Positionen & Meinungen Ungebrochene Nachfrage nach Hotelimmobilien

Die aktuell tiefen Zinsen haben auf die Immobilienmärkte durchgeschlagen, die sehr zinssensitiv sind. Viele Anleger, auch Privatanleger, suchen nach Alternativen für ihr Geld, erklärt Monika Rosen-Philipp, Chefanalystin UniCredit Bank Austria Private Banking im Interview.

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Ungebrochene Nachfrage nach Hotelimmobilien

Laut einer Umfrage des auf Gewerbeimmobilien spezialisierten Maklerunternehmens Cushman & Wakefield wollen 1/3 der befragten Anleger in europäische Hotelimmobilien investieren, wie schätzen Sie die Lage ein?
Trend und die Nachfrage sind ungebrochen – es gibt keine Beeinträchtigung durch Corona, wobei Ferienhotels und Serviced Apartments vor allem gefragt sind. 

Wie sehen Sie die derzeitige Situation an den internationalen Aktienmärkten?
Amerikanische Hotelketten sind seit Jahresbeginn im Plus: Hilton um die 35% und Marriott rund 25%. Das sind ordentliche Anstiege, auch im Vergleich mit dem S&P Marktdurchschnitt. 

Im Gegensatz dazu steht die Luftfahrtbranche vor großen Herausforderungen: So hat sich beispielsweise der Kurs der Lufthansa seit Jahresbeginn fast halbiert, Gründe dafür liegen unter anderem in der Staatshilfenrückzahlung und der insgesamt hohen Schuldenbelastung. Zusätzlich müssen die Airlines mit hohen Forderungen durch den Klimawandel rechnen und sind am stärksten - nachdem Kerosin den größten Kostenfaktor ausmacht – durch die Ölpreise beeinflusst. 

Die Ölpreise beeinflussen den Markt derzeit beträchtlich ...
Die Ölpreise schlagen massiv durch und belasten die Margen. Während im Frühjahr 2020 der Ölpreis noch negativ war – das Brent lag bei rund 20 US$ - hat sich der Preis auf 80 US$ vervierfacht. Auch wenn es sich dabei um temporäre Effekte handelt: Das macht den holprigen Erholungspfad nicht leichter.

Wie wirkt sich die steigende Inflation aus?
Das Thema Inflation, das über viele Jahre hinweg kein Thema war, beschäftigt derzeit die Gemüter sehr, da diese im Zuge des Nachgangs nach Corona wieder anspringt. Dennoch: Obwohl die Inflation höher als in den letzten Jahren ist, sieht die Expertin noch keinen Einfluss auf die Stimmung der Konsumenten und die Bereitschaft dieser, Geld auszugeben. So zum Beispiel wurden für den September 2021 in den USA rückläufige Umsätze für den Einzelhandel erwartet – herausgekommen ist, allen Prognosen zum Trotz, ein Anstieg der Umsätze.

Die Anzahl der Inlandsflüge in den USA ist fast wieder auf 2019er Niveau. Das bedeutet, dass die Konsumenten gewillt sind, Geld im Tourismus auszugeben.

Wie wirken sich ESG und der Klimagipfel in Glasgow auf den Tourismus aus?
Es gibt kein Unternehmen, das sich dem Druck entziehen kann, sich nach ESG bewerten zu lassen und entsprechend auch zu bewähren. Nachdem viele Ziele vom Klimawandel besonders betroffen sind, steht der Tourismus in punkto ESG, wie aber auch in Bezug auf Umwelt und Klima generell, im Rampenlicht. Beim aktuell stattfindenden Klimagipfel in Glasgow will die Branche vor diesem Hintergrund ein Positionspapier vorlegen, in dem sie bis 2030 die Emissionen halbieren will. Eine ambitionierte Vorgabe, denn 2005 – 2015 ist der Treibhausgasausstoß im Tourismus um 50% angestiegen. 

Allerdings, auch wenn das Thema 2020 durch die Pandemie bedingt, nicht wirklich präsent war, ESG kommt mit voller Wucht zurück und man kommt daran nicht vorbei. Die Anleger verlangen danach und die Kriterien sollen sich in den Veranlagungsinstrumenten wiederfinden.

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