Hoch hinaus

Es lohnt sich im Sinne einer Kosteneffizienz, auf neueste Technologien zu setzen. Die Modernisierung bestehender Anlagen wirkt sich nachhaltig positiv auf die Ökoeffizienz der Immobilien aus, meint Kone-Geschäftsführer Gernot Schöbitz im Gespräch mit dem ImmoFokus.

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Die Systeme sind noch nicht ausgereizt. Es lohnt sich im Sinne einer Kosteneffizienz, auf neueste Technologien zu setzen. Die Modernisierung bestehender Anlagen wirkt sich nachhaltig positiv auf die Ökoeffizienz der Immobilien aus, meint Kone-Geschäftsführer Gernot Schöbitz im Gespräch mit dem ImmoFokus.

Aufzüge galten in der Vergangenheit als wahre Stromfresser. Wie sieht die Situation aktuell aus. Gibt es so etwas wie den nachhaltigen Aufzug? Gernot Schöbitz: Auch wenn moderne Anlagen viel weniger Strom verbrauchen als noch vor 10, 20 Jahren. Aufzüge verbrauchen Strom. Je älter sie sind und je schlechter sie gewartet werden, desto höher ist der Verbrauch. Aufzüge sind unauffällig. Wir haben uns so an sie gewöhnt, dass wir sie kaum wahrnehmen. Aufzüge und Rolltreppen sind im Prinzip nichts anderes als Kraftfahrzeuge - mit dem Unterschied, dass sie leise arbeiten und keine unmittelbar feststellbare Umweltbelastung erzeugen. Rund 40 Prozent des weltweiten Energiebedarfs entfallen auf Gebäude. Innerhalb eines Gebäudes wiederum entfallen bis zu 10 Prozent des Energieverbrauchs auf die Aufzüge. Wie viel Strom ein Aufzug tatsächlich verbraucht, ist von vielen Faktoren abhängig: der Art des Fahrstuhls, seiner Nutzung, seines Alters und so weiter. Aufzüge vor 30 Jahren hatten aufgrund der damals geringeren Sicherheitsanforderungen sowie einfacher Ausstattung und Steuerung einen erheblich niedrigeren Standby-Verbrauch. Bei den heutigen Aufzügen ist dieser zwar vergleichsweise hoch, dafür ist der Stromverbrauch für die Fahrten dank moderner und effizienter Technik mittlerweile gesunken. Kann man die Einsparung beziffern? Aufzüge mit getriebelosem Antrieb sind um 50 bis 70 Prozent effizienter als Aufzüge mit konventioneller Getriebe- oder Hydrauliktechnologie. Im Gegensatz zu hydraulischen Aufzügen benötigt der getriebelose Antrieb keine Ölschmierung. Regenerative Lösungen sparen durch Rückgewinnung der beim Betrieb des Aufzugs entstehenden Energie 20 bis 35 Prozent Strom ein. LED-Lampen und moderne Leuchtstoffröhren senken den Energieverbrauch im Vergleich zu Halogenlampen um bis zu 80 Prozent. Standby-Lösungen senken den Energieverbrauch insbesondere in Zeiten mit geringer Nutzerfrequenz erheblich. Bei größeren Anlagen optimiert die Zielwahlsteuerung den Aufzugsverkehr und ermöglicht so eine Reduzierung von Größe und Anzahl der benötigten Aufzüge im Gebäude. … und wie sieht es mit dem Thema Nachhaltigkeit aus? Wie schnell die Entwicklung vor sich geht, sieht man an der dritten Generation unseres MonoSpace. Dieser erreicht im Vergleich zur zweiten Generation eine um bis zu 35 Prozent höhere Energieeffizienz. Die Antriebs- und Steuerungstechnik des MonoSpace ermöglicht nicht nur, Energie zu sparen, sondern auch, diese zurückzugewinnen: Bei jedem Bremsvorgang des Aufzugs wird statt Wärme elektrischer Strom erzeugt. Je größer die Förderhöhe, desto größer die Menge Energie, die für den Betrieb des Aufzugs und des Gebäudes zur Verfügung gestellt werden kann. Die Energieeinsparung beträgt im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen bis zu 80 Prozent. Sind die Systeme ausgereizt? Es gibt noch durchaus Potential. Bauherren und Benutzer haben noch kein sehr stark ausgeprägtes Bewusstsein für Anschaffungs-, Betriebs- und Wartungskosten ihrer Systeme. Die Auftragsvergabe an einen Generalunternehmer hat oft zur Folge, dass dieser nicht die langfristigen Kosten, sondern lediglich die Kosten ihrer Gewährleistungsfrist ins Kalkül ziehen. Das Denken in Lebenszykluskosten hat sich noch nicht in den Köpfen verankert. Ein Generalunternehmer will kostengünstig bauen – wie hoch die Betriebskosten sind, ist ihm in vielen Fällen egal, weil diese Kosten ihn nicht mehr betreffen. Das ist dann eine Sache zwischen Betreiber und Mieter. Denn die Betriebskosten zahlt der Mieter, das sind reine Durchlaufkosten. Dem Generalunternehmer ist in der Regel auch egal, wer mit der Wartung beauftragt wird. Aber auch die fachgerechte Wartung hat entscheidenden Einfluss auf die Gesamtperformance. Das heißt, nicht immer wo KONE draufsteht ist auch KONE-Service drin? Das ist richtig. Bei Neuanlagen wird meistens die Wartung für die ersten Jahre „quasi“ mitverkauft. Diese ersten Jahre decken meist die Gewährleistungsphase ab. Dann steht dem Eigentümer frei, sich seine Wartung wo immer er will zuzukaufen. Klingt nach einem sehr umkämpften Markt? Das kann man laut sagen. Guter Service hat seinen Preis. Im Markt tummeln sich aber Einmannbetriebe, die versuchen, mit absoluten Dumpingangeboten ihr Geschäft zu machen. Dabei ist auch sehr leicht möglich, dass Mogelpackungen verkauft werden. Die wenigsten Kunden sind über alle Details und Notwendigkeiten der optimalen Aufzugsinstandhaltung ausreichend informiert. Service wird – leider – nahezu immer über den Preis und nicht über die Qualität verkauft. Die Angebote klingen verlockend. Wer will nicht Geld sparen? … auch bei den Anlagen? Auch bei den Anlagen. Da muss man als Qualitätsanbieter bei Ausschreibungen auch einmal „Nein“ sagen können.

