Graz Mitte wird Smart City

Wohn- und Lebensraum für 3.000 Menschen soll die neue „Smart City Graz Mitte“ bieten. AVL List und Raiffeisenlandesbank setzten dieses Projekt gemeinsam im Bereich der Helmut-List-Halle um.

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Wohn- und Lebensraum für 3.000 Menschen soll die neue „Smart City Graz Mitte“ bieten. AVL List und Raiffeisenlandesbank setzten dieses Projekt gemeinsam im Bereich der Helmut-List-Halle um.

Nach Wien ist Graz mit 12 Prozent die am stärksten wachsende Stadt Österreichs. Die insgesamt 8,2 Hektar große Fläche ist im Eigentum der AVL List und der Raiffeisenlandesbank Steiermark. Auf 140.000 Quadratmeter Bruttogeschoßfläche sollen 84.000 Quadratmeter an Wohneinheiten für jeden Geschmack entstehen – das Angebot reicht von Kleinwohnungen bis hin zu Penthouses und Lofts. Außerdem sollen auf 28.000 Quadratmeter auch Büros, Gastronomie, Nahversorger und Ärzte das Areal beleben. Raiffeisen-Generaldirektor Martin Schaller betont: „Die „Smart City Graz Mitte“ steht für kurze Wege und für einen hundertprozentig CO2-freien Energieeinsatz.“ Der neue Stadtteil steht für ökologisch hochwertiges Wohnen. Dafür werden sowohl Car- als auch Bike-Sharing, Strom-Tankstellen angeboten. Auch die neue Straßenbahn-Linie 6 geöhrt ab 2019 zum entstehenden Stadtteil, genauso wie ein Jahresticket für öffentliche Verkehrsmittel. Ebenso wurden an die Stadt Graz Flächen für ausreichend Rad und Gehwege abgetreten. Auch hochwertige Erholungsflächen sind am Areal vorgesehen.

Durch das vielseitige Angebot sieht Nikolaus Lallitsch die Leute nicht nur zum Schlafen nach Hause kommen, „sie sollen leben, wohnen, einkaufen und sich erholen.“ Es soll ein neues Lebensgefühl entstehen, dass es so in einer Stadt noch nicht gegeben hat, betont Lallitsch. Dieses neue Lebensgefühl soll für die Bewohner aber auch leistbar sein. So soll es Kleinwohnungen bereits ab 99.000 Euro zu kaufen geben – es soll jedoch auch mieten möglich sein. Bis Ende 2018 sollen die ersten Wohnungen bezugsfertig sein. Der komplette Stadtteil „Smart City Graz Mitte“ soll im Jahr 2022 fertiggestellt sein und voll in Betrieb gehen.

Der nachhaltige Wohn- und Arbeitsstandort wurde als Standortkonzept Österreichs von der Österreichischen Gesellschaft für Nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) mit der höchsten Platin-Bewertung zertifiziert. Phillip Kaufmann, ÖGNI-Gründungspräsident, lobt das Konzept als Leuchtturmprojekt der Nachhaltigkeit und als internationales Best-Practice-Beispiel für die moderne Stadtentwicklung. ÖGNI-Auditor Reinhard Labugger betont, dass die Smart City Graz Mitte vollständig nachhaltig funktioniert. „Gebäude werden mehr Energie erzeugen, als sie selbst verbrauchen.“ In der Bewertung wurden von der ÖGNI alle essenziellen Bereiche des nachhaltigen Bauens und Bewirtschaftens geprüft.

3 Fragen an: Nikolaus Lallitsch 

lallitsch-02Kommt Nachhaltigkeit beim Bauen nicht teurer als konventionelle Bauweise?

Am teuersten kommt es, am falschen Ort zu bauen. Diese Fehlinvestition trifft nämlich einerseits den Bauherrn, der seine Objekte nicht vermarkten kann und andererseits die Allgemeinheit, deren Lebensqualität in Mitleidenschaft gezogen wird. Betrachtet man ausschließlich die Gebäudeerrichtungskosten als einmalige Ausgabe, ist ein konventioneller Bau wahrscheinlich die günstigere Bauweise. Wer aber nicht in Quartalen um an kurzfristige Erlösmaximierung denkt, der wird auf Nachhaltigkeit setzen!

Ist das Konzept speziell an Graz angepasst, oder wäre es so auch in anderen Städten umsetzbar?

Die Smart City Graz Mitte ist ein Glücksfall für die steirische Landeshauptstadt, denn hier wird mitten in der Stadt ein ehemaliges Schwerindustrieareal in einen Stadtteil der Zukunft umgewandelt. Die ursprünglichen Nachteile einer Lage neben dem Hauptbahnhof werden in die Vorteile bester Erreichbarkeit und kurzer Wege umgewandelt. Die Smart City Graz Mitte ist also kein Satellitenstadtteil aus der Retorte sondern versteht sich als ein in sich funktionierendes Quartier, in dem buntes Leben herrscht - Wohnen, Arbeiten, Genießen, Einkaufen, Erholen, Kunst, Kultur, Sport so etwas gibt es in Graz Mitte, anderswo würde es irgendwo weit draußen entstehen müssen.

Was gefällt Ihnen am Konzept der Smart City Graz Mitte am besten? Was macht den USP zu anderen Quartiersentwicklungen aus?

Diese gerade beschriebene Nutzungsdurchmischung halte ich für eine ganz besondere Qualität. Aber auch das Bekenntnis aller Projektbeteiligten zur höchsten Qualität ist ein riesen Plus. Wir werden in der Smart City Graz Mitte kein einziges Gebäude, keinen Platz und keinen Park haben, der nicht das Siegerprojekt von Architekten und Gestaltungswettbewerben ist. Das das Wohnen und Leben in diesem Stadtteil der Zukunft dennoch leistbar sein wird, ist eine Herausforderung, wird uns aber letztlich gelingen. Davon bin ich überzeugt.