Kaffeesatz lesen

In den kommenden Tagen und Wochen werden in der ImmoFokus-Redaktion zahlreiche Halbzeitbilanzen eintrudeln. Was vielen dieser Meldungen gemeint ist: Sie sind (in der Regel) nicht überprüfbar.

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In den kommenden Tagen und Wochen werden in der ImmoFokus-Redaktion zahlreiche Halbzeitbilanzen eintrudeln. Da wird die eine oder andere Rekordmarke fallen. „Noch nie so viel vermietet!“, „Noch nie so viel verkauft.“ „Das beste Halbzeit(ergebnis) der letzten fünf Jahre“, wenn nicht sogar seit Bestehen des Unternehmens“. Was vielen dieser Meldungen gemeint ist: Sie sind (in der Regel) nicht überprüfbar. Ist auch einerlei. Sollen sich die Unternehmen in den Sack lügen. Am Ende der zweiten Halbzeit mag dann das Erwachen kommen. Ärgerlich wird es aber, wenn Marktdaten der Öffentlichkeit präsentiert werden, die keinerlei Aussagekraft haben. Ich möchte jetzt nicht den Britischen Premier Winston Churchill zitieren, dem nachgesagt wird, gesagt zu haben, dass er keiner Statistik glaube, die er nicht selbst gefälscht habe. Wie aussagekräftig ist eine Statistik über Verkaufspreise, die allein auf Angebotspreisen der auf Immobilienplattformen platzierten Immobilienangeboten basiert. Sie können nur einen Teil des Angebotes ab. Dazu kommt noch, dass viele Objekte von mehreren Maklern angeboten werden, und damit mehrfach den Weg in die Statistik finden. Aus diesem Datengemenge eine Preisentwicklung ableiten zu wollen, ist schlichtweg unprofessionell. Von der breiten Öffentlichkeit werden diese Daten aber für bare Münze genommen und in Publikumsmedien (ohne Hinweis auf die Datenlage) verbreitet. Wie war das noch einmal bei der Diskussion um die Leerstandsabgabe: Geschätzte 30.000 bis 100.000 Wohnungen sollen leerstehen, hieß es damals. Na - geht das vielleicht ein wenig genauer? Auch dem Office- und Retail-Immobilien-Markt könnte ein wenig mehr Transparenz und Ehrlichkeit guttun. Wann wurde zuletzt wirklich erhoben, wieviel Quadratmeter an Büroflächen tatsächlich leerstehen? Wenn man durch Wien fährt und die vielen leerstehenden Bürohäuser sieht, will man nicht glauben, dass der Leerstand nicht deutlich über 20 Prozent liegt. Stellt sich natürlich die Frage: Was ist Leerstand? Wann ist ein nicht-vermietetes Büro dem Leerstand zuzurechnen? Wenn ein Mieter auszieht – egal in welchem Zustand? Oder sich kein Nachmieter findet, obwohl das Büro den modernen Anforderungen entspricht? Keine Frage: Der Weg zu wirklich validierten Daten ist mühsam und steinig. Der Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Noch stehen wir.
Quelle: Fotolia
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