City Logistik ja – aber: Not In My Backyard.

Ja es ist toll. Galt bis vor einigen Jahren noch "Same-Day Shipping" als Super-Sonderservice muss es heute schon "Same-Day Delivery" sein. Wer Same Day Delivery will, muss aber auch akzeptieren, dass Teilbereiche der Logistik, die an den Stadtrand gedrängt worden sind, nun wieder in die Stadt zurückkehren. Ich bin auch dafür: City Logistik ja – aber: Not In My Backyard.

von 0 Minuten Lesezeit

Ja es ist toll. Galt bis vor einigen Jahren noch "Same-Day Shipping" als Super-Sonderservice muss es heute schon "Same-Day Delivery" sein. Wir wollen einfach nicht mehr warten - und gratis muss es sein, das versteht sich von selbst. Auch dann, falls ich an den gelieferten Waren keinen Gefallen finde und sie wieder zurücksende. Muss das sein? Anscheinend ja – der Konsument wünscht es – und bekommt es – vorerst noch kostenfrei. Aber nicht mehr lange. Denn City Logistik heißt, dass die Logistik wieder in die Stadt kommt – nein, kommen muss. Das Konzept „just in time“, früher auf die Produktion bezogen, gilt heute auch für die Distribution. Der Bedarf an dezentralen Lagerräumen und Logistikflächen nimmt durch den Internethandel rasant zu – und damit auch die Probleme. Eine besondere Rolle nimmt hierbei die first bzw. last mile ein, da der Auslastungsgrad der Transportträger bei der Ver- und Entsorgung mit der Nähe zu Quelle bzw. Ziel sinkt und im letzten Abschnitt der Lieferkette die Bündelung immer schwieriger wird. Während die Kostenfrage der letzten Meile vornehmlich die Paketdienstleister betrifft, tritt in den Ballungszentren ein weiteres Symptom des florierenden Onlinehandels immer deutlicher hervor. Zusätzlich zu der ohnehin schon großen Masse an PKW reihen sich nun auch immer mehr Zustellfahrzeuge ein. Inzwischen sind es so viele, dass diese, so aktuelle Zahlen aus Deutschland, bis zu 30 Prozent des Verkehrs innerhalb der Städte ausmachen – und für rund 80 Prozent des Staus sorgen. Das ist die häufig außer Acht gelassene Kehrseite der Medaille. Wir alle wollen im Supermarkt während der gesamten Öffnungszeiten aus 15 unterschiedlichen Erdbeer-Joghurts wählen können, dass dieser Service aber auch mit mehr Verkehr bezahlt wird, wird gerne verdrängt. Die Verbindung mit Bevölkerungswachstum und Urbanisierung stellt die Güterlogistik und den Wirtschaftsverkehr in städtischen Ballungsräumen vor mehrfache und ständig neue Herausforderungen. Der Bedarf an dezentralen Lagerräumen und Logistikflächen nimmt durch den Internethandel rasant zu – und damit unter anderem auch die Anrainer-Probleme. Lösungsansätze gibt es genug: Paketabholstationen in Sockelzonen, Umpackstationen an aufgelassenen Bürostandorten, wo mehrere Stockwerke von Transportern angefahren werden können. Wer Same Day Delivery will, muss aber auch akzeptieren, dass Teilbereiche der Logistik, die an den Stadtrand gedrängt worden sind, nun wieder in die Stadt zurückkehren. Ich bin auch dafür: City Logistik ja – aber: Not In My Backyard.
Quelle: Fotolia