Hofburg Wien erhielt Europäisches Kulturerbe-Siegel

Die Auszeichnung nur ein erster Schritt. In Zukunft soll die Hofburg Wien als „Stadt in der Stadt“ und damit als eigenständige Marke wahrgenommen werden.

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Die Auszeichnung nur ein erster Schritt. In Zukunft soll die Hofburg Wien als „Stadt in der Stadt“ und damit als eigenständige Marke wahrgenommen werden.

Seit Dezember 2015 darf sich die Wiener Hofburg mit dem Europäischen Kulturerbe-Siegel schmücken. „Die EU-Kommission hat das Gebäudeensemble mit der 2014 ins Leben gerufenen Auszeichnung prämiert“, so Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner via Aussendung. „Das baukulturelle Erbe zählt zu den wertvollsten Schätzen Österreichs und Europas.“

Der Wiener Hofburg wurde damit offiziell bestätigt, dass sie eine Stätte ist, die europäische Geschichte und Einigung symbolisiert. Damit wird der Weg, den die Burghauptmannschaft Österreich vor fünf Jahren begonnen hat, auch auf europäischer Ebene wertgeschätzt. Die Auszeichnung ist aber auch Auftrag, das Gebäude nicht nur zu erhalten, sondern mithilfe intelligenter Nutzungskonzepte mit Leben zu füllen. Das funktioniert jedoch nur mit der entsprechenden finanziellen Unterstützung und führte unter anderem zur Festlegung des diesjährigen Kongressthemas „Finanzierung von historischen Gebäuden“.

Was ist das Europäische Kulturerbe-Siegel?

Mit dem Beschluss Nr. 1194/2011/EU wurden die Grundlagen des Europäischen Kulturerbe-Siegels geschaffen. Damit wurde festgelegt, dass die Europäische Union ab 2014 Stätten, die eine symbolträchtige Bedeutung für die gemeinsame Geschichte, Einigung und Identität Europas haben, auszeichnen kann. Dazu zählen Denkmäler, Gedenkstätten, archäologische und industrielle Stätten, Kulturlandschaften, Kulturgüter oder auch immaterielles Kulturerbe. Dahinter steckt das Ziel, die europäischen Errungenschaften und Werte wie Frieden, Demokratie, Rechtsstaatlichkeit, Toleranz und Solidarität stärker in den Vordergrund zu rücken und eine Brücke von historischen Bezugspunkten zur Gegenwart zu bauen.

Wer hat noch das Europäische Kulturerbe-Siegel?

Derzeit sind 29 Stätten mit dem Siegel ausgezeichnet, in Österreich ist das neben der Hofburg Wien der Archäologische Park Carnuntum. Jedes Jahr können pro teilnehmendem Staat max. zwei Vorschläge an die Europäische Kommission übermittelt werden. Auf Basis der eingereichten Anträge und den darin beschriebenen Projekten zur Umsetzung prüft die Jury die Eignung und schlägt die geeigneten Stätten für die Auszeichnung vor. Es ist das Ziel der Europäischen Kommission, eine klar erkennbare Marke zu schaffen.

Was zählt alles zur Hofburg Wien?

Zuerst stellt sich die Frage: Was gehört eigentlich zur Hofburg Wien? Mehr als viele glauben! Von der Albertina über die Stallburg und den Michaelerplatz zum Bundeskanzleramt (am Ballhausplatz), weiter über den Volksgarten zum Naturhistorischen Museum und dem Museumsquartier, zurück über das Kunsthistorische Museum und den Burggarten zur Albertina.

Aus der Residenz der Habsburger in Wien entstand über einen Zeitraum von 100 Jahren einer der weltweit spektakulärsten Ausstellungskomplexe (inkl. Museumsquartier): 16 Museen, drei Kirchen, eine der bedeutendsten Bibliotheken der Welt, ein Kongresszentrum für internationale Zusammenkünfte und Prunksäle für Bälle interpretieren den imperialen Regierungsdistrikt auf demokratische Weise neu. Dazu befindet sich hier auch der Amtssitz des Präsidenten der Republik Österreich. Die Hofburg Wien mit ihren 18 Trakten, 54 Stiegen, 19 Höfen und 2.600 Räumen gilt als der weltweit größte profane Wohnbezirk. Zusammen mit dem Museumsquartier kommt das Hofburg-Areal auf eine Grundrissfläche von über 500.000 Quadratmetern und ist daher auch eines der größten Kulturareale.

Warum hat die Hofburg Wien das Kulturerbe-Siegel erhalten?

Dazu hält die Jury bezüglich der europäischen Bedeutung fest:

„Nach seiner Gründung um 1240 hat der Komplex als Sitz der Regierung des Habsburgerreichs und später der Republik Österreich wichtige Ereignisse in der Geschichte Europas erlebt:

  • zum Beispiel war er ein Ausgangspunkt der Gegenreformation,
  • ein Ziel für die osmanische Expansion unter Suleiman, dem Prächtigen, und
  • er diente für Unterbringung, informelle Treffen, Bälle und Konzerte während des Wiener Kongresses (1814 - 1815), als die europäischen Grenzen neu definiert wurden.

