Wie Brandschutz die CO2-Bilanz von Gebäuden beeinflusst

Im Ökobilanz-Vergleich liegt Anlagentechnik klar vor baulichem Brandschutz

von 3 Minuten Lesezeit

Ob Konstruktion, Baustoffe oder Prozesse: Der Klima- und Umweltschutz sorgen im Bausektor für breites Umdenken. Um CO2-Emissionen zu reduzieren, Gebäude energieeffizient zu betreiben und kreislauffähig zu machen, sind die richtigen Weichen zu stellen – auch im Brandschutz. Dieser ist bei Bauvorhaben zwar kein aktiver Gestalter, nimmt aber dennoch Einfluss auf das Gesamtsystem eines Gebäudes und dessen Ökobilanz. Doch was ist nachhaltiger: der in Österreich traditionell stark verbreitete bauliche Brandschutz, oder anlagentechnische Maßnahmen wie etwa Sprinkleranlagen? Hoyer Brandschutz und ATP sustain haben dazu eine Vergleichsstudie erstellt, mit eindeutigem Ergebnis: Die Anlagentechnik schnitt in puncto CO2-Bilanz, Stromverbrauch oder Recyclingfähigkeit der Baumaterialien besser ab – und bot darüber hinaus Kostenersparnisse.

Um den ökologischen Fußabdruck im Brandschutz bewertbar zu machen, erstellte das Ingenieurbüro Hoyer Brandschutz für ein in Planung befindliches Bürogebäude in Österreich mit einer BGF von über 10.000 m² zwei unterschiedliche Brandschutzkonzepte: Während sich Variante 1 auf Maßnahmen des baulichen Brandschutzes und kleine Brandabschnitte fokussierte, sah Variante 2 eine Sprinkleranlage und größere Brandabschnitte vor. ATP sustain, die Forschungs- und Planungsgesellschaft für nachhaltiges Bauen, berechnete im Anschluss die Auswirkungen auf den Energieverbrauch und die CO2-Emissionen.

Installationskosten im Vergleich

Neben der Nachhaltigkeit erhob die Studie auch Daten zur Wirtschaftlichkeit der Brandschutzkonzepte.

„Wir sehen in der Praxis, dass bei Bauvorhaben meist nur die direkten Kosten für die Sprinkleranlage betrachtet werden, aber nicht bedacht wird, dass durch diese anlagentechnische Maßnahme an anderen Stellen teils beträchtliche Einsparungen möglich sind“, so Werner Hoyer-Weber, Geschäftsführer von Hoyer Brandschutz. In der Studie wurden die Mehr- und Minderkosten aller betroffenen und geänderten Bauteile gegenübergestellt: Höhere Kosten entstehen durch die Sprinklerverrohrung sowie die Tanks, Rückhaltung und Aufbereitung des Löschwassers. Gleichzeitig werden Kosten reduziert durch geringere Anforderungen bzw. den Entfall von Brandschutzwänden, -fassaden und -türen, die Einsparung von Weichschotten, Brandschutzklappen oder Druckbelüftungsanlagen in den Stiegenhäusern oder durch eine Verringerung der Luftwechselzahl der Brandrauchverdünnung in der Garage von 12-fach auf 3-fach. In Summe ergab die kostentechnische Beurteilung für Variante 2 eine Ersparnis von 4,9 Prozent.

Paradigmenwechsel im Brandschutz?

In der Vergleichsstudie lag der anlagentechnische Brandschutz in allen untersuchten Punkten voran: So könnten bei Umsetzung des Brandschutzkonzeptes mit Sprinkleranlage im Betrieb pro Jahr 4,7 Prozent Strom und 4,9 Prozent CO2 eingespart werden. Im Gesamtlebenszyklus des Gebäudes wäre ebenfalls eine Reduktion der CO2-Emissionen von 4,9 Prozent möglich. Angesichts des europäischen Klimaschutzziels plädiert Michael Haugender dafür, Variantenbetrachtungen immer auch unter dem Blickwinkel des CO2-Fußabdrucks durchzuführen – und konventionelle Lösungen zu überdenken: „Das Thema Sprinkleranlage wird mit verschiedenen Begründungen oft schnell ad acta gelegt. Die Studie macht nun den Aspekt der Nachhaltigkeit sichtbar und zeigt, dass bei gleichbleibendem Sicherheitsniveau im Brandschutz CO2-Emissionen durch den Fokus auf anlagentechnische Maßnahmen signifikant eingespart werden können. Und sie widerlegt sogar das häufigste Knock-Out Argument der Installationskosten von Sprinkleranlagen, da das System nicht nur kostengleich, sondern sogar günstiger ist als die konservative bauliche Lösung.“