Der Wurm muss dem Fisch schmecken …

Im Idealfall setzt Immobilienmarketing bereits in der Planungsphase der Immobilie an, um für und mit der Immobilie eine unverwechselbare „Marke“ zu schaffen, die sich vom Mitbewerb maßgeblich unterscheidet.

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Je früher, desto besser. Im Idealfall setzt Immobilienmarketing bereits in der Planungsphase der Immobilie an, um für und mit der Immobilie eine unverwechselbare „Marke“ zu schaffen, die sich vom Mitbewerb maßgeblich unterscheidet, meinen die beiden piapink-Geschäftsführerinnen Gerda Zauner und Birgit Oberwalder.

Alle sprechen darüber – aber was ist Immobilienmarketing eigentlich? Gerda Zauner: Immobilienmarketing sind alle Maßnahmen, die den Vertrieb dabei unterstützen, eine Immobilie schneller zu verwerten. Die einzelnen Tools des Immobilienmarketings werden exakt für die Bedürfnisse des Kunden konzipiert und auf ihn abgestimmt sowie zielgruppenspezifisch über verschiedene Medien verteilt und eingesetzt (Print, Internet, Direct Mail, Social Media etc.). Sprichwort: „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler!“ Birgit Oberwalder: Der Marketing-Mix konzentriert sich dabei nicht nur auf die klassische Werbung im Sinne von Inseraten, Broschüren, Direct Mail & Co. Im Idealfall setzt das Immobilienmarketing – in Form von strategischer Marketing- und Kommunikationsberatung – bereits in der Planungsphase der Immobilie an, um für und mit der Immobilie eine unverwechselbare „Marke“ zu schaffen, die sich vom Mitbewerb maßgeblich unterscheidet. Zauner: Bestes Beispiel dafür ist der ORBI Tower in Wien TownTown, wo der Feinschliff der Planung und in weiterer Folge auch die bauliche Umsetzung in enger Abstimmung mit der Marketingstrategie und Positionierung erfolgte. So wurde nicht nur ein „Marketing-Gag“ geschaffen, der Kunden anlocken und Interesse wecken soll – wie es bei einem Großteil der Immobilienmarketing-Konzepte der Fall ist – sondern ein Konzept, bei dem der klare Nutzen für den Kunden in der Immobilie selber tatsächlich planerisch und baulich umgesetzt und gelebt wird und damit für den zukünftigen Kunden/Mieter auch wirklich spürbar wird. Wie lässt sich der Erfolg messen? Zauner: Grundsätzlich in der Verwertung. Wenn möglichst viele potenzielle Mieter „anbeißen“, Interesse zeigen und letztendlich auch mieten, spricht man von erfolgreicher Vermarktung. Aber es ist mehr: Indem man eine Immobilie positioniert, ihr eine Identität gibt, sie „unique“ macht, können sich Mieter mit „ihrem“ Bürositz eher identifizieren, denn letztendlich möchte sich jeder vom Mitbewerb abheben. Unternehmen mit Corporate Identity werden ihren Standort sehr bewusst auswählen. Da haben Immobilien mit „Identity“ sicher bessere Chancen. Und wenn diese „passt“, dann ist es fürs Core Business gut. Fazit: Der Mieter ist zufrieden und wird langfristig mieten. Oberwalder: Der ORBI Tower musste losgelöst vom Standort positioniert werden, da er so ganz anders ist als die anderen Bürogebäude in TownTown – und auch eine andere Zielgruppe ansprechen soll. Und das geht nur mit einem besonderen Konzept, das der Immobilie von Beginn an einen USP, eine Identität gibt. Braucht jede Immobilie einen eigenen Brand? Zauner: Ja. Warum nicht? In anderen Branchen stellt man sich diese Frage gar nicht. Produkte ohne Brand werden doch meist als weniger hochwertig empfunden. Die Marke muss nur authentisch sein. Eine non-state-of-the-art Büroimmobilie an einem unterdurchschnittlichen Standort „Goldenes Quartier“ zu nennen, wäre fatal. „New World Of Work“ im ORBI Tower spricht mit Sicherheit auch neue Zielgruppen an. Unternehmen, die sich ganz genau überlegen, wie ihr Business für die Zukunft am Markt gerüstet sein muss. Die Bürostruktur und letztendlich auch die Rahmenbedingungen sind hier ganz wesentlich. Mit welchen Kosten muss man für ein „gescheites“ Immobilienmarketing-Projekt rechnen? Oberwalder: Experten sprechen von 2 bis 5 Prozent der Baukosten. Aber wie vieles am Markt hat sich auch dieser Ansatz schon längstens nach unten revidiert. Es ist immer eine Frage des Konzeptes. Auch hier ist Authentizität ein großes Thema. Ist die „Marke“ der Immobilie schlüssig, wird sie die Zielgruppe gut erreichen. Dann rücken groß angelegte Kampagnen in den Hintergrund. Dann kann mehr mit konsequenter Öffentlichkeitsarbeit, Lobbying und direkter Kundenansprache gearbeitet werden. Da bewegen wir uns dann schon in anderen, realistischen Dimensionen. Müssen Mieter, die in einem Bürohaus mit „Brand“ sitzen, tiefer in die Tasche greifen? Zauner: Nein. Das hat damit gar nichts zu tun. Funktioniert Branding auch für Immobilien in B- und C-Lagen? Zauner: Branding funktioniert immer. Es ist eine Frage der Einstellung seitens der Projektentwickler und Vermarkter. Und letztlich auch eine Frage der Kreativität. Aber wie schon gesagt, alles den Rahmenbedingungen entsprechend. Jetzt bin ich schon wieder beim Begriff „authentisch“. Wer will schon in einer Immobilie sitzen, die mehr verspricht, als sie hält? Da nützt auch ein Brand nichts. Aber die Vorzüge herauszuarbeiten und damit eine Identität zu schaffen, ist sicher erfolgreicher als nichts zu tun.

