Standort Österreich oder „Ist die Globalisierung tot?“

Krisen haben auch gute Seiten. Der Weinskandal katapultierte die österreichischen Weißweine in international ausgezeichnete Qualitätshöhen. Die Ölkrise leitete die Entwicklung sparsamer Motoren in Europa ein.

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Krisen haben auch gute Seiten. Der Weinskandal katapultierte die österreichischen Weißweine in international ausgezeichnete Qualitätshöhen. Die Ölkrise leitete die Entwicklung sparsamer Motoren in Europa ein. Die guten Seiten des jetzigen Krisenfuriosos aus Wirtschafts-, Finanz-, EURO-, Flüchtlings- und Klimakrise wird Geschichte schreiben. Einige Entwicklungen sind aber schon erkennbar. Diese Entwicklungen hängen zusammen, es gibt einen roten Faden.

Tatsache ist, dass wir uns wieder auf unsere Region, auf unseren Bekanntenkreis konzentrieren. Neuer Biedermeier oder Cocooning, wie auch immer man dazu sagen will, wohler fühlen wir uns neuerdings in vertrauter Gesellschaft und Umgebung. Urlaub in Österreich oder daheim, Bekanntes dem Neuen vorziehen, das sind auch Reaktionen auf nicht rational zu begründende Ängste, denn es ist alles viel komplizierter, undurchschaubar geworden.

Zurückziehen ins Nest, es schön haben daheim, nette Nachbarschaft, partizipatives Zusammenleben, gemeinsame Aktivitäten wie z.B. gemeinsam zu gartl´n (Urban Gardening). Weg aus der Anonymität, sich auskennen, erkannt und gegrüßt werden – ländliche Werte in der Stadt – glücklich die Käufer der Wohnungen, deren Projektentwickler schon früh diese neuen alten Werte in ihren Projekten umgesetzt haben. Wertsteigerung oder zumindest Erhalt ist bei diesen Wohnungen garantiert.

Dieses Gefühl macht nicht in den eigenen vier Wänden halt, es wirkt auch auf die internationale Politik. TTIP und CETA werden, ohne dass der Inhalt auch nur in Bruchstücken bekannt wäre (außer einigen wenigen Bürokraten und Verhandlern) in der neuen Aufgeregtheit der sozialen Medien verteufelt, nicht nur von einigen Weltrettern, sondern von einer satten Mehrheit der europäischen Bevölkerung. Wir wollen beschützt werden vor der Globalisierung, unsere Regale sollen frei bleiben von in Chlor gebadeten Hühnern, die wir dann, aus einem permanenten Anfall von „Geiz ist geil“ doch ob des niedrigen Preises kaufen würden.

Die Finanz- und Wirtschaftskrisen haben gezeigt, das strikt zentral geführte, globalisierte Unternehmen nicht lange funktionieren. Die Krisen haben auch den selbst verliebtesten  Managern gezeigt, dass man ein internationales Unternehmen nicht deutsch oder amerikanisch erfolgreich führen kann, Dezentralisierung ist angesagt. Was der Einzelhandel oder der Tourismus schon lange wussten, ist jetzt auch bei Banken und Industrie angekommen. Produkte und Dienstleistungen aus der Region sind gefragt und da die „Geiz ist geil“-Einstellung der Vergangenheit viele unserer Gewerbebetriebe vernichtet und z.B. hübsche Fachmarktzentren geschaffen hat, müssen sich nun die Großkonzerne ins enge regionale Dirndl zwängen.

Wir Österreicher sind glückliche Menschen. Wir leben in einem der lebenswertesten Länder der Welt, wir müssen nicht wegfahren, wenn wir nicht wollen. Cocooning in Österreich ist schön und bietet ein wertvolles Leben. Es gibt sogar die Chance, aus unserer Standortqualität ein dynamisches Element unserer Wirtschaftspolitik zu machen. Mit einer Entrümpelung unseres Gewerberechts, mit einer Redimensionierung der WK auf ihre Aufgaben als Interessensvertreter, mit einer Intensiv- ausbildung der Arbeiterkämmerer unter dem Titel „Unternehmer sind nicht automatisch Verbrecher“ und einer Sozialkompetenz-Schulung für Finanz-, Gesundheits-, Arbeits- und alle anderen Inspektoren könnte es gelingen, attraktive und zukunftsträchtige Unternehmen in Österreich anzusiedeln. Die Chance ist dank BREXIT gerade jetzt sehr groß.

Die Globalisierung ist nicht tot. Neue Player drängen mit China und Indien auf den Markt – neue internationale Konzerne werden entstehen und werden die gleichen Fehler wie ihre Vorgänger machen. Eines können wir aber aus der Geschichte lernen: Wir brauchen uns nicht zu fürchten.