Immobilien Bau Baumit sieht Potenzial für Sanierungsturbo

Mitarbeiterzahl konstant bei 710 Beschäftigten - Thermische Sanierung stagniert

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Baumit sieht Potenzial für Sanierungsturbo

Die thermische Gebäudesanierung stagniert laut IIBW-Monitoring 2023 seit dem Jahr 2015 bei rund 1,5 %. Um den Gebäudesektor bis 2040 klima- und somit zukunftsfit zu bekommen, ist eine jährliche Sanierungsrate von rund 3 % notwendig. Die vergangenen Jahre haben das Verhalten und die Entscheidungen der österreichischen Bevölkerung verändert. Das wirkt sich auch auf die Investitionen der Hausbesitzer in Österreich aus und hat direkten Einfluss auf das Thema Sanierung.

Im Oktober 2023 beauftragte Baumit das Marktforschungsinstitut marketmind, diese Entwicklungen in einer  Studie zu untersuchen. Erstmals wurden in einem repräsentativen Stimmungsbarometer aktuelle Einstellungen, Meinungen und Motive bei Ein- und Zweifamilienhausbesitzer in Österreich rund um das Thema Gebäudesanierung evaluiert. 

Das Potenzial ist da - Sanierungsbarometer zeigt Stellhebel für Sanierungsturbo

„Mit dem topaktuellen Lagebericht zur thermischen Gebäudesanierung wissen wir um das Potential an notwendigen und geplanten Sanierungsmaßnahmen in Österreich. Nun gilt es im Schulterschluss mit allen Beteiligten die verbleibenden  Hemmnisse aus dem Weg zu räumen und vor allem durch Information und Beratung, die richtigen Maßnahmen mit bestem Kosten/Nutzen-Verhältnis umzusetzen. Die dringend notwendige Nachschärfung der Förderungen im Sanierungsbereich wurde mit Anfang diesen Jahres umgesetzt – somit ist eine sehr wichtige Voraussetzung bereits erfüllt “, so Georg Bursik, Geschäftsführer der Baumit GmbH.

33 % der Bevölkerung besitzen Haus, das vor 1995 errichtet wurde

Um eine repräsentative Abbildung der österreichischen Hausbesitzer zu bekommen, deren Haus vor 1995 errichtet wurde, wurde ein zweistufiges Auswahlverfahren angewendet. Ergebnis: 33 % der Bevölkerung ab dem 18. Lebensjahr (mit)besitzen ein Haus das vor 1995 errichtet wurde. Interessantes Detail: 4 von 10 Hausbesitzer (39,2 %) sind 60 Jahre und älter; 2 von 10 liegen in der Altergruppe 50 – 59 Jahre.

Sanierungsbonus ermöglicht Sanierung mit weniger als 15.000 € an Ersparnissen

Die finanzielle Situation der relevanten Zielgruppe hat sich in ganz Österreich, mit Ausnahme von Wien, innerhalb der letzten fünf Jahre verschlechtert. Österreichweit hat mehr als die Hälfte der potentiellen Sanierungshaushalte weniger als 15.000 € an Ersparnissen zur Verfügung. Ein Viertel der Befragten beziffern ihre Finanzreserven mit 15.000 - 49.000 €. Hier wird die Bedeutung des Sanierungsbonus und weiterer kombinierbarer Förderungen durch Bund und Land offensichtlich, die jetzt auch mit geringen Ersparnissen wichtige Investitionen möglich macht.  

Bereitschaft in Eigenheim zu investieren: Fassade knapp hinter Photovoltaik

Knapp ein Viertel (24 %) der Hausbesitzer plant in den kommenden fünf Jahren in eine Photovoltaikanlage und knapp ein Fünftel (19 %) in die Sanierung der Außenfassade zu investieren. Vor allem jüngere Zielgruppen bis 45 Jahre erkennen hier die Wichtigkeit, die Gebäudehülle entsprechend zu dämmen. Niederösterreich, Burgenland, Steiermark und Kärnten führen hinsichtlich Sanierungsbereitschaft im Bundesländervergleich. Nach der Fassade folgen der Plan für einen - in manchen Fällen bereits durchgeführten - Heizungstausch (18 %), Fenstertausch (17 %) und schon etwas abgeschlagen eine Dachsanierung (13 %).  

Kosten- und Energieeinsparung sind mit Abstand wichtigsten Gründe für Fassadensanierung

Die Senkung des eigenen Energieverbrauchs – und im Zuge dessen auch die Einsparung von Energiekosten – sind aus Sicht der befragten Hausbesitzer die Hauptargumente für eine thermische Fassadensanierung. Energiekosten zu sparen und den Energieverbrauch zu senken bilden ganz klar die wichtigsten Argumente. Vom Kosten/Nutzen-Verhältnis gilt es weiter zu überzeugen – ebenso von der Langlebigkeit. 

