Positionen & Meinungen Round table zum Thema Vorfertigung und Automatisierung

Glorit-Geschäftsführer Lukas Sattlegger, Geschäftsführer von Drees & Sommer Georg Stadlhofer und Erich Benischek, Geschäftsführer des Fertighauszentrums Blaue Lagune diskutierten was die Baubranche nächstes Jahr bewegen wird.

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Round table zum Thema  Vorfertigung und Automatisierung

„Vor 30 Jahren habe ich gesagt, irgendwann geht alles in Richtung Vorfertigung“, eröffnet Benischek. „Es ist hat bei den kleinen Häusern begonnen, ist immer mehr in den großvolumigen Bau gekommen, und was derzeit einen steilen Aufstieg macht, ist der Modulbau als solcher, also die klassische Raumzellenfertigung.“ Benischek geht davon aus, dass sich der Bereich der Vorfertigung massiv entwickeln wird. Nicht zuletzt wegen des Arbeitskräftemangels. „Früher haben wir uns die Leute aus dem Osten geholt, aber die bekommen wir jetzt nicht mehr“, fügt er hinzu. „Diese kritische Situation unterstützt natürlich die Vorfertigung.“ Den Knackpunkt sieht er derzeit bei den hierfür notwendigen Investitionen, da die Produktionsanlagen verbessert werden müssen.

Für Stadlhofer wird das nächste Jahr für die Baubranche ein Jahrzehnt der Veränderungen einläuten. „Die Taxonomie-Verordnung, die seit 2018 in Kraft ist, zwingt die Unternehmen zur Offenlegung ihrer Bauweisen“, so der Geschäftsführer von Drees & Sommer. „Die nächsten drei Kriterien kommen nächstes Jahr ins Spiel, und das bedeutet, dass sich jeder überlegen muss, wie er seine Objekte kreislauffähig machen kann.“ Nachfrage und Bedarf an kreislauffähigen Materialien steigen, und Drees & Sommer verzeichnet immer mehr Anfragen diesbezüglich. „Nächstes Jahr im März ist der Jahresbericht fällig, dazu kommt das Thema der nachhaltigen Finanzierung, das bedeutet, dass jeder Euro dahin zu bewerten ist, ob er nachhaltig investiert ist.“

Dazu bringt Benischek das Problem der Kreislaufwirtschaft auf den Punkt: „Niemand hat das bis jetzt gelernt, das bedeutet, man muss sich in die Thematik hineindenken.“ Laut ihm beginnt das Thema bereits bei der Definition. „Man muss die Langlebigkeit des Gebäudes und die Nachnutzung im Auge haben. Auch wäre es wichtig, eine Baudokumentation, aber auch eine Aufbau- und Montagedokumentation zu haben.“ Hier fordert er ein Umdenken ein. „Man muss die Gebäude wieder zerlegen beziehungsweise abtragen können. Das bedeutet, dass Leim durch Steckverbindungen ersetzt werden muss und Verschraubungen Sinn machen.“ Dazu muss man prinzipiell in Basisfunktionen und Nachnutzungsmöglichkeiten denken. „Baue ich ein Hotel, muss ich mir jetzt schon überlegen, was ist, wenn es in 20 Jahren nicht mehr geht. Will ich es in Offices umbauen, brauche andere Raumhöhen.“ Man muss vom Denken des maximalen Ertrages von der ersten Sekunde weggehen und in die Köpfe bringen, dass diese Dinge Geld kosten. 

Sattlegger bricht das Thema auf die Sicht eines Bauträgers und ausführenden Betriebs herunter. „Die EU-Taxonomie schärft das Bewusstsein für Nachhaltigkeit, und da gibt es einen Aufholbedarf. Wir sind mit dem Einsatz von Holz und unserer Holzriegelbauweise gut aufgestellt“, erklärt er. „Es werden aber auch andere Werkstoffe, also ökologische Baustoffe in den Vordergrund treten, und die haben ein anderes Preisniveau.“ Für Benischek ist klar, dass es zu einer Koexistenz der Baustoffe kommen werde. „Man muss sich überlegen, welche Hölzer man einsetzt. Es wird auch derzeit viel experimentiert, zum Beispiel mit Stroh und Lehm, aber das kann derzeit nur kleinvolumig eingesetzt werden.“ So benötigt eben jeder Baustoff seine Zeit. Benischek erinnert sich daran, wie sehr Asbest gehypt wurde, bevor er dann verteufelt wurde. Das Gleiche mit Spanplatten und Formaldehyd. „Man muss weg von Verbundstoffen, die Bindemittel werden da eine wichtige Rolle spielen.“ Sattlegger bestätigt, dass bei den Materialien viel getestet werde. „Aber ein gesamtheitliches System zu einem vernünftigen Preis gibt es noch nicht. Bei Glorit setzen wir auf qualitätsvolle und langzeiterprobte Systeme.“ 

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