Treffpunkt der Kulturen

Die Slowakei liegt in Zentraleuropa - dort, wo Ost und West, byzantinische und antike Kulturen aufeinander getroffen sind. Das Erbe des Landes besteht zumindest aus 12.000 Gebäuden und Denkmälern. National Trust Slovakia kümmert sich an der Seite des Staates um Nutzungskonzepte und noch viel mehr.

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Die Slowakei liegt in Zentraleuropa - dort, wo Ost und West, byzantinische und antike Kulturen aufeinander getroffen sind.

Das Erbe des Landes besteht zumindest aus 12.000 Gebäuden und Denkmälern. National Trust Slovakia kümmert sich an der Seite des Staates um Nutzungskonzepte und noch viel mehr.

Sieben UNESCO Welterbe Gegenden, 28 Denkmalschutzgebiete (18 Städte und 10 ländliche Regionen), 88 Denkmalzonen sowie Schutzgebiete, die sich meistens rund um historisch herausragende Denkmalschutzgebäude befinden, zählt die Slowakei heute. Auch diesem Staat fehlen Ressourcen, sich aller Erbestätten anzunehmen. Mehrere NGOs wie der 1996 gegründete National Trust Slovakia übernehmen hier wichtige Aufgaben in Vermarktung, Bewusstseinsschaffung sowie Beratung der Regionen und Ortschaften. Dazu gehören auch touristische Angebote, wie beispielsweise ein Eisenschmelzen im Frantisek Eisenverarbeitungsbetrieb, in dessen Hochofen von 1836 bis 1862 Eisen geschmolzen wurde. Oder das Veranstalten von Adventkonzerten, Gartenwochenenden und Gemeinschaftstagen am Landgut von Kardinal Imrich Csaky in Velky Biel, das eines der schönsten Barockschlösser des Landes ist.

[caption id="attachment_1905" align="aligncenter" width="300"]Kempinski Hotel. Der Finanzkonzern J&P kaufte die alte Heilanstalt in Strbske Plesa in der Hohen Tatra und erhielt das Erbe mit der Neunutzung als Hotel. Kempinski Hotel. Der Finanzkonzern J&P kaufte die alte Heilanstalt in Strbske Plesa in der Hohen Tatra und erhielt das Erbe mit der Neunutzung als Hotel.[/caption]

Herausforderungen der (Neu)Nutzung

Die zentrale Frage, die sich bei Nutzungskonzepten immer stellt, ist, ob die ursprüngliche Funktion oder aber eine Neunutzung anzustreben seien. Viele historische Gebäude in der Slowakei werden heute als Museen, Gallerien, Hotels oder Restaurants, Büros, Banken oder Shops, Schulen, Krankenhäuser oder Sportstätten genutzt. „Eines der besten Nutzungskonzepte stellt die Nutzung in der ursprünglichen Funktion dar“, ist Michaela Kubikova, Direktorin des National Trust Slovakia, überzeugt. So ist beispielsweise die Münzprägerei in Kremnice seit 680 Jahren in Betrieb und druckt derzeit Euromünzen. Seit 2006 ist zusätzlich eine Ausstellung über die Münzprägung für Besucher geöffnet.

[caption id="attachment_1906" align="aligncenter" width="300"]Frantisek Iron Work. Ein Industrieerbe ist das Frantisek Iron Work, dessen Hochofen von 1836 bis 1862 glühte. Heute finden dort Eisenschmelz-Tage für Interessierte statt. Frantisek Iron Work. Ein Industrieerbe ist das Frantisek Iron Work, dessen Hochofen von 1836 bis 1862 glühte. Heute finden dort Eisenschmelz-Tage für Interessierte statt.[/caption]

Zahlreiche Grenzen

Die Nutzungsfrage steht immer zwischen ökonomischen Interessen und einer Folgenabschätzung des Erbes. „Trotz der Tatsache, dass es viele erfolgreiche Beispiele der Neunutzung von historischen Gebäuden gibt, müssen wir bereit sein, den Preis der neuen Verwendung zu bezahlen. Mit Funktionen und Nutzungskonzepten des 21. Jahrhunderts geht der teilweise oder komplette Verlust von Authentizität einher“, sagt Michaela Kubikova. Man stößt an Grenzen der Notwenigkeit, der örtlichen Gegebenheiten, der finanziellen, beruflichen oder personellen Kapazitäten des Besitzers, der Zugänglichkeit, der Interessen der Gemeinde oder der technischen Möglichkeiten.