Wichtigkeit von Förderungen bestätigt: Aber nur jeder Dritter weiß Bescheid

72 % empfinden Förderungen beim Thema Sanierung als (sehr) wichtig, jedoch geben nur 3 von 10 Befragten an, über die Fördermöglichkeiten in Österreich Bescheid zu wissen. 70 % jener, denen die Fördermöglichkeiten bekannt sind, empfinden diese als verständlich. Ein großes Thema stellt die fehlende Bekanntheit und Übersicht zu Fördermöglichkeiten dar. Hauptgründe, warum die Förderungen als unattraktiv empfunden werden, liegen zum Erhebungszeitraum (Oktober 2023) in der zu geringen Höhe der Förderungen bzw. daran, dass diese an zu viele / zu komplizierte Bedingungen geknüpft sind. 

Förderpauschalen für thermische Gebäudesanierung verdreifacht

Die Förderhöhe des Bundes für die thermische Sanierung von Gebäuden wurde per 1.1.2024 von bisher 14.000 € auf maximal 42.000 € verdreifacht. Konkret gilt dies für private Ein-, Zweifamilien- und Reihenhäuser. Aber auch im mehrgeschossigen Wohnbau kamen neue Förderungen dazu und bisherige Förderungen wurden ebenfalls verdreifacht. Zu beachten ist eine anteilige Deckelung der Investitionskosten. Auch die Anforderung an das „Alter“ der förderungsfähigen Gebäude wurde um 5 Jahre heruntergesetzt. Ab sofort genügt es, wenn diese vor mindestens 15 Jahren errichtet wurden. Parallel bieten einzelne Bundesländer weitere attraktive Förderungen, die sich mit der Bundesförderung kombinieren lassen. Damit wird eine thermische Sanierung leistbarer als je zuvor. 

Thermische Sanierung als Sonderausgabe geltend machen

Eine geförderte thermische Sanierung kann über fünf Jahre mit maximal 800 € als Sonderausgabe geltend gemacht werden. Dieser Betrag wird beginnend mit dem Jahr der Auszahlung der Förderung in der Steuerveranlagung berücksichtigt. Demnach werden in Summe bis zu 4.000 € steuerlich wirksam. „Was bedeutet das für die privaten Hausbesitzer? Der richtige Zeitpunkt für die Sanierung ist jetzt! Egal ob vollumfängliche Sanierung mit bis zu 42.000 € oder eine Einzelbauteilsanierung in Form einer Fassadendämmung mit 9.000 € Sanierbonus. Bis zu 50 % der anfallenden Kosten werden allein mit dem Sanierungsbonus des Bundes gedeckt. Kombinierbare weitere Unterstützungen der Länder oder auch die Geltendmachung der Sonderausgabe im Steuerausgleich sind dabei noch gar nicht berücksichtigt. Die verbleibende Investition amortisiert sich aufgrund der Energie- und Kosteneinsparung innerhalb weniger Jahre“, appelliert Baumit Marketingleiter Roman Stickler, die Planung der Saniermaßnahmen in Angriff zu nehmen.

Baumit Österreich 2023 mit 320 Mio. Euro Umsatz

Baumit, Österreichs führender Hersteller für Fassaden, Putze und Estriche musste nach Jahren stetigen Wachstums im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang hinnehmen: Der Baumit-Österreich-Umsatz fiel gegenüber 2022 um 12 Millionen Euro (- 3,6 %) auf 320 Millionen Euro. „Wir blicken auf ein durchwachsenes und sehr forderndes Jahr 2023 zurück. Obwohl sich das Industrie- und Exportgeschäft gut entwickelte, hatten wir trotz großem Engagements aller Mitarbeiter mit Mengen- und Umsatzrückgängen zu kämpfen“, zieht Georg Bursik, Geschäftsführer der Baumit GmbH, Bilanz über das abgelaufene Geschäftsjahr. 

Baumit erwies sich als familiengeführtes österreichisches Unternehmen auch im wirtschaftlich angespannten Jahr 2023 als krisenresistent. Der Mitarbeiterstand von Baumit Österreich konnte im vergangenen Jahr mit 710 Beschäftigten konstant gehalten werden. 

Investitionsvolumen mit 23 Mio. Euro auf Vorjahresniveau

Bei Investitionen in den Standort Österreich wurde 2023 von der Baumit GmbH erneut ein umfangreiches Investitionsprogramm umgesetzt. Dieses lag mit rund 23 Millionen Euro auf dem Niveau des Vorjahres. Ein großer Teil dieser Investitionen floss in die Bereiche Produktionsanlagen und Infrastruktur.

Ausblick 2024: Sehr herausforderndes Jahr 

2024 wird für die gesamte Branche neuerlich ein sehr herausforderndes Jahr. Ein stark rückläufiger Markt trifft auf steigende Kosten in nahezu allen Bereichen. „Umso erfreulicher ist es, dass die zahlreichen, seit Jahren geführten Gespräche von Sozialpartnern und Stakeholdern vor Jahreswechsel 2023 dazu geführt haben, dass das Klimaschutzministerium die maximale Sanierungsförderung verdreifacht hat. Soviel Fördergeld gab es noch nie. Daher mein Appell an alle Eigenheimbesitzer:innen, die eine thermische Sanierung in nächster Zeit planen das Fördergeld heuer noch abzuholen. Dämmung rauf bringt’s!“ hofft Georg Bursik auf die „Zündung des Sanier-Turbos“.

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