Kaffeesud lesen

Trotz steigender Inflation in der Euro-Zone setzt die EZB den Kauf von Staatsanleihen fort und lässt die Zinsen im Keller. Welche Parameter letztendlich entscheidend für das Anheben der Leitzinsen sein werden, darüber schweigt EZB-Chef Mario Draghi. Transparenz fehlt – und wird wohl auch so bleiben. Bleibt uns nichts anderes über, als weiter im Kaffeesud zu lesen.

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Trotz steigender Inflation in der Euro-Zone setzt die EZB den Kauf von Staatsanleihen fort und lässt die Zinsen im Keller. Die Leitzinsen liegen derzeit bei null Prozent. Der sogenannte Einlagensatz steht weiterhin bei minus 0,4 Prozent. Banken müssen also Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht Geld bei der Notenbank parken. Die Rufe der Politik angesichts guter Wirtschaftsdaten und einer langsam aufkeimenden Inflation, das Zinsniveau endlich zu erhöhen, verhallen in den Hallen der EZB ungehört. Erst vor kurzem haben die Wirtschaftsforscher des IHS und des WIFO ihre Prognosen deutlich ins Positive revidiert. Das Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) hat die BIP-Prognose für heuer von 2,0 Prozent im März auf nunmehr 2,4 Prozent angehoben - und auch das Institut für Höhere Studien (IHS) ist mit 2,2 Prozent Wachstumserwartung für 2017 viel optimistischer als im Frühjahr, als man lediglich 1,7 Prozent Plus vorhergesagt hat. Vielleicht auch weil Wahlen anstehen? Aber das ist eine andere Geschichte. Die EZB hält an der Niedrig-, besser gesagt Null-Zins-Politik und am Quantitative Easing fest. Die Währungshüter ließen sich gestern auf ihrer Zinssitzung in Frankfurt die Tür offen, die Anleihenkäufe notfalls erneut auszuweiten. Nach knapp drei Jahren Quantitative Easing wird die EZB ca. 2,5 Billionen Euro – das sind 2.500.000.000.000 Euro - an Anleihen halten. Wie die EZB die angekauften Anleihen wieder loswerden will, steht in den Sternen. Auch wenn die niedrigen Zinsen den Immobilienmarkt beleben und nach den Krisenjahren 2008 den Immobilien-Turbo so richtig befeuern – mit dem Quantitative Easing -Programm greift die EZB in die Verteilung des Wohlstands ein. Von günstigen Krediten profitieren besonders die Besitzer von Immobilien oder Aktien, deren Wert steigt. Zweitens: Quantitative Easing steigert die Nachfrage nach risikoreichen Finanztiteln wie Aktien und Unternehmensanleihen und heizt Immobilienpreise zusätzlich an. Blasenbildung inklusive anschließendem Kollaps inklusive. Aber wollen wir den Teufel nicht an die Wand malen. Gegenargument: Von niedrigen Zinsen profitieren unter anderem Haushalte, die Schulden aufnehmen wollen, etwa für den Kauf einer Immobilie. Im Euroraum sind das im Durchschnitt zwei von fünf Haushalten. Ja das ist richtig. Richtig ist aber auch, dass sich viele Haushalte die Rückzahlungen nicht mehr leisten werden können, wenn die Zinsen steigen. Denn nach wie vor greifen viele zu den im Vergleich Fixzinsen deutlich niedrigeren variablen Zinsen. Dass kann ins Auge gehen. Denn viele Experten rechnen damit, dass die Zinsen - wenn sie steigen - deutlich schneller steigen werden, als sie gesunken sind. Auch das wäre kein Problem, wenn die EZB auf den Tisch legen würde, welche Parameter letztendlich entscheidend für das Anheben der Leitzinsen sind. Dieses Maß an Transparenz fehlt – und wird wohl auch so bleiben. Bleibt uns nichts anderes über als weiter im Kaffeesud zu lesen.
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