Geschäftsführerin der Great Paris Investment Agency. Eine Einschätzung, die der Bürgermeister von St. Pölten Matthias Stadler mit Corazza teilt. Neben der Expo Real in München gehört die MIPIM in Cannes zu den Messen, wo man dabei sein muss. „Hier gibt es viele Gelegenheiten, mit internationalen und nationalen Top Investoren und Projektentwicklern ins Gespräch zu kommen“, so der Bürgermeister. „Es kommt bei den internationalen Playern gut an, wenn sie dort direkt mit Entscheidungsträgern reden können.“

Viel diskutiert wurde das zentrale Thema der diesjährigen MIPIM: die digitale Revolution – von Smart Cities bis zur Nutzung von Big and Open Data für Crowdfunding und Sharing Economy. „Investoren sind sich nicht zwingend der Datenrevolution an sich, wohl aber der Erträge und des Geldflusses bewusst. Um Mieter anzuziehen, müssen Vermieter ihre Gebäude in Orte verwandeln, in denen Menschen leben, arbeiten und Kontakte knüpfen wollen. Dies führt zu Mieterzufriedenheit und damit zu einer höheren Bewertung“, berichtete etwa Christophe Dumas, Technical & Innovation Director von Sogeprom.

[caption id="attachment_852" align="aligncenter" width="300"] (c) ImmoFokus[/caption]

Die österreichischen Aussteller und Besucher waren mit dem Verlauf zufrieden. „Man merkt von der ersten Minute an, dass es der Branche sehr gut geht“, erklärte Michael Ehlmaier, geschäftsführender Gesellschafter von EHL Immobilien und seit fast 20 Jahren regelmäßiger MIPIM-Teilnehmer. „Die Verhandlungen, die heuer geführt wurden, waren durchwegs sehr konkret und lassen tatsächliche Abschlüsse erwarten.“ Auch wenn die Wirtschaftszahlen derzeit nicht gerade rosig sind, werde Österreich als deutschsprachiges Land von Investoren, die sich für Akquisitionen in Deutschland interessieren, gleich ,mitgenommen‘. „Davon profitiert vor allem der Wiener Markt“, so Ehlmaier.

Dass die Immobranche zunehmend mehr Fahrt aufnimmt, davon weiß Wolfgang Gleissner zu berichten. Man spüre „… dass man aus der Krise gelernt hat. Das Vertrauen in den Aufschwung der internationalen Immobilienwirtschaft ist da. Er wird aber mit realistischeren Augen gesehen als vor Lehman“. Auch Neo-Aussteller Wolfgang Schuster, Geschäftsführer der Wien 3420 Aspern Development AG, die im Rahmen der MIPIM den internationalen Architekturwettbewerb für ein Baufeld in bester Lage in der Seestadt - unmittelbar neben dem Holzhochhaus HoHo der KERBLER Gruppe - präsentierte, ist zufrieden: „Unsere Erwartungen haben sich voll erfüllt“.

Auch für pia.pink Geschäftsführerin Gerda Zauner war es eine richtig gute MIPIM. „Die starke und vor allem so hochkarätige Beteiligung österreichischer Unternehmen dieses Jahr ist ein richtungsweisendes Signal für den gesamten Standort. Das Feedback unserer Aussteller bestärkt uns, dass der AUSTRIA Pavillon nicht nur wichtige Plattform und Meeting Point auf der MIPIM ist, sondern einen wesentlichen Beitrag für das Standortmarketing Österreichs im internationalen Umfeld leistet“. Auch die Planung für den knapp 500 Quadratmeter großen AUSTRIA-Stand auf der im Oktober stattfindenden Expo Real in München ist abgeschlossen, bestätigt Gerda Zauner „Wir sind selbst erstaunt, denn trotz Vergrößerung der Standfläche sind wir vollkommen ausgebucht. Es scheint, dass die Zeiten sich wieder in Richtung Präsentation und Dialog verändert haben. Man will sich professionell zeigen und effizient Kontakte knüpfen oder vertiefen.