Schwacher Rubel als Rettungsanker

Russlands Hotellerie rüstet sich für die Fußball WM. Von den neuen Hotelzimmern im Jahr 2014 wurden alleine 6.300 in der Region Sotschi in Betrieb genommen, meist erst kurz vor den Olympischen Winterspielen. Dort gab es auch zwei Neueintritte in den russischen Markt, Capella und Rixos, beide im Gebiet Krasnaya Polyana.

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Russlands Hotellerie rüstet sich für die Fußball WM. Von den neuen Hotelzimmern im Jahr 2014 wurden alleine 6.300 in der Region Sotschi in Betrieb genommen, meist erst kurz vor den Olympischen Winterspielen. Dort gab es auch zwei Neueintritte in den russischen Markt, Capella und Rixos, beide im Gebiet Krasnaya Polyana.

Was für Russland zu einer allgemein verschlechterten Situation führte, die Sanktionen und der Rubelverfall, entwickelte sich für die erste nach-olympische Saison in den Wintersportgebieten von Sotschi zum Retter. Viele Russen gaben bei der Wahl ihres Urlaubsortes für den Wintersport der heimischen Region den Vorzug, wodurch gute Auslastungszahlen aus dem Gebiet gemeldet wurden.

Die meisten Hoteleröffnungen in Russland 2014 gab es durch Hilton. Rezidor bezog Position an zwei Flugplätzen in Moskau (391 Zimmer) und St. Petersburg (200 Zimmer). Das ehemalige Kempinski Nikolsaya mit 210 Zimmern in Moskau wurde als St. Regis von der Starwood Gruppe neu eröffnet und Azimut übernahm das Renaissance Olympisky mit 484 Zimmern in Moskau. Für 2015 wird aufgrund der wirtschaftlichen Lage mit einer Verlangsamung der Entwicklung gerechnet, obwohl weiterhin viele Eröffnungen von den großen Betreibern in der Region geplant sind. Hotels, die dieses Jahr eröffnet werden, haben eine Planungs- und Bauphase von vier bis fünf Jahren durchlaufen, was wiederum bedeutet, dass eine Verlangsamung der Projektierungstätigkeit in diesem Jahr Auswirkungen auf Neueröffnungen in vier bis fünf Jahren haben wird.

Die in Russland 2018 stattfindende Fußballweltmeisterschaft führt in den elf Austragungsorten ebenfalls zu erhöhter Bautätigkeit. Neben Stadien, Flugplätzen, Verkehrsanbindungen und anderen notwendigen öffentlichen Einrichtungen werden natürlich auch die Hotelkapazitäten entsprechend erhöht.

Angekündigte Eröffnungen der großen Betreiber am Markt lassen für Russland auf rund 5.200 neue Hotelzimmer in diesem Jahr hoffen. In der ganzen GUS werden es insgesamt 8.900 sein.

Hotels Moskau

Das turbulente letzte Jahr hat starke Auswirkungen auf die Hotelbranche mit sich gebracht, nicht nur auf die Performance, sondern ebenso auf die Werte. Was zunächst aufgrund der politischen Entwicklung mit der Angst begann, internationale Klientel zu verlieren, endete mit Betreibern, die sich Sorgen um Rubelentwertung und Inflation machten, sowie Eigentümern, die mit geringeren Einkünften in harter Währung und daraus folgenden Problemen bei Kreditrückzahlungen zu kämpfen hatten.

Wie bei Büroimmobilien und Retailobjekten wurden auch im Hotelbereich seitens Entwicklern und Eigentümern Investitionspläne überdacht und reduziert, zumal große Teile der Hotelausstattungen teurer importiert werden müssen. Die explodierenden Finanzierungskosten haben 2014 dazu geführt, dass viele, auch liquide Investoren umgedacht haben und versuchen, laufende Projekte zu konsolidieren, bevor sie an neue denken. Die vielen 2014 eröffneten und für 2015 geplanten Häuser führen zu einem Anstieg der Bettenzahl, was in der gegebenen Situation nicht zielführend ist und die Gesamtperformance am Markt drückt.

In den ersten drei Monaten des Jahres ist der Revenue per available room (RevPAR) in Moskau um 6 Prozent gesunken, nachdem er im Gesamtjahr 2014 um 11 Prozent zurückging. Ebenso sank der Gross operating Profit (GOP) Prozentsatz und nähert sich nun dem westeuropäischen Niveau bei 40 Prozent. Ein interner Zinsfuss (IRR) von 30 Prozent und mehr ist derzeit in Moskau nicht zu erreichen.

Hotels St. Petersburg

Obwohl St. Petersburger Hotels ebenso von der Krise im letzten Jahr getroffen waren, gab es einen leichten Silberstreif am Horizont. Die Tourismusbranche verzeichnete zwar weniger ausländische Gäste, aber einen starken Zuwachs an inländischen Besuchern, die ihre inflationsbedrohten Rubel ausgeben wollten. Im ersten Quartal 2015 brachte dies der Stadt einen Anstieg des RevPAR um 16 Prozent im Vergleich zur den ersten drei Monaten des Vorjahrs.

Am Beispiel des Four Seasons, das im Luxussegment geholfen hat, die ADR zu heben, lässt sich aber ersehen, dass der Anstieg von einer sehr niederen Basis ausgeht: Während im ersten Quartal die ADR bei 9.500 Rubel mit einer Auslastung von 38 Prozent lag, betrug diese im gleichen Zeitraum in Moskau 15.000 Rubel bei 50-prozentiger Belegung. Der Großteil des Wachstums in den internationalen Hotels entstand aufgrund der Auslastung durch den Anstieg der inländischen Gäste, was es aber sehr schwer machte, die Preise zu erhöhen. Nur in der Luxuskategorie war eine Anhebung der Zimmerpreise um maximal 8 Prozent zu bemerken.

Im zweiten Quartal mit den Maifeiertagen und den White Nights im Juni wird sich in St. Petersburg typischerweise entscheiden, wie das Jahr für die Beherbergungsbranche wird.