Wer's glaubt ...

Die Europäische Zentralbank (EZB) müsse geldpolitisch nicht so aggressiv vorgehen, wie es die US-Notenbank Fed voraussichtlich tun werde, sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag dem französischen Hörfunksender France Inter.

von 2 Minuten Lesezeit

Wer's glaubt ...

"Der Zyklus der wirtschaftlichen Erholung in den USA ist dem in Europa vorau", sagte die Französin und fügte an: "Wir haben also allen Grund, nicht so schnell und rabiat vorzugehen, wie man es sich bei der Fed vorstellen kann." Sie gehe davon aus, dass sich die Preise 2022 stabilisierten und es schrittweise zu einem Rückgang komme. In den Folgejahren werde es zu einer weiteren Entspannung an der Preisfront kommen, da die Energiepreise nicht dauerhaft zulegen dürften und sich auch die Materialengpässe nach und nach auflösten. Gleichwohl habe die EZB bereits auf den erhöhten Preisauftrieb reagiert und stehe für geldpolitische Maßnahmen bereit, falls die Datenlage es erfordern sollte.

Die EZB hat ihre Inflationsprognose für 2022 im Dezember auf 3,2 Prozent angehoben und damit fast verdoppelt. In den Reihen der Euro-Hüter sind zuletzt allerdings Warnungen vor einer länger anhaltenden hohen Inflation laut geworden. Die lockere Geldpolitik der EZB ist zuletzt zunehmend in die Kritik geraten. Der deutsche Wirtschaftsweise Volker Wieland forderte die Notenbank auf, die Zinsen bereits im laufenden Jahr anzuheben.

Lagarde hingegen hat mehrfach betont, dass eine Zinserhöhung im Euroraum dieses Jahr sehr unwahrscheinlich sei. An den Finanzmärkten wird unterdessen erwartet, dass die Federal Reserve bereits im März die Zinsen anheben wird und im laufenden Jahr bis zu drei weitere Schritte nach oben folgen könnten.

Aus Furcht vor einem Zins-Stakkato der großen Notenbanken warfen Investoren zuletzt verstärkt Staatsanleihen aus ihren Depots. Die Rendite der zehnjährigen deutschen Bundesanleihe war am Mittwoch erstmals seit Mai 2019 wieder über die Marke von null Prozent gestiegen. Lagarde sagte im Hörfunk-Interview zu der Entwicklung bei den Staatsanleihen: "Wenn die Renditen wieder steigen, bedeutet dies, dass sich die Fundamentaldaten der Wirtschaft verbessern."

Wer's glaubt ...