Mieter statt Transaktionen
Anabole Kapitalmärkte führten dazu, dass insbesondere
die jüngere Generation in unserer
Branche glaubt, Wertschöpfung entstehe
ausschließlich durch Deals. Die letzten Jahre
hat das große Geld den Markt gemacht,
aber: mit Werterhalt hat das recht wenig zu
tun. Wer seine Zeit bei Closing Dinners verbringt
und mit vollen Kassen von Deal zu
Deal hart am Wind segelt, entfremdet sich
von seinen Mietern. Man muss aber wissen,
wer einem die Gehälter zahlt – und das sind
und bleiben nun mal die Mieter.
Finanzierung – eine Rennaissance
Seit dem Frühjahr konnte man einen Paradigmenwechsel
beobachten. Waren Finanzierungen bisher ein
Selbstläufer, wurden nun wieder Fragen der Banken zum Asset Management
gestellt. Tatsächlich war man als Asset Manager wieder ein
gefragter Ansprechpartner und saß mit am Tisch. Banken und Finanzierungspartner
haben erkannt, dass das Asset Manager notwendig ist,
um Rendite zu generieren. Vielleicht sind mal die Zeiten vorbei, in denen
Asset Manager erst kurz vor – oder manchmal kurz nach – dem Closing
von einem Deal erfahren.
Technik, die begeistert
Umbauten, Ausbauten, die daraus erwachsenden Risiken und wie man
damit umgeht – nicht erst seit dem heurigen Jahresverlauf ein heißes
Thema. Fähige technische Asset Manager sind selten und wollen gut
entlohnt werden. Woran liegt‘s? Meistens liegt es an einer einseitigen technischen oder kaufmännischen Ausbildung aber auch an der irrigen
Vorstellung, dass diese Leistungen grundsätzlich an externe Dienstleister
vergeben werden müssen. Richtig ist aber: technische Themen sind
nicht nur die Aspekte des Gebäudes, sondern ein zentrales Thema auf
der Ebene des Gesamtportfolios. Wer das nicht verfolgt, verzichtet sehenden
Auges auf das Grundverständnis über den eigenen
Bestand – Blindflug quasi.
Auslagerung Property Management
Unbedingt! Die Entwicklung der Auslagerung
von PM Dienstleistungen bei Bestandshaltern
ist nach wie vor ein wichtiges Thema. Hier
sind gut abgestimmte Schnittstellen zwischen
dem PM und dem Asset Management
als Landlord-Repräsentation unersetzlich,
um ein Zuviel des Guten zu vermeiden.
Eigentümer und Investoren schätzen Marktkenntnis
und das damit verbundene, unternehmerische
Handeln. Gute Asset Manager
kennen den Markt, den eigenen Stellenwert und
sind stark in persönlichen Beziehungen. Die einfache
Regel bleibt: Wer zu viel auslagert, lagert irgendwann seinen
Wert aus.
Digitalisierung
Prognosen darüber, was in Zukunft bei Immobilien so alles digitalisiert
werden soll, haben manchmal einen unfreiwilligen Schmäh, den Proponenten
gehen nie die Ideen aus. Ausschlaggebend sind vielmehr das
Wie und das Wann: Welcher Nutzen kann daraus gewonnen werden
und wie ist die Digitalisierung zu organisieren, ohne dass ohnehin schon
überlastete Teams weiter an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen? Wenn die
Digitalisierung erfolgreich sein sollen, ist sie vom Asset Management
selbst durchzuführen. Hier braucht es, wie nicht nur im Asset Management,
eine weitsichtige Perspektive. Also liebe Entwickler: liefert uns
bitte keine Gadgets, sondern vernünftigen Lösungen, die unsere Arbeit
besser machen!
Dipl.-Kfm. Frank Brün FRICS ist Managing Partner bei
Phorus Management und Initiator/Co-Autor der Asset
Management Studie Österreich.