Am Wasser

Ferienimmobilien. Die Region rund um den Neusiedlersee sowie das Südburgenland sind nach wie vor begehrt.

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Ferienimmobilien. Die Region rund um den Neusiedlersee sowie das Südburgenland sind nach wie vor begehrt.

Der Reiz, am Wasser zu wohnen, ist nach wie vor ungebrochen. Was gibt es auch Feineres, als gleich vor der Haustür mit dem Boot anlegen oder nach dem Aufstehen eine Runde schwimmen zu können. Auch am Neusiedlersee seien Seeliegenschaften daher heiß begehrt, weiß Josef Rittsteuer, Eigentümer von Seereal Immobilien in Neusiedl am See. Vor allem in Neusiedl sei die Nachfrage ungebremst hoch. „Es gibt hier alle Schulen und auch sonst ist die Infrastruktur ausgezeichnet“, sagt der Makler. Dazu kommen die gute Verkehrsanbindung und die Tatsache, dass sowohl Wien als auch Bratislava und sogar der Flughafen in der Nähe seien. Angesichts dieser Parameter seien die Immobilien daher nicht mehr nur als Zweit-, sondern immer öfter auch als Hauptwohnsitz gedacht. Beliebt seien auch noch die Nachbarorte wie beispielsweise Oggau, während Orte im tiefen Seewinkel wie etwa Pamhagen schon weniger gefragt seien. „Da braucht man schon wieder zu lang zur Autobahn“, weiß Rittsteuer.

Die Begeisterung für Häuser und Wohnungen direkt am See hat natürlich auch ihren Preis. „Aber es wird nicht mehr alles bezahlt, das Preis-Leistungs-Verhältnis muss stimmen“, sagt Rittsteuer. So finde man unter 200 bis 220 Euro etwa in Neusiedl keinen Baugrund mehr, es seien auch schon 700 Euro pro Quadratmeter bezahlt worden.

Baden statt exerzieren

Zwischen 320 und 390 Euro pro Quadratmeter müssen je nach Lage für ein Grundstück beim Projekt Neusiedlersee Villen in Oggau berappt werden. Auf dem Areal der ehemaligen Seekaserne mit knapp 64.000 Quadratmetern hat die Seepark Oggau OG ein Projekt entwickelt, bei dem 47 Parzellen mit einer Grundstücksgröße von rund 620 bis rund 800 Quadratmetern voll aufgeschlossen wurden– jede einzelne mit einem eigenen Bade- und Bootsanlegeplatz. „25 Grundstücke, die auf drei künstlich geschaffenen Halbinseln liegen, sind bereits verkauft. Auf manchen wird auch schon gebaut“, sagt Bernhard Pölzlberger, Geschäftsführer der Seepark Oggau Projektentwicklung OG. Bis zu 300 Quadratmeter Wohnnutzfläche seien möglich, „es besteht jedoch kein Bauzwang“. Gestorben ist allerdings das ursprünglich projektierte 80-Betten-Hotel. „Es hat sich als nicht wirtschaftlich dargestellt“, erklärt Pölzlberger.

In Neusiedl wiederum steht ein Projekt am Segelhafen West in den Startlöchern. Hier sollen vier kleinere sowie drei größere Häuser entstehen. Während die kleineren Einheiten Wohnnutzflächen ab 90 Quadratmetern auf rund 270 Quadratmetern Eigengrund aufweisen, sind es bei den größeren rund 195 Quadratmeter Wohnfläche und 700 Quadratmeter Grund. „Bei den kleineren Einheiten, von denen zwei bereits reserviert sind, geht es mit 589.000 Euro los, bei den größeren ab 1,5 Millionen Euro“, berichtet Rittsteuer. Baubeginn ist demnächst, die Fertigstellung ist für Juli 2016 geplant.

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Leben wie im Urlaub

Fast fertig ist das Projekt Leben am Hafen in Neusiedl, nur an zwei der insgesamt 65 Einheiten wird noch gebaut. „Es gibt zum einen 36 Wohnhäuser ab 86 Quadratmetern Wohnfläche sowie 13 kleinere Einheiten mit rund 65 Quadratmetern, alle mit eigenem Bootsliegeplatz“, sagt Michael Heller von der Segelhafen West Projektentwicklung GmbH. Drei Viertel der Objekte seien bereits verkauft, vor allem Käufer aus Wien hätten dabei zugeschlagen. „Man lebt hier wie im Urlaub“, schwärmt Heller.