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Welche Rolle spielen Social Media – Facebook, Twitter & CO. – beim Immobilienmarketing? Oberwalder: Puhh … Das ist wirklich ein Thema, das wir intern aktuell sehr diskutieren. Dass durch eine konsequente Präsenz in sozialen Netzwerken Mieter gefunden werden, ist unrealistisch. Mit Sicherheit wird allerdings eine bestimmte Social-Media-affine Zielgruppe erreicht. Sofern man diese Tools hochprofessionell einsetzt. Was nützt ein Facebook Account, den niemand rund um die Uhr betreut? Social Media Präsenz ist sicher eine wichtige Marketingunterstützung, vor allem hinsichtlich Festigung einer Marke. Nicht zu unterschätzen ist, glaube ich auch, dass man sich dadurch trendy positioniert. Das ist vor allem bei jungen Entscheidungsträgern sicher kein Nachteil. Zauner: Es kommt auch auf die Immobilie, deren Positionierung und vor allem auf die Zielgruppe an! Wenn es sich um eine „junge“ Immobilie handelt, die sich zum Beispiel an Startups und Jungunternehmer richtet, dann ist Social Media Marketing unumgänglich. Hingegen bei einer Zielgruppe, die sich im Bereich von Rechtsanwälten, Steuerberatern & Co. bewegt, wird man darauf verzichten können. Werden Problemimmobilien durch Immobilienmarketing besser? Oberwalder: Gegenfrage: Was sind Problemimmobilien? ... Wie schon der Name sagt: Problemimmobilien haben ein „Problem“! Ob mit dem Standort, der Ausstattung, der Verkehrsanbindung, dem Alter, dem Preis etc... Aber Probleme sind da, um gelöst zu werden. Kreatives, konsequentes – ja, und auch authentisches Immobilienmarketing ist grundsätzlich notwendig, um eine Immobilie erfolgreich zu verwerten. Und: Es ist immer eine Frage der Kompetenz und vor allem der Bereitschaft, Mitverantwortung in einem bestimmten Ausmaß zu übernehmen. Man muss sich schon als Kreativagentur den Problemen, der Diskussion stellen können. Werden etwaige Schwachstellen analysiert, muss man auch den Mumm aufbringen, strategische und oft kritische Überlegungen ins Projektteam einzubringen. Wenn sich dann die Verantwortlichen auch im Marketing führen lassen, dann wird man gemeinsam sehr erfolgreich seinen Platz am Markt einnehmen.
PIA.Pink Werbung & Kommunikation GmbH 2005 haben Gerda Zauner & Birgit Oberwalder ihre Fullservice Werbeagentur pia.pink mit Schwerpunkt Immobilienmarketing gegründet. Beide sind seit mehr als 20 Jahren in der Immobilienwirtschaft tätig. Neben den beiden Austria-Plattformen auf der Mipim und Expo Real betreuen sie Kunden wie u.a. Flughafen Wien, Buwog Group, Erste Group, KGAL. Seit Mitte des Jahres sind sie auch für Marketingkonzept und -umsetzung des ORBI Tower verantwortlich.