Herausforderung

Bei jeder größeren, bereits seit Jahren leerstehenden, vor kurzem oder in nächster Zukunft bestandsfrei werdender Immobilie fallen bei der Frage nach einer möglichen Nachnutzung die Stichwörter „Hotel“ und „Luxuswohnungen". Etwas mehr als ein Jahr nach dem Umzug der Erste Group auf den Erste Campus am Hauptbahnhof steht die Nachnutzung für die Bankzentrale am Wiener Graben fest. Aus der Immobilie in der Innenstadt wird ein Hotel. Im zweiten Quartal 2021 soll das Luxus-Hotel in Betrieb gehen. Das ehemalige Wiener Handels- und Exekutionsgericht in der Riemergasse hingegen wartet bereits seit mehr als einem Jahrzehnt darauf wachgeküsst zu werden. Dort, wo vor vielen Jahren Unternehmen in den Konkurs geschickt und Fahrnisse von zahlungsunwilligen bzw. zahlungsunfähigen Schuldnern unter den Hammer gekommen waren, soll ein Four Seasons Luxus-Hotel entstehen. Für das Dachgeschoß sind 15 bis 20 Luxuswohnungen im Gespräch. Die Idee ist nicht neu. Bleibt zu hoffen, dass es diesmal mit dem Projekt klappt. Allein mir fehlt der Glaube. Der große Erfolg der Signa mit ihrem Quartiersentwicklungskonzept Goldenes Quartier & Hyatt Hotel dürfte ansteckend sein, doch ist er auch wiederholbar? Dass die alte Bankzentrale der Erste Bank mit dem Goldenen Quartier, Graben und Kohlmarkt einen, wenn nicht den besten Standort hat, ist unbestritten. Kann da aber zum Beispiel eine Riemergasse mithalten? Und: Brauchen wir wirklich noch weitere Luxushotels in Wien? Ist der Bedarf an Betten im Fünf-Sterne-Bereich nicht mittlerweile mehr als gedeckt? Auch die Sinnhaftigkeit aus jeder bestandsfrei werdenden Büroimmobilie im 1. Bezirk Luxuswohnungen machen zu müssen, bleibt mir verschlossen. Schon jetzt verstopft sich die prall gefüllte Luxuswohnungs-Pipeline immer mehr. Wenn da immer mehr nachgeschoben wird, wird der Markt wohl mit rückläufigen Preisen reagieren. Was sicher der eine oder andere Entwickler nicht überleben wird.