Bezüglich der Stärkung der Kommunikation der europäischen Dimension an das europäische Publikum sagt die Jury:

„Das Projekt zielt darauf ab, durch die Konzentration auf die europäische Dimension einen kohärenten Auftritt der Hofburg Wien zu erreichen. Die zentrale Idee des Projekts ist, die Koordination zwischen den verschiedenen Institutionen in der Hofburg Wien zu verbessern und eine gemeinsame Kommunikationsstrategie und ein Branding für die gesamte Stätte zu entwickeln.

Das Projekt umfasst eine breite Palette von Aktionen für unterschiedliche Zielgruppen in verschiedenen Sprachen, insbesondere die Vermittlung der europäischen Bedeutung der Hofburg Wien für junge Menschen durch interaktive Online-Spiele und thematische Routen.“

Was sind die Ziele, die die Burghauptmannschaft Österreich mit dem Kulturerbe-Siegel erreichen will?

standortentwicklungsstrategieDie Hofburg Wien wird heute nur in ihren Einzelteilen (z.B. die verschiedenen Museen) wahrgenommen. Als gemeinsames Ganzes wird sie oft nicht erkannt. Darin liegt enormes unerschlossenes Potenzial für die Vermarktung. Dies bedeutet für die Burghauptmannschaft Österreich aber nicht, dass jede Maßnahme zur Einnahmenerzielung „ausgereizt“ wird. Weiterhin stehen die Ziele einer nachhaltigen Erhaltung und einer sanften Nutzung im Vordergrund. Innerhalb dieses Rahmens sollen verschiedene Aktivitäten dazu beitragen, dass die Hofburg als „Stadt in der Stadt“ (Abb. 2: Standortentwicklungsstrategie für die Hofburg Wien) wahrgenommen wird und ihr „Markenwert“ entsprechend gesteigert und genutzt wird.

Die Maßnahmen dafür reichen von einer umfassenden Webseite als „virtuelle Eingangstür“ zur Hofburg Wien über physische und virtuelle Leitsysteme und thematische Wege (siehe auch die Ausstellung „GeschichtenOrt Hofburg“; www.geschichtenort.eu) bis zu physischen und virtuellen Spielen (siehe auch das physische Spiel „4Aces“; www.cc-real.com/de/4aces/). Angedacht wird auch die Schaffung eines physischen und eines virtuellen Besucherzentrums als letzte Ausbaustufe, wobei die Realisierung aus der Nutzung und Vermarktung des Markenwerts der Hofburg Wien finanziert werden muss.

Das Kulturerbe-Siegel verspricht zwar Attraktivität, fordert aber auch eine intensive Beschäftigung mit dem Siegel, um die selbst gesetzten Ziele auch zu erreichen. Zur Unterstützung dieser Planungen werden die Stätten mit dem Kulturerbe-Siegel auch Ende 2016 einen Antrag auf Förderung eines Netzwerks im Programm Creative Europe – Culture einreichen, wobei die Burghauptmannschaft Österreich als eine der größeren Trägerorganisationen die Rolle des Einreichers übernehmen wird.


In December 2015 Vienna‘s Hofburg was awarded the European Heritage Label, a certificate introduced by the EU Commission in 2014 to recognise sites with particular symbolic value for the shared history, unification and identify of Europe. The goals of the Heritage Label are to strengthen the focus on European achievements and values like peace, democracy, the rule of law, tolerance and solidarity and to create a bridge from historical reference points to the present. Twenty-nine sites have been awarded the Heritage Label to date, in Austria the Hofburg is joined by the Archaeological Park Carnuntum.

This recognition officially confirms the role played by the Hofburg in the history and unification of Europe. It is a mandate not only to preserve the building, but to also fill it with life through intelligent usage concepts – and that can only work with the necessary financial support. One logical conclusion was the selection of “Financing historical buildings“ as the topic for this year‘s Congress.

The former Habsburg residence in Vienna has developed into one of the most spectacular exhibition complexes in the world over a period of 100 years: 16 museums, three churches, one of the world’s most important libraries, a congress centre for international meetings and staterooms for balls illustrate the modern interpretation of this imperial government district in a democratic manner. With its18 tracts, 54 stairways, 19 courtyards and 2,600 rooms, the Hofburg is the world’s largest secular residential district. It covers more than 500,000 square metres of floor area, together with the MuseumsQuartier, which also make it one of the largest cultural sites.

Today the Hofburg is perceived only in its component parts, e.g. through the various museums as its main users, and not in its entirety. Each institution based in the complex has developed its own activities and communication strategy over time, a situation which represents an untapped marketing potential. The current project aims to provide a clear overall view of the Hofburg by focusing on the European dimension of the site. The central idea is to improve coordination between the involved institutions and to develop a common communication strategy and branding.