HeritageKongress 2016: Die Kunst des Finanzierens

Am 20. und 21. Oktober 2016 veranstalteten die Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ) und die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) in der Hofburg Wien den 5. HeritageKongress. Im Mittelpunkt stand dieses Jahr die Finanzierung von historischen Gebäuden.

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Die Burghauptmannschaft Österreich (BHÖ) und die Österreichische Gesellschaft für nachhaltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI) veranstalteten bereits zum 5. Mal in der Wiener Hofburg den EUROPÄISCHEN KONGRESS ÜBER DIE NUTZUNG, BEWIRTSCHAFTUNG UND ERHALTUNG HISTORISCH BEDEUTENDER GEBÄUDE. Anerkannte Experten und Expertinnen aus ganz Europa präsentierten in Form von Vorträgen, Workshops und Podiumsdiskussionen gelungene Umsetzungsbeispiele und beleuchten die Thematik „Finanzierung“ aus den unterschiedlichsten Perspektiven. „Wir bieten mit dem HeritageKongress eine einzigartige Plattform für historische Gebäude. Der große Zuspruch mit mehr als 200 Teilnehmern zeigt, dass wir mit diesem Angebot auf großes Interesse stoßen“, so der Initiator des Kongresses, Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl, zu Beginn des Kongresses. Mit-Veranstalter Gründungspräsident Philipp Kaufmann von der ÖGNI ergänzt: „In der Bau- und Immobilienwirtschaft spielt neben dem Neubau immer mehr auch der Bestand eine zentrale Rolle. Bestandsobjekte und -quartiere nachhaltig zu betreiben, ist für alle Beteiligten eine hohe Kunst – gerade historische Baudenkmäler stellen uns vor große Herausforderungen, die nur gemeinsam zu bewältigen sind. Hier geht es um nicht viel weniger als unsere kulturellen Identitäten und unsere Kulturlandschaft, in der wir alle leben“. Eines ist klar: Spätestens seit der Finanzkrise ist die Immobilienfinanzierung keine einfache „Hausübung“ mehr. „Finanzierung ist zu einer zentralen Aufgabenstellung für jeden Eigentümer und Betreiber einer Immobilie geworden“, begründet Burghauptmann HR Mag. Reinhold Sahl die Themenwahl des Kongresses in diesem Jahr. Die Kunst sei es, den richtigen Mix aus Finanzierung und Förderung zu finden. „Gerade in diesem Bereich gibt es oft weiße Flecken und oftmals wenig fundiertes Wissen“ führt Kaufmann aus. Wie unterschiedlich die Zugänge, aber auch die Möglichkeiten und Rahmenbedingungen sind, wurde in den hochkarätigen Vorträgen deutlich. Alexander Kottulinsky (Burgenverein Österreich) berichtete, mit welchen Problemen private Schloss- und Burgenbesitzer zu kämpfen haben. DI Clemens Biffl (Esterhazy Privatstiftung) gab dem internationalen Auditorium einen Überblick über die zahlreichen Aktivitäten der Esterhazy Privatstiftungen, die alle ein Ziel hätten, nämlich den vorhandenen Bestand zu bewahren und zu modernisieren. Sein Credo: „In der Geschichte verwurzelt – der Zukunft verpflichtet“. Neben den traditionellen Finanzierungsmöglichkeiten kamen beim HeritageKongress auch neue Instrumente zur Sprache. Ing. Daniel Horak MSc (CONDA) führte in die neue Welt von Crowdinvesting ein und zeigte auf, dass neben der Eigenkapitalbeschaffung mit dieser neuen Form der Finanzierung bereits frühzeitig Stakeholder angesprochen werden können. Gerade die Möglichkeit, eine breite Öffentlichkeit bereits in einer frühen Projektphase für ein Projekt zu begeistern, wurde mit großem Interesse aufgenommen. Beispielsweise konnte bei einem aktuellen Projekt bereits in der Finanzierungskampagne mehr als 200 Interessenten gewonnen werden - und dies, obwohl nur weniger als 40 Eigentumswohnungen zum Verkauf stehen werden. „Mit Crowdinvesting steht der Immobilienbranche ein leistungsfähiges Instrument zur Verfügung und wir befinden uns hier erst am Anfang einer völlig neuen Entwicklung“, so der Mitveranstalter und ÖGNI Gründungspräsident Philipp Kaufmann. Dr. Wolfgang Spitzy (Initiative Herrengasse+) präsentierte gemeinsam mit Architekt Clemens Kirsch die Initiative Herrengasse+. Ein 6-Millionen-Euro-Projekt, dessen Finanzierung die (privaten) Liegenschaftseigentümer selbst übernommen hatten. Den größten Anteil trägt mit rund 2,7 Millionen Euro die Wlaschek-Gruppe. Für einen optimalen Mix spielen oft Förderungen eine große Rolle. Mag. Robert Schwertner (FFG) gaben einen Überblick über die „Förderungen von Forschungsvorhaben an historischen Gebäuden - H2020 und nationale Förderungen, Mag. Andrea Rainer Cerovská gab einen Überblick über „Förderungen und Finanzierungen aus den Europäischen Strukturfonds“, Mag. Gerald Wagenhofer (UBW GmbH) zeigte Möglichkeiten für Betreiber historischer Gebäude in den Förderprogrammen erasmus+ und Creative Europe auf. Im Mittelpunkt der Ausführungen von Dr. Holger Rescher (Deutsche Stiftung Denkmalschutz) und Federica Epifani (MA/CUEBC) standen die Förder- und Finanzierungsmöglichkeiten für historische Gebäude und Areale in Deutschland und Italien. Dass sich Investitionen in Denkmalschutz auch wirtschaftlich lohnen, zeigte Graham Bell (BA BArch / EUROPA NOSTRA) auf. Den Finanzierungsinstrumenten der Europäische Investitionsbank für nachhaltige Stadterneuerung widmete sich Martin C. Brunkhorst (Europäische Investitionsbank). Welche Möglichkeiten sich durch Fundraising für Projekte in historischen Arealen bieten, zeigten die Berater Thomas und Jürgen Staudinger am Beispiel der Hofburg Wien auf. Dabei wurde eindrucksvoll aufgezeigt, wie sich ein historisches Areal durch ein aktives Management eine neue Relevanz und Bedeutung erarbeiten kann. Die Vorstellung der Programme MODI-FY & OrbEEt bildeten den Abschuss. Beim Projekt MODI-FY („Maintaining Historic Buildings and Objects through Developing and Up-grading Individual Skills of Project Managers“) „Fostering European Heritage and Culture for Years to come“ geht es um die Entwicklung eines Curriculums für Projektmanager, die v.a. Bauprojekte in historischen Objekten betreuen, inklusive der zugehörigen Trainingsmaterialien. Bei OrbEEt („Organizational Behaviour improvement for Energy Efficient adminisTrative public offices“) steht die Energieeinsparung durch Prozessoptimierung in öffentlichen Gebäuden, und die Implementierung eines EDV-basierenden Datenerfassungsmoduls für alle umweltrelevanten Rechtsvorschriften im Mittelpunkt. Der Europäische Kongress über die Nutzung, Bewirtschaftung und Erhaltung historisch bedeutender Gebäude wird von der Burghauptmannschaft und der ÖGNI in Kooperation mit dem GNK Media House und dem Unternehmen UBW Unternehmensberatung veranstaltet und fand bereits zum 5. Mal statt. Nach dem Kongress ist vor dem Kongress: Die Arbeiten für den 6. HeritageKongress für das Jahr 2017 haben bereits gestartet.
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