Wo ich (nicht) wohnen möchte

Kürzlich verschlug es mich nach Dubai, wo wie allgemein bekannt der Winter kurz und wohltemperiert, der Sommer aber lang und ziemlich schweißtreibend ist.

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Kürzlich verschlug es mich nach Dubai, wo wie allgemein bekannt der Winter kurz und wohltemperiert, der Sommer aber lang und ziemlich schweißtreibend ist.

Dies ist wohl auch der Grund, warum zahlreiche Österreicher, mit dem Wunsch der Kälte zu entfliehen, Sonne und Entspannung in dem Golf-Emirat suchen. Mein Besuch währte allerdings nur 36 Stunden und selbstverständlich stand dabei das Burj Khalifa, des mit 828 Metern höchsten Gebäudes der Welt, ganz oben auf meiner To-do-Liste.

Denn unter uns gesagt, was soll man sich dort auch sonst ansehen? Vielleicht das Hotel Burj Al Arab Jumeirah, doch hatte mich eine wohlmeinende Bekannte im Vorfeld vor einem Besuch gewarnt, zumal man dort, um die neugierigen Touristenströme abzuschrecken, für Kaffee und Kuchen für zwei Personen das Äquivalent von 100 Euro verlangen soll. Und der Kuchen dann nicht annähernd so gut wie im Demel in Wien schmeckt.

Also setzte ich mich in die vollautomatische und ohne Fahrer betriebene Metro der Roten Linie, die sogar auf eine Station namens „Danube“ trifft – was meine patriotischen Gefühle kurzfristig jubilieren ließ –, um nach einiger Zeit voller Erwartung endlich den Ort, den man gesehen haben muss, zu erreichen. Mit der im Internet im Vorhinein gebuchten Eintrittskarte, die den nahezu lächerlichen Preis von etwa 42 Euro gekostet hatte, machte ich mich auf, das im wahrsten Sinne in den Wüstensand gesetzte Weltwunder zu bestaunen.

Und registrierte bereits bei der Ankunft in der benachbarten Shopping Mall lange Warteschlangen offensichtlich verzweifelter Familien, die erkennen mussten, dass an diesem Tag bereits alle Besuchstermine ausgebucht waren. Die beginnen übrigens täglich um 8 Uhr 30 und bieten bis Mitternacht die Gelegenheit mit einem durchaus rasanten Lift in den 124. Stock des Rekordbaus katapultiert zu werden, wo man von einer wiederum stark besuchten Aussichtsterrasse die Welt von oben betrachten kann.

Der Besuch einer der 900 Residenzen in den Stockwerken 19 bis 109 ist hingegen nicht möglich. Deren größte misst mehr als 450 Quadratmeter und kostet AED 70.000.000,–, also etwa 18 Millionen Euro. Die kleineren sind hingegen Schnäppchen, ihre Preise sollen bei etwa 2 Millionen Euro beginnen.

Jedoch bin ich nicht in direkte Preisverhandlungen getreten, vielleicht hätte ich aber einen noch besseren Preis herausschlagen können. Dafür bekommt man in jedem Fall, wenn auch vom Stockwerk abhängig, aus den raumhohen Fensterfronten eine außergewöhnliche Fernsicht auf eine Stadt, die mir, gleich in welche Richtung ich blickte, einer Riesenbaustelle nicht unähnlich schien. Und während ich, von Selfie-wütigen Touristen umringt, auf den dann letztlich hinter dichten Wolken kaum erkennbaren Sonnenuntergang wartete, überlegte ich mir, ob ich in einer der, wie ich hörte, zahlreichen freistehenden Wohnungen leben wollte, so ich mir dies leisten könnte.

Hier wird dem mehr als betuchten Quartiersuchenden neben dem wohl einzigartigen Ausblick auch jeder erdenkliche Luxus geboten: Wie die bereits eingebaute modernste Küche, das Zimmer für die Haushaltshilfe, polierte Steinböden, edle Fußböden, silberne Travertin-Fliesen und venezianischer Stuck an den Wänden. Dazu in den Stockwerken 43, 76 und 123 jeweils ein exklusives Fitnesscenter mit Jacuzzis, Zigarrenclubs sowie Außen-Pools, überdies gibt es für die Bewohner ein eigenes Restaurant und einen ausschließlich ihnen vorbehaltenen Einkaufsmarkt, wo sie Spezialitäten aus aller Welt einkaufen können, man bleibt hier sozusagen ganz unter seinesgleichen.

Und der parkähnliche Garten mit Springbrunnen vor dem Haus bietet natürlich nicht nur einen Tenniscourt, sondern auch einen eigenen Kinderspielplatz. Letztendlich ist auch mehr als beruhigend, dass all jenen, die nicht den nötigen Kunstverstand besitzen, auch gerne beim Anlegen einer repräsentativen Bildersammlung für die eigenen vier Wände geholfen wird. Schöne neue Welt.