Retail International Verlustschreibender Lieferdienst Gorillas sucht nach Partnerschaften

Der deutsche Lebensmittel-Schnelllieferdienst Gorillas setzt beim Ringen um finanzielle Fortschritte auf Partnerschaften. Ziel sei es, mit großen Supermarktketten zusammenzuarbeiten.

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Bisher konnte sich das hohe Verluste schreibende Berliner Start-up nur Testläufe mit Tesco sichern und ein Lieferbündnis mit dem Bio-Supermarkt Alnatura. Der Berliner Konkurrent Flink hingegen arbeitet mit der Billa-Mutter Rewe und Carrefour zusammen.

Gorillas muss seine Kosten herunterschrauben, um seine eigenen Ziele zu erreichen. "Wir glauben, dass wir operativ in drei Monaten profitabel sind und als Gruppe in zwölf Monaten", sagte Samut. Gorillas leidet unter der hohen Inflation, Wirtschaftsabkühlung und Talfahrt von Technologiewerten und musste sich deswegen bereits von seinem in der Coronakrise gestarteten Expansionskurs verabschieden. Damit dem Unternehmen nicht das Geld ausgeht, wurden im Mai 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in der Verwaltung entlassen und die Geschäfte in Italien, Spanien, Dänemark und Belgien in das Schaufenster gestellt. Der von Gorillas einmal anvisierte Start in Wien wurde bisher nicht umgesetzt.

Auch Getir aus der Türkei und der britische Anbieter Zapp streichen Stellen. "Wir haben realisiert, wir müssen uns anpassen, den Kurs korrigieren und wir müssen es schnell tun, weswegen es einige schwierige Entscheidungen gab und jetzt liegt der gesamte Fokus auf der Profitabilität", sagte Samut. Gorillas-Investor Christophe Maire von Atlantic Food Labs sagte Reuters, die strategische Neuausrichtung sei der richtige Schritt, um ein langlebiges Geschäft aufzubauen.

Lebensmittel-Schnelllieferdienste wie Gorillas, die DoorDash-Beteiligung Flink und Getir aus der Türkei sind in der Coronakrise wie Pilze aus dem Boden geschossen. Bereitwillig stellten Finanzinvestoren den Verluste schreibenden Start-ups Kapital zur Verfügung. Angesichts der Zinswende sitzt das Geld nicht mehr so locker. Gorillas konnte letztmalig im Oktober rund 860 Mio. Euro einsammeln. Damals kam auch der weltweit tätige Essenslieferdienst Delivery Hero als Investor mit einer Kapitalspritze von 200 Mio. Euro an Bord. Einem Insider zufolge hat Gorillas nun die Investmentbank JPMorgan beauftragt, mit Investoren über eine frische Geldspritze und andere strategische Optionen zu verhandeln, zu denen auch ein Verkauf gehört. Gorillas sei ein guter Fang für Essenslieferdienste, die Freunde einer Konsolidierung seien, sagte die mit der Angelegenheit vertraute Person. (apa/reuters)

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