Problemkind Einzelhandel

Kommentar von Grzegorz Sielewicz, Economist Coface Central Europe Region, zum Artikel "Volle Pipeline"

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Coface Prognose BIP-Wachstum Polen: 3,2 %, Coface Länderbewertung: A3

Nach einem schwierigen Jahr 2013, startet Polen 2014 wieder durch. Dennoch trübt ein Blick auf die Insolvenzzahlen des Einzelhandels die Freude. Coface prognostiziert für 2014 ein Wirtschaftswachstum von 3,2 Prozent. Damit liegt Polen über dem durchschnittlichen BIP-Wachstum Zentraleuropas und wächst am zweitschnellsten in der Region Zentraleuropa. Dieses positive Ergebnis führen wir auf die Erholung der Eurozone und die steigende Inlandsnachfrage zurück. Das vermehrte Recruiting und die steigenden Gehälter in Polen zeigen, dass die lokalen Unternehmen dem Wirtschaftsaufschwung zuversichtlich gegenüberstehen. Die Arbeitslosenrate ging im ersten Quartal 2014 zurück und erreichte ein Niveau, das zuletzt Mitte 2011 verzeichnet wurde. Bisher wurde noch kein Inflationsdruck beobachtet. Der Verbraucherpreisindex liegt mit 0,2 Prozent im Mai 2014 deutlich unter dem Zielwert von 2,5 Prozent der Zentralbank.

Allerdings kann eine Deflation vor allem in den Sommermonaten nicht ausgeschlossen werden. Problematisch entwickelt sich in diesem Jahr der Einzelhandel. Trotz positiver Faktoren wie steigende Gehälter ist diese Branche im Jahr 2014 nur bedingt ein Erfolgssektor. Denn Geld wird vor allem für den Tagesbedarf ausgeben. Konsolidierungsprozesse und der Kampf um die Rentabilität mit niedrigen Handelsspannen schwächen den Einzelhandel.

Die größten Insolvenzen in diesem Jahr betreffen Unternehmen im Bereich Elektro- und Haushaltsgeräte: Domex (Eigentümer der Avans Filialen), Mix Electronics (Einzel- und Großhandel), Fagor (Produktion Haushaltsgeräte). Insgesamt prognostiziert Coface einen Anstieg der Insolvenzen im Einzelhandel um 10 Prozent im Jahr 2014. Ein weiterer „Flop-Sektor“ für das Jahr 2014 bleibt, trotz des warmen Winters, das Bauwesen.

Die Metallbranche durchlebt ebenfalls eine schwierige Phase, da die Unternehmen geringe Spannen in Kauf nehmen müssen. Wir sehen vor allem Insolvenzgefahr bei Firmen, die 2014 nicht in ihre Wettbewerbsfähigkeit investieren. Top-Sektoren bei der Insolvenzentwicklung bleiben die Branchen Pharma, IT und Telekommunikation, Finanz und Versicherungsdienstleitungen. Diese Bereiche können ihr gutes Niveau dank der starken Nachfrage weiter halten.