Und noch ein Projekt ist am Neusiedler See in der Pipeline: Im Herbst soll der Startschuss für die Seehütten in Mörbisch fallen. Die IVB Immovermarktung und Bauträger GmbH will hier in Holzbauweise vier Seehütten mit rund 70 Quadratmetern Wohnfläche errichten, die ab 470.000 Euro zu kaufen sind. „Es sind bereits einige Interessenten in der Überlegungsphase“, sagt Sonja Paiszler von Real 2000. Auch die Inselwelt Jois wird erweitert. Projektentwickler UBM Realitätenentwicklung AG sowie ein Partner errichten zusätzlich zu den 70 bereits bestehenden Eigentumshäusern weitere elf ganzjährig bewohnbare Villen. Jedes der zwischen 35 und 157 Quadratmeter großen Häuser, die zu Jahresende fertig gestellt werden, wird über einen eigenen Zugang zum See verfügen. Der große Unterschied zum bestehenden Teil seien die größeren freien Flächen zwischen den Häusern. Die Bewohner würden sich nicht mehr gegenseitig in den Garten schauen können. Imagewandel der Region um den See: Zwischen 300.000 Euro und einer knappen Million müssen Käufer für den Luxus „Wohnen am Neusiedler See“ rechnen. Interessenten gäbe es trotz der relativ hohen Preise aber genug.

Am Wasser, im Wald

Der größte Player im Segment Tourismus- und Freizeitanlagen im Burgenland ist die Esterházy-Unternehmensgruppe. Esterházy ist Eigentümer verschiedenster Tourismus- und Freizeitanlagen. Auf rund 150 ha befinden sich Seebäder um den Neusiedler See und Bade- und Weekendsiedlungen im nördlichen Burgenland. 2014 betrug der Umsatz im Bereich Immobilien und Freizeitanlagen 7,3 Millionen Euro. Dazu gehören die Freizeitsiedlungen im nördlichen Burgenland mit über 2.500 Mietern. Ein aktuelles Projekt der Esterházy-Gruppe befindet sich in der nordburgenländischen Ecke zwischen St. Margarethen und Siegendorf: Bäume, Äcker, Steppenpflanzen, ein Meierhof, errichtet von den Esterházys Mitte des 19. Jahrhunderts. Hier lebten und arbeiteten einst bis zu zehn Familien fern vom Dorf, mit Zugochsen wurden die Felder bestellt. Nach 1945 geriet das Areal unter die Verwaltung des sowjetischen Eigentums in Österreich. 1955 hat es die Familie Esterházy zurückerhalten. Bis vor Kurzem wurde der Sulzhof als Tierschutzhaus genutzt. Nun soll hier eine neue Feriensiedlung à la Esterházy entstehen. Es gibt die Idee, hier kleine Häuser auf Stelzen in die Szenerie mit Obstbäumen, Himbeersträuchern und großen Beeten zu integrieren, erste Entwürfe stammen von Masima Architektur aus Wien, die eine Art „Wohnen im Storchennest“ vorsehen. Diese Häuser sind an die 60 Quadratmeter groß. Einen kurzen Fußmarsch entfernt liegt ein Badeteich. Der Badeteich ist das Erfolgsrezept.

Ein zentrales Gewässer, viel Grün drumherum, kleine Häuser hineingepflanzt. Und meist außerhalb der Ortszentren gelegen. Die meisten dieser Feriensiedlungen entstanden seit den 1960er Jahren auch aus der Idee einer Nachnutzung aufgegebener Flächen: So mancher kleine See war früher ein Braunkohletagbau oder, wie in Neudörfl, eine Kiesgrube. Der Trausdorfer See etwa lieferte ursprünglich den Schotter für den Bau des Autobahnknotens Eisenstadt, macht heute aber einen natürlichen Eindruck: Das Ufer ist nur wenig verbaut und die anderen der über 400 Grundstücke sind so angelegt, dass jeder Bewohner einen direkten Schleichweg zum See hat, von außen aber niemand zum Ufer gelangen kann. Individuelle Bauten lassen die jeweils 400-Quadratmeter-Parzellen wie gewachsen aussehen. Originell sind manche Lagen auch: am Waldrand – in Loretto bei Eisenstadt. Oder in der Ruster Bucht: Da stehen die Hütten im Wasser. Erreichbar nur mit dem Boot.