Kub 4 Velky Biel

[caption id="attachment_1908" align="alignleft" width="300"]Um den traumhaften Sitz des Cardinal Imrich Csaky in Velky Biel zu erhalten, bis Sponsoren für die teure Restaurierung gefunden sind, veranstaltet National Trust Slovakia hier Adventkonzerte, Gemeinschaftstage oder Gartenwochenenden. Um den traumhaften Sitz des Cardinal Imrich Csaky in Velky Biel zu erhalten, bis Sponsoren für die teure Restaurierung gefunden sind, veranstaltet National Trust Slovakia hier Adventkonzerte, Gemeinschaftstage oder Gartenwochenenden.[/caption]

Im Spannungsfeld zwischen Eigentümer und Öffentlichkeit

Denkmalschutz befindet sich ebenfalls im Spannungsfeld zwischen den Interessen von Eigentümern und Öffentlichkeit. Obwohl Gesetze den Schutz eindeutig regeln und definieren, tauchen in der Praxis Probleme auf. So stehen 437 Schlösser und Landgüter unter Denkmalschutz. Abgesehen davon gibt es viele andere ohne diesen Status. 47 von den unter Schutz stehenden drohen zu verfallen, wie beispielsweise Cunovo, Devin oder Jelsava. Im Laufe der letzten 50 Jahre sind 34 Schlösser einfach verschwunden. Komplexe Besitzverhältnisse sind einer der Gründe dafür. Beispielsweise bei Schloss Pallfy in Smolenice gibt es 125 Eigentümer, die zum Teil nicht in der Slovakei leben.

Rückenwind durch Tourismus und kluge Investoren

Kulturtourismus kann zum Erfolg auch beitragen. Das funktioniert bei UNESCO Welterbestätten sehr gut, bei Gebäuden von regionalem Wert wären eine breitere Streuung von Tourismusangeboten und das gezielte Vernetzen Möglichkeiten für die Zukunft. Tendenziell steigt das Prestige von historischem Erbe und Firmen erkennen die Werte. So nimmt etwa Pavel Pelikan, CEO des Finanzkonzerns J&T-, den Erhalt von historischem Erbe sehr ernst. Doch das wachsende Interesse an der Renovierung von Gebäuden ist nicht ein Privileg großer Immobilienentwickler. Immer häufiger kümmern sich auch kleinere Unternehmen darum. „In unserer fortschreitenden Globalisierung sind der Schutz, Erhalt und sensible Umgang mit unserer historischen Umgebung eine Herausforderung für die ganze Gesellschaft“, blickt Kubikova in die Zukunft.


DIE ZIELE DES NATIONAL TRUST SLOVAKIA

Die non-profit und Nicht-Regierungs-Organisation „National Trust Slovakia“ nimmt sich seit 1996 des Kultur- und Naturerbes des Landes an. Bei allen Aktivitäten kommen die Prinzipien der Edinburgh-Deklaration zum Einsatz. 1. Nachhaltiger Erhalt und Gebrauch des historischen Erbes. 2. Weiterbildung und öffentlicher Zugang zu Welterbe 3. Vermarktung, Interpretation und Präsentation des reichen und einzigartigen Erbes der Slowakei. 4. Die Vernetzung von Experten und Freiwilligen, um historische Gebäude und Stätten so gut als möglich zu erhalten und zu verwenden. 5. Beratende Unterstützung bei Bewusstseinsbildung, Schutz, Nutzung und Wert­schätzung des historischen Erbes auf Gemeindeebene

HISTORISCHER ÜBERBLICK

Lange Tradition des Denkmalschutzes in der Slowakei: 1749: Maria Theresias erste Verordnung zum Denkmalschutz 1881: erstes Gesetz zum Schutze von Denkmälern (ungarisch) 1958: die Slowakische Republik erneuert das Gesetz 1987: Neufassung 2001: Inkrafttreten des neuen Denkmalschutzgesetzes, Registrierung von kulturellen Denkmälern
 

Seven UNESCO World Heritage regions, 28 conservation areas (18 cities and 10 rural areas), 88 monument zones as well as protection areas, mostly found around historically exceptional heritage buildings can be found in Slovakia today. This country is also lacking the resources to take care of all heritage sites. Several NGOs like the National Trust Slovakia founded in 1996 undertake important marketing tasks, as well as creating awareness and advising regions and municipalities. This also includes touristic offers or the organisation of various events.

Challenges in (new) utilisation

The central question in utilisation concepts is whether the original function should be retained which Michaela Kubikova, director of the National Trust Slovakia, thinks is “one of the best concepts”. Many historic buildings in Slovakia are today used as museums, galleries, hotels or restaurants, offices, banks or shops, schools, hospitals or sport facilities. The mint for example has been operative for 680 years and is currently producing Euro coins.

The utilisation question is always between economic interests and impact assessment of the heritage. “Although there are many successful examples of putting historic buildings to new use we have to be prepared to pay the price. In 21st century utilisation concepts authenticity gets lost partly or completely”, says Kubikova. There are limits in local conditions, financial or personal capacities of the owner, accessibility, community interests or technical possibilities.

Conservation can also generate tension between owner and the public. Although it is clearly regulated problems might arise during implementation. 437 castles and country estates have the heritage status while several others do not. 47 of the former are dilapidated. Over the last 50 years 34 castles have just vanished. Others have over 100 owners some of which live abroad.

Culture tourism can be part of the solution. This works well with UNESCO Heritage Sites. Local attractions need a wide selection of tourism offers and targeted networking. The prestige of historic heritage is increasing and companies are recognising its value – and not only large real estate developers but also SME.