Immobilien Bau Wohnen Wien verdoppelt Mittel für thermische Sanierung

Wärmeplan soll Art des Umstiegs klären

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Wien verdoppelt Mittel für thermische Sanierung

Wien bleibt bei seinem Ziel, bis 2040 alle Gebäude in der Bundeshauptstadt klimaneutral zu machen und hat nun den Weg dahin konkretisiert. Bei einer Klima-Klausur der Landesregierung wurde etwa beschlossen, die Mittel für thermische Sanierung zu verdoppeln. Zudem soll über einen neuen Wärmeplan ab sofort geklärt werden, welche Technologie bei der Umrüstung weg vom Gas auch bei bestehenden Bauten wo zum Zug kommt.

Wie Umweltstadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) in einer Pressekonferenz im Anschluss an die Klausur ausführte, wird man in dicht bebauten Gebieten in erster Linie auf die Fernwärme setzen. In weniger dicht bebauten Regionen wird man auf erneuerbare Energie-Varianten bauen.

Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) betonte eine neue Offensive bei der thermischen Sanierung. Statt 30 Millionen jährlich würden nun 60 Millionen zum Ausbau fließen.

Ausgebaut werden soll auch die Bürgerbeteiligung. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betonte, dass die Bevölkerung zur Mitarbeit an 100 Projekten motiviert werde, die sich mit dem Ausstieg vom Gas befassen sollen. Diese Leuchtturmprojekte, die von der Stadt finanziell und organisatorisch unterstützt werden, sollen quasi als Musterbeispiele für weitere Gebäude dienen. 20 Projekte wurden bereits dokumentiert.

Kosten wird der Umstieg jedenfalls einiges. Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (NEOS) sprach von gewaltigen Investitionssummen. 1,3 Milliarden pro Jahr würden fließen müssen.

Kritik kam von beiden Koalitionspartnern an der Bundesregierung, die in die Gänge kommen müsse. Konkret forderten alle Teilnehmer der Pressekonferenz die Koalition auf, endlich das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz (EWG) zu novellieren, da ansonsten etliche Vorhaben in Wien nicht umgesetzt werden könnten. Er könne etwa auch nicht verstehen, warum es noch immer Neubauten mit Gas gebe, meinte Wiederkehr.

Den Ist-Stand in Wien beschrieb Ludwig als vielversprechend. Da es schon seit 20 Jahren ein Klimaschutzprogramm in der Stadt gebe, seien die CO2-Emissionen in Wien halb so hoch wie im Österreich-Schnitt. Dazu habe man ja schon eine Sonnenstrom-Offensive eingeleitet, mit der bis 2030 Photovoltaik-Anlagen in der Größe von 100 Fußball-Feldern entstünden. Um die Großwärmepumpe, mit der 100.000 Haushalte umweltfreundlich versorgt werden könnten, werde man auch international beneidet.

Dennoch gestand man zu, dass der Ausstieg aus dem Gas angesichts von 580.000 Gasthermen keine Kleinigkeit ist. Zuversichtlich, dass man es schaffen wird, sind SPÖ und NEOS trotzdem.

Die Grünen unterstützten in einer Aussendung zwar grundsätzlich das Ziel der Stadtregierung, übten aber auch Kritik. Wie so oft bleibe es bei Ankündigungen, und teilweise gingen die Schritte auch in die falsche Richtung. So werde etwa bei den verstärkten Investitionen in die Fernwärme eine Heizform einzementiert, die immer noch zum Großteil aus Gas bestehe und daher schleunigst erneuerbar gemacht werden müsse.

Eine vernichtende Bilanz zog die FPÖ. Landesparteichef Dominik Nepp schrieb in einer Aussendung von einer "Ungeheuerlichkeit", dass im Rahmen der Regierungsklausur offenbar mehr über Ölheizungen gesprochen werde als darüber, wie sich die Wiener das Heizen überhaupt leisten und was sie heizen sollten, wenn sie die Mieten für ihre Wohnungen nicht mehr aufbringen könnten. (apa)

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