Schöbitz Mag. Gernot (GF KONE) _ 032

Wo sehen Sie weitere Einsparungspotenziale – oder ist bereits alles gehoben, was man heben könnte? Da fallen mir gleich ein paar Dinge ein. Wie bereits besprochen, verbraucht ein Aufzug auch im Stillstand Strom. Aber Aufzüge müssen stets verfügbar sein oder anders gesagt: „Standby“. Dass Elektroanlagen im Dauerbetrieb Strom und Geld kosten, weiß jeder. Wie viel, weiß kaum jemand. Eine Studie kommt zu dem Schluss, dass der Standby-Verbrauch rund 58 Prozent des gesamten Strombedarfes aller Aufzüge ausmacht und den Fahrtstrombedarf deutlich übersteigt. Bei Wohnhausaufzügen liegt dieser Anteil noch deutlich höher. Besonders in Wohngebäuden ist der Aufzug mehr ein „Stehzeug“ als ein Fahrzeug. Es lohnt sich im Sinne einer Kosteneffizienz, auf neueste Technologien zur Energieeinsparung zu setzen. Auch die Modernisierung bestehender Anlagen wirkt sich nachhaltig positiv auf die Ökoeffizienz der Immobilien aus. So konnte bei der „Block C“ Modernisierung des Wohnpark Alterlaa eine Stromkostenersparnis von 80 Prozent realisiert werden. Es sind die oft kleinen Details mit großer Wirkung. Wir haben zum Beispiel mit UltraRope ein Aufzugsseil aus Carbon-Nano-Tubes - das ist ein Material mit dem Potential, den ersten Aufzug ins All zu realisieren - entwickelt, das nur etwa 18 Prozent eines konventionellen Stahlseiles mit vergleichbarer Tragkraft wiegt und damit deutlich weniger Energie benötigt. Mit diesem Seil können wir die bisherige mögliche maximale Förderhöhe auf bis zu einen Kilometer verdoppeln. Die spezielle Technologie wird in Saudi Arabien im Kingdom Tower angewendet, der nach Fertigstellung das weltweit höchste Gebäude sein wird. Wenn ich noch einmal zum Thema Nachhaltigkeit zurückkommen darf. Neben der Entwicklung, Herstellung und Montage der energieeffizientesten Aufzüge und Rolltreppen beachten wir auch unsere operativen Tätigkeiten und deren Ökoeffekt. So gelang es uns beispielsweise durch verschiedene Maßnahmen, den CO2-Ausstoß unserer Fahrzeugflotte um 12,8 Prozent zu reduzieren. Immerhin haben wir mehr als 300 Mitarbeiter im Außendienst. Dabei haben wir sowohl „Rightsizing“ der Fahrzeuge, deren richtige Beladung, Fahrverhaltens-Schulung und laufende Routenoptimierung eingesetzt. Durch Effizienzsteigerungs-Maßnahmen in der Logistik konnte eine 4,5-prozentige CO2 Reduktion realisiert werden. Wo geht die Reise hin? Zutrittslösungen und Zielwahllösungen. Die neuen Zutrittslösungen verbinden die Aufzüge nahtlos mit sämtlichen Zutrittspunkten von Gebäuden, inklusive Drehtüren und automatischen Türen, und ermöglichen so maximale Sicherheit und einen bequemen und effizienten Verkehrsfluss. Die Verbindung mit Zielwahllösungen sorgt dafür, dass man - ohne Wartezeiten – auf direktestem Weg von der Drehtür zum richtigen Lift gelangt. Zielwahllösungen? Was darf man darunter verstehen? Zielwahllösungen helfen, Aufzugsgruppen intelligenter zu nutzen. Zielwahllösungen berücksichtigen sowohl die Zahl der Personen als auch deren Zielstockwerk und leiten den Benutzer zu exakt dem Aufzug, der ihn am effizientesten an sein gewünschtes Ziel bringt. Das bedeutet eine Optimierung der Kapazitätsnutzung bei gleichzeitiger Steigerung der Förderleistung und Energieeinsparung. In anderen Worten: weniger überfüllte Kabinen, kürzere Warte- und Fahrzeiten und weniger unnötige Stopps. Dadurch verringert sich auch die Abnutzung der Anlage insgesamt. Die Lösungen lassen sich entsprechend den veränderlichen Anforderungen programmieren. Wenn beispielsweise eine Person mehr Raumbedarf in der Kabine hat (z.B. ein Rollstuhlfahrer), wird sie einem Aufzug zugewiesen, der weniger Fahrgäste hat. Wenn ein Benutzer länger – weil er sich zum Beispiel ein Bein gebrochen hat - braucht, um zu dem Aufzug zu gelangen, wird diese Information im System hinterlegt, dann werden die Türen länger offengehalten. Sobald das Bein wieder heil ist, werden die Standardeinstellungen wieder hergestellt. Auf Wunsch können auch zusätzliche Lösungen von Drittanbietern, zum Beispiel Parkhaus-Management-Systeme, in die Zutrittskontrolle integriert werden. Wir arbeiten gerade an einer App, mit der sich die Aufzüge steuern lassen können. Ich kann bereits auf dem Weg aus dem Büro den Lift rufen, angeben, mit wie vielen Personen ich unterwegs bin – und das System sagt mir, wann der Lift da ist.
Bedenkenlos vertrauen sich Millionen Fahrgäste dem Aufzug an. Die Benutzung von Aufzügen ist vielen von uns so selbstverständlich wie das Atmen. Aufzüge sind die einzigen Kraftfahrzeuge, für deren Betrieb keine spezielle Ausbildung erforderlich ist. Gleichzeitig ist der Aufzug das sicherste Verkehrsmittel. Selbst Kinder können modernste Aufzüge sicher bedienen. Welches andere Transportmittel ist dazu in der Lage? Immer wenn Leistungen besonders einfach aussehen, steckt dahinter ein simples Konzept: harte und konsequente Arbeit. KONE sieht seine Aufgabe darin, Menschen dabei zu helfen, ihre Ziele schnell, sicher und zuverlässig zu erreichen. Mobilität für alle Menschen ist die tägliche Zielsetzung. Täglich befördern KONE Aufzüge in Österreich rund 6,7 Millionen Personen. In einem Jahr bewegen Aufzüge, die von KONE betreut werden, 300x die gesamte Bevölkerung Österreichs. Im Vergleich dazu befördern alle ÖBB- Züge, -Busse und Postbusse in Österreich 1,2 Millionen Personen / Tag – das sind gerade einmal 20 Prozent. Dabei beträgt die durchschnittliche Wartezeit auf einen Aufzug weniger als 20 Sekunden.