Infrastruktur Wienerberger profitiert vom Bauboom

Unter dem Strich blieben 320,9 Mio. Euro - mehr als im gesamten Vorjahr (310,7 Mio. Euro) und fast dreimal so viel wie in den ersten sechs Monaten 2021. Der Umsatz erhöhte sich um 38 Prozent auf 2,57 Mrd. Euro.

von 3 Minuten Lesezeit

Wienerberger profitiert vom Bauboom

Der weltweit größte Ziegelhersteller habe auch im zweiten Quartal "in allen Unternehmensbereichen und Regionen eine hohe Nachfrage und einen starken Auftragseingang" verzeichnet und somit die Vollauslastung an allen Standorten sichergestellt, erklärte das Unternehmen.

Die Produktionswerke fahren den Angaben zufolge Volllast und der Konzern fühlt sich auch gegen einen allfälligen Gaslieferstopp aus Russland gewappnet. "Wie ich schon vor drei Monaten sagte, laufen alle unsere Standorte mit Vollauslastung und werden das auch in den nächsten Wochen und Monaten tun", zeigte sich Konzernchef Heimo Scheuch nach Bekanntgabe der Halbjahreszahlen zuversichtlich.

Die Gasmisere infolge des Ukraine-Kriegs betrifft einen Teil des international tätigen Konzerns: Die "Abhängigkeit von Russland im Gasbereich" bezifferte der CEO mit "unter 20 Prozent". "Wir haben 30 Länder, in denen wir aktiv sind - nur unsere Ziegelaktivitäten sind davon betroffen, und da nur in Europa", grenzte der Konzernchef ein. Konkret gehe es um 160 Ziegelstandorte in Europa - weltweit betreibt Wienerberger 220 Standorte.

Um dieser Abhängigkeit von russischem Gas gegenzusteuern, habe die Wienerberger Speicherkapazitäten eingekauft. Gleichzeitig will der Konzern seinen gesamten Energieeinsatz mit Blick auf die Klimaziele 2030 auch heuer um 15 Prozent reduzieren.

Mit vollen Gasspeichern wäre die Produktion in Österreich "ungefähr drei Monate" lang gesichert, so der Konzernchef. "Bis November werden wir dort sein, das ist ganz entspannt zu sehen", meinte Scheuch. "Wir füllen diese Speicherkapazitäten, die wir bekommen haben." Wieviel Gas aktuell bereits eingespeichert ist, wollte er nicht beziffern.

Gegen die hochfliegende Inflation hat sich der Konzern mit kräftigen Preiserhöhungen gewehrt. "Die Wienerberger hatte inflationsbedingte Steigerungen von 16 Prozent zu verkraften - die kamen nicht nur aus der Energie, sondern auch aus anderen Bereichen", berichtete Scheuch. Das werde in den kommenden Monaten weniger werden, "aber hoch bleiben". Das Unternehmen erhöhte die Preise um 22 Prozent.

"Wir können sie nicht jeden Monat erhöhen - da sind die Preisentwicklungen enthalten, die wir erwarten", so der CEO. Und es könnte noch teurer werden: "Wenn es notwendig ist, werden wir auch weitere Preismaßnahmen setzen."

Die Zinserhöhungen, die infolge der drastisch steigenden Inflation international vorgenommen werden, bekommt auch Wienerberger zu spüren - beim Neubaugeschäft. Während die Märkte in Europa und Nordamerika betreffend Renovierung und Infrastruktur "stabil" seien, also sich "zwischen minus 2 und plus 2 Prozent" bewegten, sei der Neubaubereich bereits mit "minus 2 bis 5 Prozent" rückläufig, "weil die Zinsen speziell in Zentralosteuropa auf 9 bis 10 Prozent dramatisch gestiegen sind", sagte Scheuch. Was die Endmärkte der Wienerberger im Neubau betrifft, rechnet der Konzern hier mit einem Minus von 5 Prozent. Im ersten Halbjahr hätten die Volumina um 3 Prozent zugenommen.

Heuer in den ersten sechs Monaten war der Konzern insgesamt operativ stark unterwegs. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) stieg um 79 Prozent auf 548,8 Mio. Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich von 170,6 auf 393,5 Mio. Euro.

Der Bauriese beschäftigte weltweit im Schnitt 19.002 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - um 11 Prozent mehr als im ersten Halbjahr 2021 (17.180 Vollzeitäquivalente).

Im zweiten Halbjahr will Wienerberger dank "Fokus auf Innovation und Systemlösungen" weiter wachsen. Der CEO rechnet mit einem bereinigten EBITDA "in der Größenordnung von 900 Mio. Euro". "Ich sehe mit Optimismus in die Zukunft, obwohl es viele negative 'News' im Markt gibt", so Scheuch. Das Jahr 2022 sei "anspruchsvoll, weil wir mit hoher Inflation umgehen müssen", hielt er mit Blick auf die "hohe Instabilität, geopolitisch und an den Finanzmärkten", fest. (apa)

Verwandte Artikel