Keine Entspannung an der Preisfront für frei finanzierte Neubauwohnungen

2025 brechen die Fertigstellungen voraussichtlich massiv ein, "Die Preise werden nicht sinken, sie werden weiter steigen so der WKÖ-Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Gerald Gollenz.

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Keine Entspannung an der Preisfront für frei finanzierte Neubauwohnungen

Keine Entspannung an der Preisfront für frei finanzierte Neubauwohnungen ortet die Wirtschaftskammer Österreich. "Die Preise werden nicht sinken, sie werden weiter steigen oder seitwärts steigen, weil die Baukosten hoch sind, die Grundkosten hoch sind und die Zeit der Nullzinspolitik ist auch vorbei", sagte der WKÖ-Fachverbandsobmann der Immobilien- und Vermögenstreuhänder, Gerald Gollenz. 2025 gebe es einen Knick bei den Fertigstellungen und somit einen Preisschub.

"Ich erwarte heuer noch eine Seitwärtsbewegung, aber im nächsten Jahr eine deutliche Preissteigerung für neue Immobilien", bekräftigte der Sprecher der Berufsgruppe Bauträger im Fachverband, Hans Jörg Ulreich, am Mittwoch in einer Pressekonferenz. "Es ist das Einmaleins der Wirtschaft, wenn es weniger Angebot gibt, steigen die Preise. Wir hatten in den vergangenen eineinhalb Jahren ausreichend Fertigstellungen und weil nichts nachkommt, werden die Preise steigen - in ein bis zwei Jahren deutlich." "Die Genossenschaften bauen in ihrem Bereich zu wenig", hielt Gollenz mit Blick auf das günstigere Wohnbausegment fest.

Doch auch im frei finanzierten Neubau kommt es den Angaben zufolge zu einem Engpass - 2025 brechen die Fertigstellungen voraussichtlich massiv ein. Nach einem Rückgang um 12 Prozent oder rund 5.000 Wohnungen auf prognostiziert 38.700 im heurigen Jahr gegenüber 2023 (vorläufig: 43.800), sei 2025 ein Einbruch auf 34.700 fertiggestellte Einheiten zu erwarten - um ein Drittel weniger als 2023, geht aus dem "1. Österreichischen Neubaubericht" hervor, der von der Firma Exploreal im Auftrag der Wirtschaftskammer auf Basis von bereits vorhandenen Daten von Bauträgern und Hochrechnungen erstellt wurde. 2022 sei das letzte Rekordjahr bei den Fertigstellungen gewesen, so die beiden Exploreal-Geschäftsführer, Alexander Bosak und Matthias Grosse.

"Es gibt jetzt erst einmal ausreichend Angebot in Wien, aber es kommt nicht mehr nach - nächstes Jahr gibt es deutlich weniger", so Ulreich. In der Bundeshauptstadt gebe es zu wenig Zwei-Zimmer-Wohnungen für die 70 bis 80 Prozent Ein- bis Zwei-Personen-Haushalte.

Konkret legten die Kaufpreise für frei finanzierte Neubauwohnungen 2023 im österreichweiten Schnitt den Exploreal-Daten zufolge gegenüber 2022 um 9,5 Prozent auf 6.101 Euro pro Quadratmeter zu (Datenbasis: 23.554 verkaufte Wohnungen).

Am teuersten waren die Wohnungen demnach in Tirol mit im Schnitt 7.421 Euro (plus 10,7 Prozent), Wien mit 7.069 Euro (plus 4 Prozent) und Salzburg mit 6.364 Euro (plus 12,7 Prozent). Dahinter rangierten Kärnten mit 5.563 Euro pro Quadratmeter (plus 12,8 Prozent), Niederösterreich mit 4.951 Euro (plus 7,7 Prozent), das Burgenland mit 4.700 Euro (plus 4,8 Prozent), Oberösterreich mit 4.579 Euro (plus 6 Prozent) und die Steiermark mit 4.445 Euro (plus 11,7 Prozent). Für Vorarlberg liegen vorerst keine Daten vor.

Bei der Preisentwicklung im Jahresverlauf 2023 zeigt sich ein etwas anderes Bild - da kam es in Tirol zu einem kräftigen Preisrückgang von 7,9 Prozent, in Wien zu einem Minus von 2,7 Prozent und im Burgenland zu einem Minus von 1,2 Prozent. In den anderen Bundesländern stiegen die Preise in etwa in der oben genannten Größenordnung.

Nach oben ging es dem Marktbericht der WKÖ zufolge 2023 gegenüber 2022 auch bei den frei finanzierten Mieten - im bundesweiten Schnitt um 6,5 Prozent auf 12,80 Euro pro Quadratmeter. Dabei handelt es sich um Nettomieten ohne Betriebskosten. In Wien stiegen sie um 8,7 Prozent auf 13,7 Euro je Quadratmeter (Datenbasis: 5.298 Wohnungen), in Graz um 3,5 Prozent auf 11,20 Euro (1.517 Wohnungen) und in Niederösterreich um 3 Prozent auf 10 Euro (1.292 Wohnungen).

"Wir sind in einer schwierigen Zeit", merkte Gollenz zum Gesamtmarkt an und verwies dabei auf Corona, die (hohe) Inflation, den Ukraine-Krieg und die KIM-Verordnung. Der Markt sei nicht krank, aber er hinke ein bisschen. "2023 war ein schwieriges Jahr für die Kunden", sagte Ulreich und verwies auf eine Verunsicherung der Kunden betreffend weitere Zinsentwicklung nach oben. Doch es sei bereits zu einer Trendwende gekommen. "Die Fixzinsen sind allein seit Oktober um 1 Prozent gesunken." Und angesichts des 2025 bevorstehenden Einbruchs bei den Fertigstellungen setzten die Menschen, die über entsprechend viel Bargeld verfügten, auf das Motto "Grundbuch statt Sparbuch". "Diese Devise setzt sich durch, die Kunden kaufen jetzt wieder", so Ulreich. Auch die Banken merkten "eine deutliche Marktbelebung" bei der privaten Immobiliennachfrage, "zumindest im oberen, hochqualitativen Segment - im großvolumigen Wohnbau schaut's wieder anders aus".

Ein großvolumiger, frei finanzierter Neubau gehe sich nicht aus, solange die Zinsen so hoch seien. "Dass wir in eine gewaltige Baukrise schlittern, habe ich vor eineinhalb Jahren schon gesagt. Und da fahren wir voll gegen die Wand", strich Ulreich hervor. Es brauche eine höhere Sanierungsrate. "Da wäre Platz für die Tausenden Bauarbeiter, die ab Sommer wahrscheinlich stempeln gehen, weil es keine Neubauten gibt."