Positionen & Meinungen CSR, ESG, EU-Taxonomie und das Zinshaus – der Versuch einer Annäherung

Die EU-Taxonomie-Verordnung bildet als Klassifizierungssystem, das auch für nachhaltige Immobilien angewendet wird, die Klammer zwischen CSR- und ESG-Berichterstattung. Ein Kommentar von Anna-Vera Deinhammer, ÖGNI.

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CSR, ESG, EU-Taxonomie und das Zinshaus –  der Versuch einer Annäherung

Während die Darstellung der Corporate Social Responsibility Einblicke gibt, welche ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekte Relevanz für ein Unternehmen haben, zeigt Environment, Social und Governance Reporting die ökologischen und gesellschaftlichen Chancen und Risiken, die mit den Aktivitäten der Unternehmensführung einhergehen. Dieser Wirkmechanismus verbindet die Tätigkeiten des Bauens mit denen des Investierens und Wirtschaftens direkt.

Zusätzlich zu den Faktoren, mit deren Hilfe der Wert eines Zinshauses ermittelt wird – zum Beispiel Lage, Ausbaupotenzial und Anteil und Art bereits vermieteter Wohnnutzfläche – kann der Nachweis der EU-Taxonomie-Konformität des Objekts Bedeutung erlangen. Beispielsweise sind EU-Taxonomie-konforme Aktivitäten Teil der Definition von „nachhaltigem Investment“ und definieren, wo ein Fonds auf der Skala von hell-grün bis dunkel-grün steht.

Erreichung der Umweltziele

Kurz angerissen, muss eine nachhaltige Immobilie zu einem der sechs Umweltziele der EU-Taxonomie einen wesentlichen Beitrag leisten und darf die anderen nicht erheblich beeinträchtigen. Eine umfassende thermische und energetische Sanierung adressiert intensiv das Ziel „Klimaschutz“. „Anpassung an den Klimawandel“ mittels zum Beispiel Regenwassermanagement-Maßnahmen birgt gute Möglichkeiten für kleinklimatische Verbesserungen im Sinne der EU-Taxonomie. Aufgrund der soliden Bauweise und Art der Materialien, die in der Epoche vor 1945 bei der Errichtung von Zinshäusern eingesetzt wurden, stehen die Chancen für eine effiziente Nutzung von durch Sanierung freiwerdende Ressourcen gut – also die Würdigung des Ziels „Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft“.

Gesamtgesellschaftliche Verantwortung

Das Erhalten und Bereitstellen von Wohnraum geht mit großer gesamtgesellschaftlicher Verantwortung einher. Deshalb haben wandlungsfähige Erdgeschosszonen, die an attraktiv gestaltete öffentliche Räume angrenzen und vielleicht mit alternativen Mobilitäts- und Stellplatzangeboten kombiniert sind, massiven Einfluss auf die Lebensqualität im gesamten Quartier. Die Auswirkung des Gebäudes auf die Identität eines Ortes erfährt eine Renaissance. Renaissance deshalb, weil ein gründerzeitliches Zinshaus diese Auswirkung mit seiner historistischen Ausstrahlung bereits in seiner DNA trägt. Zinshäuser definieren in vielen zentral-europäischen Städten das Antlitz, mit dem sich die Bürger identifizieren.

Wir erkennen: Dies sind keine revolutionären Neuerungen. Hans-Busso von Busse hatte wahrscheinlich genau dies im Sinne, als er 1972 im Manifest „für Architektur“ postulierte: „[…] wer für sich ein Innen baut, baut für die Allgemeinheit ein Aussen.“

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