Herr Stadtrat Ludwig: Machen Sie den Weg frei!

Leider ist das Thema Baulandmobilisierung bei der Gemeinde Wien noch nicht angekommen. Man sitzt auf (potentiellem) Bauland ist aber selbst nicht in der Lage oder gewillt, den Wohnbau anzukurbeln. Die Devise ist klar: Wenn ich nicht kann, dann sollen die anderen auch nicht dürfen. Ist es doch viel bequemer, den Schwarzen Peter für die hohen Mieten den privaten Bauträgern in die Schuhe zu schieben und sich mit hochgejubelten Einzelprojekten für die nächste Gemeinderatswahl als Retter der Wiener Mieter zu positionieren.

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Baugrundstücke zeigen von allen Immobilientypen die höchste Dynamik, zumindest nach den Erwartungen der RE/MAX-Experten: Grundstücke erwarten mit einem Plus von 6 Prozent die höchste Nachfrage-Steigerung unter allen von RE/MAX untersuchten Immobilienkategorien. Gleichzeitig wird mit einem Rückgang des Angebots um 2,6 Prozent gerechnet - das ist der stärkste Rückgang unter allen Kategorien. Kein Wunder also, dass die Preise besonders stark anziehen. Den Berechnungen zufolge um 6,3 Prozent. Noch vor 5 Jahren war eine Wertsteigerung nur mit 1 Prozent erwartet worden. Seither ist die Prognose der Baugrund-Preise jedes Jahr steiler nach oben gegangen. Vor allem in Wien werden die Wohnbauträger tief in die Tasche greifen müssen. Unter 1000 Euro pro Quadratmeter sind Baugrundstücke kaum zu haben. Leistbares Wohnen kann angesichts der hohen Bodenpreise nicht mehr verwirklicht werden - außer man hat einen Big Spender wie die Gemeinde Wien - in der Hinterhand. Leider ist das Thema Baulandmobilisierung bei der Gemeinde Wien noch nicht angekommen. Man sitzt auf (potentiellem) Bauland ist aber selbst nicht in der Lage oder gewillt, den Wohnbau anzukurbeln. Die Devise ist klar: Wenn ich nicht kann, dann sollen die anderen auch nicht dürfen. Ist es doch viel bequemer, den Schwarzen Peter für die hohen Mieten den privaten Bauträgern in die Schuhe zu schieben und sich mit hochgejubelten Einzelprojekten für die nächste Gemeinderatswahl als Retter der Wiener Mieter zu positionieren. Bis Herbst 2019 sollen auf dem Gelände der ehemaligen AUA-Zentrale in der Nähe der neuen U1-Endstation Oberlaa 120 Wohnungen entstehen. Die Bruttomiete wird bei – wie von Rot/Grün als Mietzinsobergrenze für Wien immer wieder geforderte - 7,50 Euro (brutto) pro Quadratmeter liegen. Die unbefristeten Verträge werden über Wiener Wohnen vergeben. Eigenmittel und Kaution sind nicht erforderlich. Ein kluger Schachzug, Herr Wohnbaustadtrat. Klingt toll. Die 7,50 Euro sind aber nur möglich, da ordentlich Förderungen fließen. Beinahe die Hälfte der Gesamtbaukosten werden von der Gemeinde Wien zugeschossen. Von 15,5 Millionen Euro Gesamtbaukosten kommen 6,7 Millionen Euro aus dem Gemeindebudget. Detail am Rande: Die Gemeindewohnungen in Oberlaa stehen zu 100 Prozent im Eigentum und der Verwaltung der WIGEBA - Wiener Gemeindewohnungs-Baugesellschaft und damit im Eigentum der Stadt Wien (An der WIGEBA sind zu 51 Prozent die zur Wien Holding gehörende GESIBA (Gemeinnützige Siedlungs- und Bau AG) und zu 49 Prozent Wiener Wohnen beteiligt.) Fazit: Ohne Förderung wären Mieten um 7,50 nicht zu erreichen. Indirekt spricht Ludwig den freifinanzierenden Bauträgern ein dickes Lob aus. Denn ohne Förderung würde die Miete locker zwischen 13 und 13,50 liegen müssen. Mieten zu denen auch freifinanzierende Bauträger anbieten. Also: Herr Stadtrat - machen Sie den Weg frei.
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