Das besondere Straßenflair

Palais Palais. In der Herrengasse ist durch seine Palais Kunst allgegenwärtig: Fassaden, Feststiegen, Skulpturen, Kapellen und Wandmalereien bieten einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum an Kultur, den Wien zu bieten hat. Diese Vielzahl an prunkvollen Gebäuden an einem Ort ist eine Rarität.

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Palais Palais. In der Herrengasse ist durch seine Palais Kunst allgegenwärtig: Fassaden, Feststiegen, Skulpturen, Kapellen und Wandmalereien bieten einen eindrucksvollen Einblick in den Reichtum an Kultur, den Wien zu bieten hat. Diese Vielzahl an prunkvollen Gebäuden an einem Ort ist eine Rarität.

Die Herrengasse inmitten von Wien ist schon etwas Besonderes. Gerne gehen Menschen hier spazieren, denn es ist eine der schönsten Gegenden der Stadt. Durch ihre prunkvollen Häuser und Palais an jeder Ecke versprüht sie einen einzigartigen Charme. Und genau deshalb widmet man sich mit dem Projekt „Herrengasse +“ diesem Grätzl mit seiner besonderen Wiener Architektur. Hauptaugenmerkt liegt hier vor allem auf der Verkehrsberuhigung – diese ist vielen Anrainern ein großes Anliegen. Den Besuchern der Herrengasse soll es ermöglicht werden, gemütlich durch das beeindruckende Ambiente flanieren zu können. Auch soll die Attraktivität durch die Ansiedlung von (heimischen) Betrieben aufgewertet werden. Das Grätzl soll lebensfähiger gemacht werden. Dadurch soll der Herrengasse wieder der Stellenwert beigemessen werden, den sie verdient.

Insgesamt werden 6 Millionen Euro in das Projekt rund um die Herrengasse investiert. Den größten Beitrag leistet mit 2,7 Millionen Euro die Wlaschek-Gruppe, die unter anderem das Palais Ferstel und das Palais Kinsky ihr Eigen nennen darf.

Ein Andenken

Das Kinsky, auch als Palais Daun-Kinsky bekannt, befindet sich unmittelbar an der Freyung und bildet einen prunkvollen Start der Gasse Richtung Michaelerplatz. Es nimmt unter den Barockpalästen in Wien eine besondere Stellung ein, denn es ist eines der schönsten und repräsentativsten Gebäude der Stadt. Architekt Johann Lucas von Hildebrandt erhielt im Jahr 1713 den Auftrag vom Vizekönig von Neapel, Wirich Philipp Lorenz von Daun, einen Stadtpalast zu entwerfen, der die militärische Karriere des Bauherrn widerspiegeln sollte. Architektonische Glanzstücke sind ein überkuppeltes Vestibül hin zur Prunktreppe von Antonio Beduzzi mit einem Deckenfresko von Marcantonio Chiarini und Scheinarchitektur von Gaetano Fanti. Die edle Feststiege im Inneren führt seit nun 20 Jahren zum Aktionshaus Kinsky und im Hof ist die „Frisurenwerkstatt“ von Barbara Reichard angesiedelt. Ebenso befindet sich hier die  Karl Wlaschek Privatstiftung. Im zweiten Hof des Palais ist das „Wlaschek-Mausoleum“ untergebracht – die letzte Ruhestätte des Unternehmers, der das Palais-Viertel mitgeprägt hat.

„Die schöne Lori“ 

Etwas weiter die Gasse hinunter befinden sich das Palais Porcia und das Palais Palais, welches die Palais Batthyány und Trauttmansdorff zusammenfasst. Das Palais Trauttmansdorff hat – wie viele Häuser in der Herrengasse – auch mittelalterliche Bauteile. Die frühklassizistische Fassade ist das Ergebnis eines Umbaus, den Ferdinand von Trauttmansdorff 1792 von Andreas Zach planen ließ.

Eleonore Gräfin Batthyány, auch als „die schöne Lori“ bekannt, erstand nach dem Tod ihres Mannes des Grafen Adam Batthyány den heute als Palais Batthyány bekannten Gebäudekomplex. Sie beauftragte den Architekten Christian Alexander Oetl mit dem Umbau und der Vereinheitlichung der Fassade. Im 19. Jahrhundert war in diesem Palais das Hotel Klomser untergebracht, wo die größte Spionageaffäre am Vorabend des 1. Weltkrieges ihren Höhepunkt erfuhr. Heute hat sich hier das Trachtengeschäft „Mothwurf“ angesiedelt und weitere Geschäfte sollen in den nächsten Monaten folgen. Die Tageszeitung „Der Standard“ war ebenso hier bis 2012 untergebracht. Aber auch Wohnraum soll hier angeboten werden.  Das Palais Palais dient als Vorzeigeobjekt für die Neugestaltung und Revitalisierung der Herrengasse. Dort entstanden 22 moderne Altbau- und Dachgeschoßwohnungen, die  erfolgreich und rasch vermietet worden waren – so wie unter anderem auch in der prunkvollen Beletage des Palais Trauttmansdorff.