Wer zwar auch am Wasser, aber nicht am Neusiedlersee leben will, der wird möglicherweise in Parndorf fündig: Rund um einen künstlich angelegten, rund 130.000 Quadratmeter großen privaten Badesee sind auf einem etwa 30 Hektar großen Areal insgesamt 151 Bauparzellen zwischen 500 und 800 Quadratmetern Größe entstanden, 110 wurden bereits verkauft. „Viele davon wurden als Anlageobjekte erworben, es besteht nämlich auch hier kein Bauzwang“, sagt Pölzlberger.

Ruhe im Südburgenland

Doch nicht nur Neusiedlersee und Co. haben Fans. Auch die sanfte Hügellandschaft des Südburgenlandes verleitet nach wie vor viele dazu, hier sesshaft werden zu wollen. „Die meisten wollen zuerst ihren Zweitwohnsitz im Südburgenland begründen und im Alter dann dauerhaft hier wohnen“, weiß David Rader von S Real, der eine konstante Nachfrage nach Immobilien registriert. Gefragt seien vor allem Bauernhöfe, „am besten auf einem Hügel mit guter Aussicht, eher in Einzellage, top saniert, gut erreichbar und günstig“.

Derartige Objekte seien allerdings rar – und dementsprechend teuer. „Dafür muss man schon zwischen 250.000 und 300.000 Euro, manchmal auch mehr kalkulieren“, sagt Rader. Begehrt seien auch traditionelle Kellerstöckl, für die je nach Machart und Ausstattung zwischen 50.000 und 150.000 Euro zu berappen seien. „Darüber hinaus gibt es Käufer, die sehr hochwertige moderne Immobilien suchen, aber das gibt es kaum“, so der Makler, der eine zunehmende Internationalisierung der Kunden bemerkt. Mittlerweile seien nicht mehr nur Österreicher, sondern auch Deutsche, Schweizer und Italiener auf der Suche nach einer idyllischen Bleibe, sei das Südburgenland doch günstiger als die Toskana oder die Südsteiermark. Präferenzen für bestimmte Gegenden, wie etwa die Thermenregion, hätten die Interessenten nicht. „Ob die Therme oder der Golfplatz jetzt zwei oder zehn Kilometer entfernt sind, ist den Kunden egal“, sagt Rader.

Wenig Investitionen

Nicht ganz so locker sitzt das Geld bei sonstigen Tourismusinvestitionen. „Die Stimmung ist zurzeit Investitionen betreffend sehr zurückhaltend“, sagt Franz Kast, Geschäftsführer der Wirtschaftsservice Burgenland AG (Wibag). Zum einen würden Banken bei Finanzierungen sehr restriktiv vorgehen, zum anderen sei die Finanzierung oft eine Frage des Eigenkapitals. Neue Tourismusprojekte seien daher zurzeit nicht in der Pipeline. „Obwohl wir sowohl am Ost- als auch am Westufer des Neusiedlersees durchaus ein Hotel vertragen könnten“, sagt Kast. Und die Landeshauptstadt Eisenstadt könne ebenfalls ein Businesshotel vertragen.

Investiert würde daher von Seiten der Hotellerie derzeit nur in Erweiterungsmaßnahmen sowie in die Verbesserung von Angebot und Qualität, so der Wibag-Chef. So hat beispielsweise das Thermenhotel Larimar in Stegersbach im Frühling den auf rund 4.500 Quadratmeter vergrößerten Wellnessbereich eröffnet. Rund 1,5 Millionen Euro wurden unter anderem in einen Sauna-Freihof mit einem Warmwasser-Massagebecken, einen Flüsterruheraum mit vorgelagerter Sonnenterrasse, einen Meerwasserpool und die Erweiterung des Außenliegebereiches investiert. Erweitert wurde auch der Wellnessbereich in Reiter´s Supreme Hotel in Bad Tatzmannsdorf. Neben einem Sole-Thermalbad wurden auch ein Saunabereich nur für Frauen errichtet und die Außenanlagen erneuert – insgesamt sind vier Millionen Euro in den Umbau geflossen. Das gleich daneben liegende Family-Hotel wird im kommenden Jahr adaptiert.