Auf dem Weg zur Europa-Spitze

Flaute. Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich hat dank innovativer Unternehmen Weltruf. Von der Konjunkturflaute konnte er sich dennoch nicht ganz abkoppeln.

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Flaute. Der Wirtschaftsstandort Oberösterreich hat dank innovativer Unternehmen Weltruf. Von der Konjunkturflaute konnte er sich dennoch nicht ganz abkoppeln.

Wir wollen Oberösterreich vom Mittelfeld unter die Top Ten der europäischen Industriestandorte bringen“ - das ist seit Jahren das erklärte Ziel von Oberösterreichs IV-Präsident Axel Greiner. Die Rahmenbedingungen dafür sind in Österreichs bedeutendster Industrieregion – von hier stammt etwa ein Viertel der heimischen Industrieproduktion sowie der Exporte - durchaus gegeben. Große Leitbetriebe sowie eine Vielzahl von Klein- und Mittelbetrieben prägen die Wirtschaftsstruktur.

Die meisten davon haben sich in Nischen etabliert, zahlreiche gehören in Hinblick auf Marktanteil und Technologie zu Marktführern. Zu den Stärkefeldern der oberösterreichischen Wirtschaft zählen neben dem Automotive-Bereich der Maschinen- und Anlagenbau, die Umwelttechnik sowie Metallerzeugung und -bearbeitung. Aber auch im Kunststoff-, Chemie- und Papierbereich, im Holz- und Möbelbau, in der Lebensmittelerzeugung oder der Informations- und Kommunikationstechnologie ist Oberösterreich stark. Der Tourismus ist ebenso ein wichtiges Standbein der Wirtschaft: rund 6,994.688 Übernachtungen wurden im Vorjahr gezählt. Tourismus und Freizeitwirtschaft bringen 6,97 Milliarden Euro direkte und indirekte Wertschöpfung und steuern somit rund 12,7 Prozent zum Bruttoregionalprodukt des Landes bei.

Allerdings: Auch die Dynamik Oberösterreichs ist durch die Konjunkturflaute angeschlagen. Mit einem Plus von 0,4 Prozent - dies entspricht einem nominellen Wachstum von 1,8 Prozent und einem Bruttoregionalprodukt (BRP) von knapp 57 Milliarden Euro - wird das Wirtschaftswachstum auch 2015 sehr gering ausfallen. Ab dem kommenden Jahr soll es allerdings wieder aufwärts gehen: Für 2016 wird ein reales Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent prognostiziert. Die nominelle Wachstumsrate wird damit rund 3,4 Prozent, das Bruttoregionalprodukt etwa 58,9 Mrd. Euro betragen. 2017 sollte sich das Investitionswachstum dann beschleunigen und damit das reale Wirtschaftswachstum in Oberösterreich auf zwei Prozent steigen.

Eine ähnliche Entwicklung wird bei den Beschäftigungsverhältnissen erwartet: Für 2015 wird ein moderates Wachstum auf 626.200 Beschäftigungsverhältnisse und 2016 ein weiterer Anstieg auf 631.200 Beschäftigungsverhältnisse erwartet. Am Arbeitsmarkt wird der Aufschwung allerdings erst mit Verzögerung spürbar: Nach 5,7 Prozent im Vorjahr wird die Arbeitslosenquote nach nationaler Berechnung heuer voraussichtlich auf 6,4 Prozent und 2016 auf 6,5 Prozent steigen. Erst 2017 wird ein leichter Rückgang auf 6,3 Prozent erwartet.

Die gedämpfte Stimmung etwa in der Industrie führt Joachim Haindl-Grutsch, Geschäftsführer der IV OÖ, vor allem auf die Bundespolitik zurück: „Die Regierung schafft es nicht, ein Klima des Wachstums zu erzeugen. Den Betrieben fehlt es weiterhin an Vertrauen in stabile Rahmenbedingungen – somit mangelt es an Zuversicht, die wiederum Voraussetzung für Investitionen am Standort ist.“

Angesichts dessen hat die IV OÖ schon im Vorjahr Maßnahmen gefordert, die unabhängig von der Bundespolitik auch auf Landesebene in Angriff genommen werden können. Dazu gehören etwa der weitere Ausbau der Infrastruktur – von der Straße über Schiene, Energie und Breitband bis zur Fluganbindung, die Fortsetzung der Verwaltungsreform und der Abbau der Bürokratie sowie die weitere Qualifizierung der Arbeitskräfte.

Manches ist bereits in Bewegung gekommen: So wurde mit der Gründung des LIT (Linz Institute of Technology) an der Universität Linz ein wichtiger Impuls für den Ausbau der JKU im technischen Bereich gesetzt. Weiters wurde bereits 2014 das Landesbudget für Forschung bis 2020 auf 78 Millionen Euro verdreifacht. Schließlich soll in fünf Jahren die Forschungsquote in Oberösterreich bei vier Prozent liegen, derzeit sind es rund 3,2 Prozent.

Ausgeweitet wurde auch das Service für Betriebsansiedlungen: Die oberösterreichische Wirtschaftsagentur Business Upper Austria und die Wirtschaftskammer OÖ haben vor einigen Monaten in einem Pilotprojekt eine gemeinsame Online-Standortdatenbank für Gewerbeimmobilien gestartet, die einen Überblick über die Angebote von Kommunen, Unternehmen, Privaten und professionellen Immobilienvermarktern bietet. Mit Erfolg: Allein von Juni bis Mitte Oktober wurden mehr als 100.000 Abfragen registriert. „Wir bieten damit beispielsweise einen Vorteil bei Betriebserweiterungen. Aber auch für Neugründer ist es eine entscheidende Hilfe bei der Suche nach dem idealen Firmenstandort und den Möglichkeiten in der jeweiligen Region“, ist Wirtschaftskammer-Präsident Rudolf Trauner überzeugt.