Developers, Planners, and the City

Kommentar von Gunther Maier

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Kennen Sie SimCity? Das Computerspiel versetzt Sie in die Position des Stadtplaners, der Parzellen für bestimmte Nutzungen widmet, Infrastruktureinrichtungen wie Straßen und Bahnlinien baut und Einrichtungen wie Feuerwachen und Polizeistationen errichtet.

Der Computer steuert die Bewohner der Stadt bei, schickt sie von den Wohngebieten zur Arbeit und zum Einkaufen, verstopft damit die Straßen und führt so zu mehr oder weniger Zufriedenheit der Bewohner mit Ihrer Stadt. Ist die Zufriedenheit hoch, so wandern Leute zu, die Einwohnerzahl steigt, ist die Zufriedenheit niedrig, so suchen die Stadtbewohner das Weite und die Bevölkerungszahl schrumpft. Das hat dann natürlich wieder Auswirkungen auf die Steuereinnahmen, mit denen Sie als Planer bzw. Spieler die städtischen Bediensteten und die Infrastruktur bezahlen müssen.

Der Computer übernimmt aber auch einen ganz besonders wichtigen Part in diesem Zusammenhang, den des Immobilienentwicklers. Denn als Planer/Spieler können Sie noch so viele Wohn- oder Gewerbegebiete widmen, wenn dort niemand wohnen oder ein Geschäft eröffnen will, wird der Developer/Computer dort nicht investieren und das schöne Widmungsgebiet wird ungenutzt oder zumindest untergenutzt bleiben.

Zugegeben, SimCity ist ein sehr amerikanisches Spiel: Langeweile ist mit Football-Stadien, Kriminalität mit Polizeistationen zu bekämpfen. Und das einzige Mittel gegen verstopfte Straßen sind noch mehr Straßen. In seinem Kern dreht sich das Spiel aber um einen zentralen Zusammenhang, der die Entwicklung aller größeren Städte prägt: den zwischen dem Immobilienentwickler, dem „Developer“, einerseits und dem Stadtplaner andererseits. Wie siamesische Zwillinge sind sie aneinander gebunden. Keiner kann ohne den anderen in der Stadt viel bewegen, jeder kann aber den anderen in seinen Möglichkeiten und Ambitionen massiv behindern.

Dabei ticken Sie, trotz ihrer engen Verbindung, ganz unterschiedlich. Für den Developer sind Marktsituation und lokalisierte Nachfrage essentiell. Ihn treibt die Rendite, die er benötigt, um das aufgenommene Kapital zurückzuzahlen und um das Risiko abzudecken, das mit jeder Immobilienentwicklung unweigerlich einhergeht. Sein Fokus liegt innerhalb der Grundstücksgrenzen, denn dort entsteht letztendlich die Rendite.

Für den Planer hingegen sind die längerfristigen Entwicklungspotenziale wichtig. Sie sind die Möglichkeiten, die er für die privaten Entwickler schafft, deren Umsetzung er aber nicht durchsetzen kann. Der Planer denkt in Achsen, Korridoren und Gebieten über längere Zeiträume und über die Grenzen vieler Grundstücke hinweg. Ihn treibt letztlich die Zustimmung der Bevölkerung in Form von Wahlergebnissen oder von Zu- und Abwanderung.

Dieser Zusammenhang ist spannend genug, dass wir ihm im kommenden Juli eine eigene Summer School widmen. Gemeinsam mit der European Regional Science Association (ERSA) und der European Real Estate Society (ERES) werden wir uns an der WU zehn Tage lang diesem Spannungsfeld zwischen Developer und Planer widmen. Neben Vorträgen, Präsentationen und Diskussionen werden die internationalen Studierenden auch eine Reihe von Stadtentwicklungsprojekten in Wien besuchen, um so vor Ort das Thema hautnah zu erleben.