Immobilien Bau Die Zementbranche will "grüner" werden

Deutliche Reduktion der CO2-Emissionen schon jetzt möglich, aber die Staaten müssten die Nachfrage forcieren

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Die Zementbranche will "grüner" werden

Die Zementindustrie hat einen bedeutenden Anteil an den globalen Treibhausgas-Emissionen - 5 Prozent sind es nach Angaben der österreichischen Zementhersteller, manche Quellen beziffern den Anteil mit 7 bis 8 Prozent. Eine Reduktion des CO2-Anteils im Beton wäre grundsätzlich jetzt schon möglich, meint Berthold Kren, Chef des Zementherstellers Holcim Zentraleuropa. Die öffentliche Hand habe dabei die Verantwortung, die Nachfrage nach "grünem" Beton zu forcieren.

Beton als Werkstoff ist im Hinblick auf die Klimaerwärmung deshalb problematisch, weil bei der Herstellung von Zement Kalkstein (Calciumcarbonat) erhitzt wird, um Klinker zu erzeugen. Bei diesem Prozess wird CO2 freigesetzt. Außerdem erfordert die Herstellung von Zement hohe Temperaturen, was typischerweise durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe erreicht wird, wobei wieder CO2-Emissionen entstehen.

"Beton ist der meistverwendete Werkstoff", erklärte der Geschäftsführer der Vereinigung der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ), Sebastian Spaun, am Donnerstag anlässlich einer Fachtagung der Branche in Wien. Der Stahlverbrauch habe sich in den letzten 20 Jahren ungefähr verdoppelt, Zement sogar mehr als verdoppelt. Seit 2017 sei der Verbrauch kaum noch gestiegen. Das liege daran, dass die zuvor sehr starke Bautätigkeit in China ab diesem Jahr die weltweite Bautätigkeit nicht mehr so angekurbelt habe. Allerdings stehe jetzt in Indien und Afrika ein Bauboom bevor.

Die Substitution von Beton durch Holz sei nicht zielführend und eine Themaverfehlung, meinte Spaun und verwies auf die anhaltende globale Entwaldung. Die Verwendung von Holz habe seit dem Jahr 2000 auch nur wenig zugenommen.

Kren geht davon aus, der der weltweite Bauboom zumindest noch bis 2040 oder 2050 anhalten wird. "Unsere Aufgabe ist es, diese Entwicklungspfade so klimaschonend wie möglich zu ermöglichen." Er hält wenig davon, sich durch die Finanzierung von Projekten freizukaufen, die an anderer Stelle Emissionen reduzieren. "Wir als Konzern glauben nicht an Offsetting", sagte der Chef von Holcim Österreich.

Stattdessen setzt die Branche stark auf Forschung, um Zement und Beton "grüner" zu machen, also weniger CO2 freizusetzen. "30 Prozent weniger CO2 in Beton ist auf viele Arten und Weisen erzielbar", sagte Kren. Es gehe letztlich immer darum, die Klinker-Komponente im Beton zu verringern, ergänzte Spaun. Ein innovativer Ansatz dabei ist die Ersetzung von Klinker durch Biokohle. Davon hält Kren aber wenig: "Das ist keine Initiative der Zementwirtschaft. Wir haben nichts damit zu tun. Bis heute konnte mir keiner glaubhaft vorrechnen oder bilanzieren, dass das wirklich einen positiven Beitrag leistet."

Eine entscheidende Rolle bei der Wende zu "grünem" Beton muss nach Ansicht der Branche jedenfalls die öffentliche Hand spielen. "40 bis 50 Prozent des globalen Betons kaufen Staaten." Diese müssten die Nachfrage nach grünen Produkten forcieren. (apa)

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