Serieller Wohnbau

Standardisiertes Fertigen bedeutet auch kostengünstiges Fertigen und bei entsprechend aufgesetzten Prozessen – Fertigen in höchster Qualität. Passiert das Ganze auch noch mit nachhaltigen Materialien dann hat auch die Umwelt gewonnen. So nebenbei könnte man damit auch maximal zulässige Energieverbräuche festlegen und eine nachhaltige, ressourcenschonende Bewirtschaftung sicherstellen.

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Beim Errichten von Wohnraum ist Österreich international an der Spitze: Mit 7,6 Bauvorhaben pro 1.000 Einwohner wurde 2016 der höchste Wert von 19 untersuchten Ländern erreicht, sagt zumindest der aktuelle Deloitte Property Index. Auch wenn sich Österreich über diese Spitzenposition freuen darf, es bleibt ein Wehrmutstropfen - nach wie vor wird zu wenig und zu wenig rasch gebaut. Vor allem aber: Es fehlt an Ideen und an Innovationskraft – nicht nur in der Architektur. Man baut wie man vor 10, 20 Jahren gebaut hat. „Die Akteure der Immobilienbranche, der Stadtplanung und der Design-Büros müssen lernen, zyklischer und dynamischer zu denken, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Denn Flexibilität des Wohnens ist keine Frage der Funktionalität, sondern eine Frage der Vorstellungskraft. Von der Idee eines festen Wohnraums werden wir uns verabschieden“, so die Prognose des Trend- und Zukunftsforschers Matthias Horx. Keine Frage: Traditionelle, auf dauerhafte Nutzung angelegte Massivbauten entsprechen immer weniger den Anforderungen von Bauherren und Investoren. Ein Mehr an Flexibilität, neue Lösungsansätze sind gefragt. Ohne stärkere Industrialisierung des Wohnungsbaus sind - aus meiner Sicht - die Probleme auf den Wohnungsmärkten nicht lösbar. Wobei ich überzeugt bin, dass der serielle Wohnbau nicht mit Qualitätseinbußen einhergeht. (Auch der in die Kritik gekommene Plattenbau 1.0 brachte für viele Mieter eine Verbesserung der LebensQUALITÄT - vom Altbau in eine modere Wohnung mit eigenen Sanitäranlagen). Dass die BauQUALITÄT in vielen Fällen leider mangelhaft war, war vielmehr ist die Kehrseite der Medaille und drängte den seriellen Wohnbau auch ins Aus. Seit dem Ende der 80er Jahre Jahren spielte das serielle Bauen eine untergeordnete Rolle. Durch die Wohnungsnot sowie den Bau von Mikro-Apartments und anderen kleinen Wohnungen, rückt diese Bauweise nun wieder schön langsam ins Blickfeld der Bauherren und Investoren. Vorproduktion und ästhetische Gestaltung sind heute keine unüberbrückbaren Gegensätze mehr, wie zahlreiche nationale und internationale Bespiele beweisen. Auch serielle Fertigung bietet zahllose Varianten von Raumkonstellationen und Ausgestaltungskriterien. Ein weiterer Vorteil: Standardisiertes Fertigen bedeutet auch kostengünstiges Fertigen und bei entsprechend aufgesetzten Prozessen – Fertigen in höchster Qualität. Passiert das Ganze auch noch mit nachhaltigen Materialien dann hat auch die Umwelt gewonnen. So nebenbei könnte man damit auch maximal zulässige Energieverbräuche festlegen und eine nachhaltige, ressourcenschonende Bewirtschaftung sicherstellen. Dazu kommen Vorteile einer potentiellen Beschleunigung des Wohnbaus. Was dagegen spricht: Österreich leistet sich neun Bauordnungen. Ja. Man könnte die Bauordnungen harmonisieren - und damit mit einem Produkt bundesweit bauen ohne auf die Eigenheiten der neun Bauordnungen eingehen zu müssen. Doch davor bewahre uns der Amtsschimmel.