Positionen & Meinungen Roboter am Bau

Stefan Medel, Bereichsleiter/General Manager der Herrenknecht AG, im Gespräch, welche Aufgaben der Roboter auf der Baustelle übernehmen kann und welche Vorteile er bietet.

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Roboter am Bau

Welche Arbeiten kann der Roboter auf der Baustelle übernehmen?   

Sofern ein Flächenportal eingesetzt wird – wie bei der Anlage die wir in der Schweiz aufgebaut haben, kann der Roboter an jeder beliebigen Stelle der Arbeitslinie arbeiten. Da er kopfüber an einer Verfahrbrücke (ähnlich einem Brückenkran) hängt, hat er auch überall einen optimalen Zugang zu den Schalungen.    

In welchen Bereichen kann er eingesetzt werden?     

Für die Produktion der Betonsegmente für das Projekt Sarner Aar erledigt der Roboter folgenden Aufgaben:

  • Öffnen der Schalung durch einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber 
  • Reinigen und einölen der Schalung  
  • Schließen der Schalung durch einen SPS-gesteuerten Drehmomentschrauber
  • Einbau von Plastikstutzen

Nach der Betonierkammer ist ein weiterer Roboter von uns installiert worden der die Oberfläche des Betonsegmentes abzieht und verdichtet. Dieser Roboter ist allerdings stationär und kann nicht verfahren werden.

Welche Lösungen bietet der Roboter an?    

Der Einsatz eines Roboters macht immer dann Sinn, wenn sich Tätigkeiten wiederholen. Bei dieser Art von Betonsegment- produktion werden über einen Zeitraum von 2 Jahren identische Segmente gefertigt. Wichtig ist aber immer vorher die Arbeiten genau zu identifizieren ob sie von einem Roboter ausgeführt werden sollen bzw. können.   

Zu beachten ist stets, dass oftmals der Mensch für diverse Tätigkeiten besser geeignet ist. Zum Beispiel das Einlegen/Einbauer einer unhandlichen, mehrere Meter langen und schweren Dichtung. Damit kann ein Roboter schlecht umgehen, ein Mensch hingegen ist hier schneller und effizienter.   

Ebenso muss berücksichtigt werden, dass ein Roboter seine Tätigkeiten auf wenige Zehntels- oder Hundertstelmillimeter genau wieder- holen kann. Aber auch das Werkstück, in dem Fall unsere Betonschalung, müsste dann ja ebenso genau gefertigt sein, damit der Roboter stets an der gleichen Stelle seine Tätigkeit verrichten kann. Da dies aber im Stahlbau nur schwer erreichbar ist, müssen die tatsächlichen Robotertätigkeiten genau abgestimmt werden. Zum Beispiel das Reinigen der Schalung. Hier kommt es nicht auf einen Millimeter an.

Welche Vorteile bietet er?  

Er kann eine Kostenersparnis darstellen, bietet ein sicheres Arbeiten ohne Unfälle, hat keine Kommunikationsprobleme, kann  7/24 arbeiten, auch ohne Urlaub und arbeitet exakt nach Vorgabe / QS / QM.   

Wie sieht der Einsatz von Robotern am Bau in der Kosten-/Nutzenrechnung aus?  

In der Regel rechnet sich ein Roboter in unserem Bereich nach rund 1- 1,5 Jahren Produktionszeit. Dabei stehen meist nicht die eigentlichen Anschaffungskosten des Roboters im Vordergrund, sondern eher die Planung, das Programmieren, die Sicherheitszelle, die Einbindung in die Steuerung der gesamten Anlage und das entwickeln der notwendigen Werkzeuge.   Wie sieht die Zukunft der Baustelle in Bezug auf den Einsatz von Robotern aus?   Für die Baustellen selbst kann ich keine Auskunft geben. In der Fertigteilindiustrie wird der Roboter einen großen Platz einnehmen, allerdings nicht nur der Roboter sondern generell die Automatisierung. Es werden zunehmend kollaborierende Roboter eingesetzt werden, die ein Arbeiten Mensch+Roboter ermöglichen.   

Zudem werden die Prozesse entsprechend den Ideen zu Industrie 4.0 vernetzt. Unsere Systeme die bislang hauptsächlich Daten gesammelt haben werden nun die Produktionsleitung in Ihren Entscheidungen unterstützen und die Prozesse sicherer machen. Ebenso wird die Künstliche Intelligenz Einzug halten. Wir haben bereits erste Prototypen im Einsatz.  

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