"Die Grenzen sind da, wo wir sie haben wollen"

Interview mit "Tres Hombres"-Skipper und Frachtensegler-Initiator Andreas Lackner

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Mit Ihrem Projekt „Tres Hombres“ haben Sie ja enormes Aufsehen erregt. Liegt die Zukunft des Transportes auf dem Seeweg in Segelschiffen?

Letztendlich ja! Weil der Wind die EINZIGE nachhaltige, unerschöpfliche Energiequelle ist, welche mit einfachen technischen Mitteln genutzt werden kann.

Welche Vorzüge hat ein Frachtsegler gegenüber „herkömmlichen“ Transportmitteln, wo sind aber auch die Grenzen Ihres Fahrzeuges?

Die Vorteile sind klar: 70 bis 100 Prozent Sprit- und Emissionseinsparung, Förderung nachhaltiger Handelswege (BIO + Fair Trade + Fairtransport), keine Belastung der Unterwasserwelt durch riesige, kilometerweit hörbare Schiffsschrauben, total anderes Arbeitsklima am Schiff und und und… Die Grenzen sind genau da, wo wir sie eigentlich wollen: in den kleinen Frachtvolumen bis ca. 8.000 Tonnen, viel Arbeit zu relativ wenig Transportvolumen, langsamere aber navigatorisch viel intensivere Überfahrten, keine Möglichkeit, immense Mengen überflüssiger Ware zum Spottpreis zu verschiffen wegen der höheren menschlichen Kosten und des begrenzten Volumens …

Wie finanzieren Sie Ihr Geschäftsmodell? Wie muss man sich die Organisation der Transporte, die Kundenakquise etc. vorstellen?

Die Schiffe sind eigenständige Reedereien, welche im Bau durch Anteilhalter finanziert werden, innerhalb von 3 Jahren aus den Schulden sind und den Anteilseignern Dividende ausbezahlen können - siehe Vorbild Tres Hombres. Unsere Organisation besteht aus den Abteilungen Fairtransport (FT) Shipping, FT Trading, FT Training, Research and Development und den administrativen Abteilungen, die alle noch durch freiwillige Mitarbeiter geführt werden. Wir sind gerade am Weg zu einer professionellen Gesellschaft, zum Aufbau der segelnden Handelsfahrt. Alle Handlungen zur Akquisition von Fracht, Transportverträge, Import und Verkauf von Gütern unter eigener Marke, Kontakte zu Trainees und Crew erledigen wir selbst, die Medien sind freilich eine große Hilfe bei der Vermarktung unseres Projektes, aber auch gleichzeitig Werbung für unsere Kunden.

Wo sehen Sie den „Frachtensegler“ in fünf Jahren, wo möchten Sie in 5 Jahren sein?

Tres Hombres erschließt neue - sprich: alte, nachhaltige - Handelsrouten. Nordlys (gerade im Bau in Den Helder) wird Botschafter für Clean North Sea Shipping, 2 bis 3 Klipperschiffe (500-Tonnen-Dreimaster) fahren auf den windsicheren Transatlantik-Routen, der Ecoliner (8000 Tonnen) ist auf weltweiter Promotionsfahrt, natürlich mit Fracht. Viele kleine Initiativen wie Greenheart, Undine, Kwai, Fairwinds Sailing, Sailtransport Network und größere Firmen wie B9 Shipping, Skysails sind in vielen verschieden Regionen - Nordatlantik, Südpazifik, Karibik, Südostasien, amerikanische Westküste - erfolgreich unterwegs.