[caption id="attachment_9593" align="alignleft" width="353"]© cityfoto © cityfoto[/caption]

Gaumenfreuden

1859 nach einem Entwurf von Heinrich Ferstel erbaut, bietet das Palais Ferstel mit seiner Passage eine gute Durchmischung an Geschäften. Neben schicken Interieur-Läden und Handwerksbetrieben hat sich hier ein kleines kulinarisches Ensemble angesiedelt. So hat hier Toni Mörwald sein „Kochamt“ eröffnet. Aber auch andere Kulinarik-Verfechter haben sich in der prunkvollen Ferstelpassage niedergelassen – so zum Beispiel das Caffe Couture, die Vulcanothek und  Anna und Christoph Heinrich mit ihrem „Beaulieu“, wo sie französische Delikatessen und über 50 Käsesorten anbieten, oder die Schokoladenmanufaktur „xocolat“, die mit rund 65 Sorten an Pralinen verführt.

Das Palais Ferstel war einst Bank- und Börsengebäude und beherbergte schon zur Jahrhundertwende um 1900 das Café Central. Man konnte italienischen Einfluss kombiniert mit Eisenträgern und eine Glaskuppel über dem Donaunixenbrunnen  von Anton Fernkorn bewundern. Auch die Treppenhalle, die den Börsensaal erschloss, war ein Hingucker. Während des Zweiten Weltkriegs wurde das Palais stark beschädigt. Damals wurde in dessen Festsaal auch Basketball gespielt. Zwanzig Jahre diente der Saal den Spielern des Wiener Landesverbandes als Trainingsstätte. Der Abriss des Gebäudes war bereits geplant, bevor das Haus 1975 von Grund auf renoviert wurde. Das Café Central erstrahlt in neuem Glanz und der Große Ferstelsaal bietet heute mit seinen Nebensälen Platz für elegante Events, Präsentationen und Konferenzen.

Amerikanische Liebe

Gegen Ende der Herrengasse erblickt man das Palais Wilczek. Dort haben unter anderem Franz Grillparzer und Joseph von Eichendorff gelebt. Dieses Palais ist heute von amerikanischem Flair geprägt – es hat sich die in den USA gegründete Franchise-Kette „Freshii“ eingemietet, wo gesundes Essen angeboten wird. Auch hat das Wiener Büro des Auktionshauses „Sotheby’s“ seit 35 Jahren seinen Sitz an diesem Ort. Dennoch bleibt der Fokus auf heimischen Betrieben. Eine Filiale des „The Viennastore“ ist hier zu finden. Den Abschluss der Herrengasse bildet der Michaelerplatz mit seinem Eingang zur Hofburg. Hier befinden sich auch zwei weitere, eindrucksvolle Gebäude: das Looshaus sowie das Palais Herbenstein, welches das Café Griensteidl beherbergt.

Wiener Kaffeehauskultur

Während heutzutage zahlreiche Touristen sich das Looshaus aus der Nähe ansehen wollen, stieß es bei seiner Erbauung aufgrund seiner glatten und schnörkellosen Fassade noch auf Widerstand in der Wiener Bevölkerung. Direkt gegenüber residierten damals zahlreiche Literaten, Musiker und Politiker im ehemaligen Palais Dietrichstein, welches 1897 samt Café Griensteidl aufgrund der Umgestaltung des Michaelerplatzes abgerissen wurde. An dessen Stelle befindet sich heute das Palais Herberstein, welches seit 1990 auch wieder das Café Griensteidl beherbergt. So lohnt es sich während eines Spaziergangs durch die Herrengasse den Kopf zu heben, denn dort lassen sich die wahren Kunstwerke dieser Straße finden.


With its magnificent buildings and palaces, art is everywhere in Vienna‘s Herrengasse: facades, grand staircases, sculptures, chapels and frescos provide an extraordinary glimpse into the cultural wealth of Austria’s capital city. This multitude of impressive buildings at a single location is truly unique.

The Daun-Kinsky Palace sets the stage for this imposing area at the beginning of the Herrengasse. It has a special prominence as one of the most beautiful and representative baroque palaces in Vienna. Only a few steps away are the Porcia Palace and the nearby Palais, Palais, which combines the Batthyány and Trauttmansdorff Palaces. The neighbouring Ferstel Palace once housed a bank and stock exchange and has been the home of the well-known Café Central for more than 140 years. Towards the end of the Herrengasse is the Wilczek Palace which, in the past, served as the home of the dramatist Franz Grillparzer and the poet Joseph von Eichendorff.

The Herrengasse is a very special place in the heart of Vienna. It is a favourite location for people who like to walk, since it is one of the most beautiful areas in the inner city. With its impressive houses and palaces at every corner, the street exudes a special charm. And this special charm was the brilliant idea behind the project “Herrengasse +“ in this neighbourhood with its special Viennese architecture. The project is focused, above all, on traffic calming – which is a major concern for most of the local residents. Visitors to the Herrengasse should be able to stroll leisurely in this impressive setting. Plans also call for an improvement in the overall attractiveness of the area through an increase in the number of (local) businesses. The goal is to make the Herrengasse more viable – and thereby recreate the importance it deserves.

A total of 6 million Euros will be invested in the Herrengasse project. The largest contribution at 2.7 million Euros was made by the Wlaschek Group which owns, among others, the Ferstel Palace and Kinsky Palace.

Quelle: cityfoto