Nachhaltigkeit im Geiste des 3P-Ansatzes

Kommentar: Philipp Kaufmann, Herausgeber des ImmoFokus, zum Artikel "Wasser, Luft, Licht, Sonne"

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Der Umstand, dass wir gerade einen Paradigmenwechsel hin zur Nachhaltigkeit durchleben, ist schon hinlänglich bekannt. Bei der Umsetzung des Perspektivenwechsels findet oft der 3P-Ansatz Anwendung. Aber was bedeutet dieses Denkmodell eigentlich?

Der 3-P-Ansatz ist eine ganzheitliche Sichtweise und ermöglicht eine konsequente Umsetzung. Ironischerweise hat mir ein Freund allen Ernstes erzählt, dass dieser Ansatz so heißt, da in Philipp drei Ps vorhanden sind. Dies war und ist sicherlich nicht der Grund für diese Benennung. Vielmehr handelt es sich um die Anfangsbuchstaben von Produkten, Prozessen und Personen. Aber was steckt dahinter?

Produkte sind als eine Dimension nachhaltig zu gestalten: In der Bau- und Immobilienbranche geht es somit um Baustoffe und unsere Immobilien – diese wiederum auch im Kontext von Stadtquartieren. Wir können hier die ökonomischen und sozio-kulturellen Qualitäten optimieren und gleichzeitig den Eingriff in die Natur minimieren. Im Wissen um die Lebenszyklusbetrachtung werden dabei die zwei Seiten der gleichen Medaille, nämlich die Ökologie und die Ökonomie, transparent gemacht und erstmals aktiv gestaltet. Somit kommen neue Tools, wie die Lebenszykluskostenrechnung, weiterentwickelt zur Lebenszyklusrenditerechnung bzw. die Ökobilanz zur Anwendung. Aufgrund der Komplexität der Produkte bedarf es Instrumente, die die Ergebnisse bzw. die geleistete Performance transparent machen, um Qualitäten sichtbar zu machen. Bei den Baustoffen kommen demnach EPDs (Environmental Product Declarations) zum Einsatz und bei Immobilien Gebäudezertifikate wie LEED oder DGNB.

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Prozesse werden ganzheitlich gestaltet und richten sich an neuen Zielen aus. Notwendig wird dies, um neue Perspektiven zu ermöglichen. Bisher war unsere Branche „zünftisch“ organisiert und wir arbeiteten sequentiell. Heute geht es um integrale Planung sowie um zyklusübergreifendes Handeln. Um diese neue Perspektive zu ermöglichen, bedarf es Veränderung des Wies sowohl im Unternehmen selber als auch im Zusammenwirken von Betrieben. Im Sinne von „es bleibt kein Stein auf dem anderen“ sind somit die Abläufe neu zu überdenken und zu modellieren. Das Ergebnis sind neue Abwicklungsmodelle und Formen der Zusammenarbeit – weniger gegeneinander als vielmehr miteinander. Dies führt zu innovativen Geschäftsmodellen, welche die Grenzen des bisherigen Denkens überwinden.

Personen sind die treibende Kraft und deren Wissen ermöglicht nachhaltiges Handeln. Dies alles wird erst machbar, wenn die handelnden Personen in der Lage sind, die Konzepte zu verstehen und neue Tools, wie eine Ökobilanz, anzuwenden. Eines Umstandes müssen wir uns bewusst sein: kaum einer von uns hat dieses neue Wissen bereits in der Schule oder auf der Hochschule gelernt – für uns alle bedeutet dies, Neues zu erlernen.

Bei der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) haben wir für diesen 3P-Ansatz konkrete Umsetzungs­strategien erarbeitet und in den Markt gebracht. Dies alles ist erst der Anfang und der Beginn der vierten industriellen Revolution!